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Ilmtalklinik will Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe neu strukturieren – Geschäftsführer Marcel John erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, was es mit dem geplanten medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) auf sich hat, das dafür gegründet werden soll

Von Tobias Zell

Wenn es nach dem Pfaffenhofener Kreistag geht, kann an der Ilmtalklinik ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gegründet werden. Mit diesem Schritt will Klinik-Geschäftsführer Marcel John die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe stärken und dafür erst einmal neue Strukturen schaffen. Weil es sich hier um eine keineswegs beiläufige Maßnahme handelt, war der Kreistag gefragt – denn der Landkreis Pfaffenhofen ist bekanntlich Hauptgesellschafter der Klinik-GmbH. Das Gremium stimmte am Montag fast einhellig zu, folgte damit der Empfehlung des Kreisausschusses und beauftragte somit Landrat Martin Wolf (CSU), in der Gesellschafterversammlung für die Einrichtung dieses MVZ zu votieren – nur Kreisrat Roland Dörfler (Grüne) war dagegen, er sah grundsätzliche Fragen nicht ausreichend geklärt und blieb skeptisch.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Klinik-Geschäftsführer Marcel John jetzt noch einmal detailliert, was genau es mit diesem MVZ auf sich hat, warum es überhaupt gegründet werden soll und wie das finanziell ablaufen wird. Mit der Einrichtung des medizinischen Versorgungszentrums an der Pfaffenhofener Klinik soll demnach vorrangig die gynäkologische Hauptabteilung (Gynäkologie und Geburtshilfe) gestärkt und weiterentwickelt werden. Ziel sei es dabei, in dem MVZ künftig Ärzte anzustellen, die dann auch die Bereitschaftsdienste in der Geburtshilfe abdecken. So soll eine rund um die Uhr verfügbare Versorgung gesichert werden.

Momentan sind es vier Ärzte, die den Bereitschaftsdienst abdecken, wie John erklärt: zwei an der Ilmtalklinik angestellte sowie zwei externe, niedergelassene Mediziner. Es sei aber bereits absehbar, dass die beiden externen Kollegen diese Dienste in absehbarer Zeit nicht mehr übernehmen. Somit wäre der 24-Stunden-Bereitschaftsdienst in Gefahr. Nun könnte man freilich zur Lösung dieses Engpasses an der Klinik zwei zusätzliche Ärzte anstellen, räumt John ein – aber das sei natürlich auch eine finanzielle Frage. Stattdessen will man dieses „Problem“ durch die Einrichtung des MVZ lösen.

Das medizinische Versorgungszentrum soll aus einem frauenärztlichen Kassensitz und einem halben kinderärztlichen Kassensitz bestehen und auch auf diese Mindestgröße beschränkt bleiben  – das werde so in der Satzung festgeschrieben, erklärt John. Denn man wolle keinesfalls in Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten treten, sondern im Vordergrund stehe die Sicherung und Stärkung der 24-Stunden-Bereitschaft.

Mit den beiden Medizinern, denen die – damals von der Ilmtalklinik gekauften –Kassensitze aktuell noch gehören, wurde laut John eine Vereinbarung getroffen, wonach diese Kassensitze dann an das neue MVZ übergehen. Ein Krankenhaus selbst dürfe keine kassenärztlichen Sitze haben, erklärt John zum Hintergrund – außer eben an einem MVZ. Und deshalb wird dieses Versorgungszentrum nun letztlich aus der Taufe gehoben werden. Nach der offiziellen Gründung, die zum 1. August geplant ist, sollen dort Ärzte angestellt werden. Als deren Arbeitgeber hat das MVZ dann freilich direkten Einfluss auf die Dienstpläne und kann so die Notfallbereitschaft sicherstellen. Externen Ärzten könnte man dagegen keine Vorgaben bezüglich ihrer Arbeitszeiten machen.

Marcel John, der Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH.

Der Betrieb des MVZ soll im Rahmen einer gemeinnützigen GmbH organisiert werden, die als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Ilmtalklinik-GmbH fungiert. Als Geschäftsführer soll im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung Norman Fötzsch wirken; er ist die rechte Hand von Klinik-Geschäftsführer John. Die ärztliche Leitung des MVZ soll Kinderarzt Dr. Stephan Arenz übernehmen. Administrative Prozesse – wie etwa die Finanzbuchhaltung, die Abrechnung und das Personalmanagement – sollen von der Ilmtalklinik-GmbH übernommen und entsprechend verrechnet werden, so John. Das MVZ selbst mietet sich in der Ilmtalklinik ein. Das Inventar der übernommenen kassenärztlichen Sitze gehe an das MVZ über.

Bei der Abrechnung der Leistungen, die in dem MVZ erbracht werden, würde nach den Worten von John die kassenärztliche Vereinigung zwar durch Abschlagszahlungen in Vorleistung gehen, dafür aber eine Bürgschaft verlangen. In Pfaffenhofen will man auf diese Abschlags-Einnahmen verzichten, wodurch die Bürgschaft hinfällig wird. Allerdings braucht das MVZ freilich Geld (zum Beispiel für die Löhne), um die ersten sieben Monate zu überbrücken – also die Zeit, bis erstmals Geld von den Krankenkassen fließt. Dieses Geld bekommt das MVZ von der zur Ilmtalklinik gehörenden Dienstleistungs-GmbH im Rahmen eines Darlehens. „Natürlich hätte man auch einen Kredit von der Bank aufnehmen können“, sagt John. Aber da die Dienstleistungs-GmbH die benötigten rund 200 000 Euro zur Verfügung habe, hole man sich den Kredit lieber „aus der Familie“.

„Für die Patienten ändert sich durch die Gründung des MVZ nichts“, unterstreicht John im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihm ist es vor allem wichtig zu betonen, dass damit auch künftig der Bereitschaftsdienst rund um die Uhr sichergestellt sei. Es sei indes auch nicht das Ziel des MVZ, hohe Gewinne zu erwirtschaften. Freilich solle auch kein Defizit auflaufen, sagt John. Aber vereinfacht gesagt reiche es, wenn am Ende so viel Geld übrig bleibt, dass man Rücklagen für künftige Neuanschaffungen bilden kann. Der Business-Plan sei bereits dem Aufsichtsrat vorgelegt und erläutert sowie von diesem genehmigt worden, berichtet John.

Als weitere Vorteile des medizinischen Versorgungszentrums führt John noch folgende Punkte an: Das MVZ könne als Ausbildungsstätte für junge Mediziner dienen, die später Arztsitze der kassenärztlichen Vereinigung in der Region übernehmen könnten. Die wohnortnahe Patientenversorgung werde nachhaltig gesichert. Und das MVZ  biete ein „attraktives Zukunftsmodell für künftige Generationen von Ärzten“, sagt er mit Blick auf die Anstellung in flexiblen Arbeitszeitmodellen, den Wegfall des unternehmerischen Risikos und das gesicherte Grundeinkommen.

Nun fehlt nur noch das grüne Licht aus dem Landkreis Kelheim. Denn auch der ist –wegen des Krankenhauses in Mainburg – ebenfalls Gesellschafter der Klinik-GmbH und damit ebenso gefragt wie der Pfaffenhofener Kreistag. In Kelheim wird sich der Kreisausschuss am 21. Mai mit dem Thema befassen, ehe dann am 20. Juli der Kreistag abstimmen soll, wie Landrat Hubert Faltermeier (FW) in der Gesellschafterversammlung votieren soll. Sein Pfaffenhofener Kollege Wolf wird zustimmen – das wurde ihm am Montag vom Kreistag so aufgetragen.


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