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Land unter: Fotos und Berichte zur Lage in der Umgebung von Ingolstadt

Von Tobias Zell

Am dramatischsten ist die Hochwasser-Situation in Passau. Dort wurde, wie berichtet, bereits Katastrophenalarm ausgelöst und die Bundeswehr um Unterstützung gebeten. Weite Teile der Altstadt sind nur noch per Boot erreichbar. Man rechnet mit einem Pegel von bis zu elf Metern. Aber auch in der Region, wie in den Kreisen Kelheim und Neuburg-Schrobenhausen, halten die Fluten die Hilfskräfte in Atem. Schutzvorrichtungen sind bereits installiert oder werden aufgebaut, Feuerwehren und das Technisches Hilfswerk sind im Einsatz, Straßen sind gesperrt, die Bevölkerung ist gewarnt.

Das eigentliche Bett der Donau in Kelheim ist links im Bild; zwischen den beiden Baumreihen ist normalerweise die Uferpromenade mit Schiffsanlegestelle.

Der Krisenstab des Landratsamts Kelheim hat heute Vormittag eine weitere Lagebesprechung abgehalten: Hier werden Wasserstände in der Größenordnung des Hochwassers von 2002 und 2005 mit zirka sieben Metern erwartet. Damit bliebe der Pegel fast einen Meter unter der Marke des verheerenden Jahrhunderthochwassers von 1999 mit 7,96 Metern. Heute um 19.30 Uhr wurde ein Pegelstand von 6,18 Metern aus Kelheim gemeldet.

Heute Nacht um 1.30 Uhr war beim Pegel Kelheim die Meldestufe 3 erreicht worden, heute Nachmittag folgte dann die höchste Meldestufe vier - Tendenz des Pegels: weiter steigend. Der Scheitel der Hochwasserwelle werde aber erst für Dienstag erwartet, hieß es.

Das weltbekannte Kloster Weltenburg ist immer wieder vom Hochwasser umspült. Deshalb wurde ein Hochwasserschutz installiert.

Die Donau-Gemeinden Neustadt, Kelheim, Saal und Bad Abbach haben die Hochwasserschutzmaßnahmen bereits in Angriff genommen. Die künstliche Schutzmauer am historischen Kloster Weltenburg ist bereits vollständig aufgebaut worden. Am Samstagnachmittag hatte der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) das älteste Kloster Bayerns besucht, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Einsatzkräfte errichteten rund um das Kloster einen mobilen Schutzwall, um die Fluten abzuhalten. Für den mobilen Schutzwall ist es die erste echte Bewährungsprobe.

Mit Gottes Hilfe: Abt Thomas Freihart informiert sich. Im Hintergrund der neue künstliche Hochwasserschutz für das Kloster Weltenburg.

Am Pegel der Abens in Mainburg wird eine weitere Hochwasserwelle erwartet, nachdem der Pegel heute Nacht vorübergehend deutlich gefallen war. In Irnsing bei Neustadt wird heute Abend eine Dammsperre zum Schutz des Dorfes aufgebaut, wodurch dann auch die Ortsdurchfahrt gesperrt ist. Das hat auch Auswirkungen auf den öffentlichen Linienverkehr. Ob noch weitere Straßen im Kreis Kelheim wegen Hochwassers gesperrt werden müssen, ist noch unklar. Zahlreiche Straßen sind bereits gesperrt. In der Bachgasse in Saal wurde heute ein Hochwassersteg errichtet.

Kein Durchkommen ist auch hier in Vohburg mehr. Der Maibaum zeugt davon, dass hier eigentlich Land ist, nicht Wasser.

In Vohburg hat Bürgermeister Martin Schmid heute Vormittag neben der Stadtfeuerwehr auch die Wehren aus allen Ortsteilen alarmiert. Rund 30 Männer sind im Einsatz. Mit zwei Hochleistungspumpen „Hannibal“, die jeweils 7000 Liter pro Minute bewältigen, soll die Kanalisation entlastet beziehungsweise der Grundwasserspiegel gesenkt werden, damit die Keller in der Stadt nicht volllaufen, so Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung.

Lagebesprechung: Vohburgs Rathauschef Martin Schmid steht in ständigem Kontakt mit der Feuerwehr.

Auch im Kreis Neuburg-Schrobenhausen verschärften die anhaltenden Regenfälle die Hochwasserlage. Die Pegel von Bächen und Flüssen sind stark angestiegen und erreichen mitunter kritische Werte. Besonders Donau und Paar und deren Nebenflüsse sind betroffen, heißt es aus dem Landratsamt. In der Kreisbehörde ist die Katastrophenschutzstelle durchgehend besetzt. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Bayerisches Rotes Kreuz haben die Arbeit aufgenommen. Überflutete Straßen wurden abgesperrt. In Neuburg wird am Donaukai der mobile Hochwasserschutz errichtet.

Um 19 Uhr meldete der Hochwassernachrichtendienst für die Stadt Neuburg einen Pegel von 5,24 Meter. Das entspricht der Meldestufe 3 von vier. Geh- und Radwege entlang der Donau sind überflutet und abgesperrt. Betroffene Anwohner wurden über die Lage informiert, ebenso Firmen im Industriegebiet Grünau.

Land unter: Hier parken normalerweise Touristen, die das Kloster Weltenburg besuchen. Foto: Johann Brunner

Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt rechnet mit Erreichen des Scheitelpunktes am morgigen Montagvormittag und prognostiziert für Neuburg einen maximalen Pegelstand von rund sechs Metern. Vorsorglich habe sich die Stadt Neuburg dazu entschlossen, den mobilen Hochwasserschutz am Donaukai zu errichten. Das THW hat die örtliche Einsatzleitung übernommen und ist mit 35 Mann im Einsatz; hinzu kommen rund zehn Feuerwehrkräfte. Zur Versorgung der Einsatzkräfte errichtet das BRK in der Markthalle eine Sammelstelle. Der Verkehr über die Neuburger Donaubrücke ist durch den Aufbau nicht beeinträchtigt.

Auch im Burgheimer Ortsteil Moos, der durch die Donau besonders gefährdet ist, wurden Anwohner benachrichtigt, Garagen und Keller zu räumen. Gleiches gilt für Stepperg im Bereich der Gemeinde Rennertshofen, wo bereits die Usselstraße gesperrt ist. Nicht mehr befahrbar ist auch die Donaubrücke zwischen Burgheim und Bertoldsheim. Die Kreisstraße ND 11 ist in diesem Bereich gesperrt. Die Lage an der Bergheimer Spange (Staatstraße 2043) mit Donaubrücke wird von der Polizei beobachtet.

Herzlich willkommen in Eining an der Fähre: Hier tummeln sich normalerweise Ausflügler im Biergarten.

In Schrobenhausen erreichte der Pegelstand der Paar bei Mühlried um 15.15 Uhr 3,27 Meter (Meldestufe 3). Die Freiwillige Feuerwehr füllte dort rund 10 000 Sandsäcke und sichert vorsorglich besonders neuralgische Stellen in Mühlried ab.

Anwohner in den betroffenen Gebieten im gesamten Kreis Neuburg-Schrobenhausen müssen mit erhöhten Grundwasserständen rechnen, wie das Landratsamt betont. Durch den vorhergesagten Dauerregen könne sich die Situation in den nächsten Stunden weiter verschärfen. „Gefährdete Räume sind auszuräumen, Heizung und elektrische Geräte abzustellen. Insbesondere Heizöltanks müssen verankert werden“, heißt es weiter. Bei Austritt von Schadstoffen sei die Feuerwehr unter Telefonnummer 112 zu verständigen.


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