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Kommunikations-Panne bei der Regierung von Oberbayern: Neun syrische Flüchtlinge machen sich zu Fuß vom Bahnhof Baar-Ebenhausen aus auf den Weg zu ihrer Unterkunft in Reichertshofen – das Landratsamt wusste nichts von ihrer Ankunft

(ty/zel) Weil es zwischen der Regierung von Oberbayern und dem Landratsamt Pfaffenhofen eine Kommunikations-Panne gegeben hat, sahen sich neun syrische Flüchtlinge in der Nacht zum Dienstag offensichtlich gezwungen, sich zu Fuß auf den Weg vom Bahnhof Baar-Ebenhausen aus nach Reichertshofen machen. Eigentlich sollten die Flüchtlinge in Pfaffenhofen aus dem Zug steigen und von dort aus zu ihrer Unterkunft in Reichertshofen gebracht werden. Doch bei der Organisation dieses Transfers ist gehörig etwas schief gelaufen. Die Bezirksregierung räumte bereits ein Versäumnis ein. Es wurde demnach schlicht vergessen, den Landkreis Pfaffenhofen über die Ankunft der Gruppe zu informieren.

„Die Asylbewerber für die Unterkunft in Reichertshofen sollten sich ursprünglich am 23. Oktober beim Landratsamt Pfaffenhofen melden. Der Vollzug der Zuweisung hat sich dann aber verzögert, darüber wurde das Landratsamt wohl nicht mehr rechtzeitig von uns informiert. Das sollte natürlich nicht passieren.“ So wurde die Panne von Seiten der Regierung von Oberbayern gegenüber der Pfaffenhofener Kreisbehörde erklärt, zitiert Landratsamt-Sprecher Karl Huber die entsprechende Auskunft.

Gegenüber unserer Zeitung schilderte Huber heute, was sich in dieser besagten Nacht abgespielt hat. Die Geschichte beginnt damit, dass für vergangenen Donnerstag, 23. Oktober, neun Asylbewerber angekündigt waren, die in Pfaffenhofen eintreffen sollten. „Die damalige Zuweisung wurde nicht vollzogen. Die Gruppe traf erst in der Nacht auf den 28. Oktober im Landkreis ein. Allerdings nicht, wie angekündigt, in Pfaffenhofen, sondern am Bahnhof Baar-Ebenhausen“, berichtet Huber. Es handelte sich um insgesamt neun syrische Staatsangehörige: eine Familie mit vier Kindern und drei Männer.

Der zuständige Mitarbeiter des Pfaffenhofener Sozialamts wurde laut Huber in der Nacht von der Polizei darüber informiert, dass die besagte Asylbewerber-Gruppe zu Fuß von Baar-Ebenhausen zur anvisierten Unterkunft in Reichertshofen unterwegs war. „Die Polizei war offenbar von einem Passanten benachrichtigt worden.“ Der Landratsamt-Mitarbeiter habe dann das Weitere veranlasst und zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die neun Personen in der Unterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge in Reichertshofen untergebracht.

Nach Angaben des Landratsamts war man über die Zuweisung nicht vorab von der Regierung informiert worden. Der Fehler liegt folglich also beim Bezirk. Im Landratsamt hat man allerdings auch ein gewisses Verständnis und erklärt, „dass aufgrund der Vielzahl von Aktivitäten eine solche Kommunikationspanne menschlich ist und durchaus passieren kann“.

Zum Hintergrund verweist man seitens des Landratsamts auf die im Nachgang zu der Panne von der Regierung erhaltene Erklärung. Im Regelfall bekommen die Asylbewerber demnach von der Regierung Fahrkarten. Nur, wenn größere Verlegungen in einen Landkreis oder einen Regierungsbezirk anstehen (zum Beispiel 100 Personen in einen anderen Regierungsbezirk), würden Busse eingesetzt. Von der Erstaufnahme-Einrichtung München werden den Angaben zufolge täglich Asylbewerber nach ganz Südbayern – Oberbayern, Niederbayern und Schwaben – weitergeleitet.

Jeden Asylbewerber, der die Erstaufnahme-Einrichtung verlasse, durch eigenes Personal zu begleiten, sei nicht leistbar und wäre aus Sicht der Bezirksregierung zudem das falsche Signal: „Wir begegnen oft dem Stereotyp, dass Asylbewerber in Deutschland nicht alleine Zug fahren können. Bei aller Fürsorge dürfen wir die zu uns kommenden Menschen nicht unterschätzen. Ein Asylbewerber ist in der Regel vier bis sechs Wochen in der Erstaufnahmeeinrichtung München, bevor er an eine Unterkunft weitergeleitet wird. Er benutzt während dieser Zeit in München täglich wahrscheinlich mehrmals die S- und U-Bahn, um Behördentermine wahrzunehmen, einzukaufen, Bekannte zu besuchen usw.“  

Vom Zuweisungsverfahren her laufe es so, dass die Regierung von Oberbayern das jeweilige Landratsamt bezüglich der anstehenden Verlegung (Zuweisung) unterrichte. „Die Asylbewerber werden von uns gebeten, sich zu einem bestimmten Termin beim Landratsamt einzufinden.“ Dort werde dann alles weitere geregelt.

Die Asylbewerber für die Unterkunft in Reichertshofen, die nun in der Nacht auf gestern in Baar-Ebenhausen gestrandet sind, sollten sich ursprünglich am 23. Oktober beim Landratsamt Pfaffenhofen melden. Der Vollzug der Zuweisung habe sich dann aber verzögert, „darüber wurde das Landratsamt wohl nicht mehr rechtzeitig von uns informiert“, räumt man bei der Bezirksregierung ein. „Das sollte natürlich nicht passieren. Aber allein in der Erstaufnahme betreuen wir derzeit rund 4000 Asylbewerber in 16 Standorten; da ist es nicht auszuschließen, dass ein Mitarbeiter  den – selbstverständlich sehr wichtigen – Anruf beim Landratsamt übersehen hat.“


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