Landrat Martin Wolf (CSU) hat beim gestrigen Kreisparteitag fünf Faktoren erläutert, die seiner Meinung nach von der hiesigen Politik wesentlich zu begleiten sind
(zel) Eine der größten Herausforderungen für die Zukunft des Kreises Pfaffenhofen sieht Landrat Martin Wolf (CSU) im Wirtschaftswachstum. Er verweist auf die verschiedenen Rankings, die zu diesem Thema immer wieder erscheinen und in denen der Landkreis in der Regel gut bis sehr gut bewertet wird. Aber die Sterne fallen nicht vom Himmel, betont Wolf, denn andere Regionen strengen sich bei der Sicherung des Wohlstands ebenfalls an. Auf- und Überholen sei ein „zäher und mühsamer Prozess“ und nicht zurückzufallen sei eine „Daueraufgabe“. Wolf hat aber fünf Faktoren ausgemacht, die aus seiner Sicht von der hiesigen Politik wesentlich zu begleiten sind, damit der Landkreis Pfaffenhofen im Wettbewerb auch künftig bestehen kann. Diese Punkte führte er gestern Abend – wie bereits kurz berichtet – beim CSU-Kreisparteitag in Hettenshausen näher aus.
Zunächst einmal brauche man im Landkreis ein „unternehmerfreundliches“ und „gründerfreundliches“ Klima. Hier müssten die Gemeinderäte vorangehen, die Fachverwaltungen mitziehen – und die Bürger zulassen, so Wolf. Er meine damit nicht ein „Durchwinken“ von Vorschlägen, stellte er klar, „sondern ein lösungsorientiertes Herangehen bei Konflikten“. Oder anders gesagt: „Wer etwas unternehmen will, verdient unterstützt.“
Zweitens gilt es nach Meinung des Kreischefs, auch weiterhin Wachstum für Gewerbe und Wohnen zu ermöglichen. Man dürfe hier nicht in eine „Blockade-Haltung“ verfallen. Gleichzeitig werden Flächen freilich immer knapper und teurer. Dies erfordere künftig noch mehr Planungs-Anstrengung, so Wolf. Er denk hier zum Beispiel an interkommunale Abstimmung mit kreativen, flächensparenden und naturschonenden Lösungen. „Wenn wir nicht zurückfallen wollen, werden wir in der Region weiter Flächen für Gewerbe, Wohnen und Infrastruktur bereitstellen müssen“, unterstrich Wolf. Das mache vielen Angst, denn: „Es geht um Heimat – um unsere Heimat.“
Deshalb wird es den Entscheidungsträgern nach Ansicht von Wolf eine besondere Anstrengung abverlangen, bei weiterem Flächenverbrauch einen „liebens- und lebenswerten Landschaftsraum zu bewahren“. Man brauche noch mehr Augenmerk auf die Gestaltung von Siedlungs- und Grünräumen, sagt der Landrat. „Wir müssen Gewerbe-Entwicklung an die richtigen Stellen bringen – und wir müssen bezahlbaren Wohnraum für unsere Fachkräfte entwickeln.“
"Schau ma moi, na seng mas scho!" Darauf will sich die Kreis-CSU nicht verlassen und demnächst ein Zukunftspapier vorlegen: Hier Kreistags-Fraktionschef Reinhard Heinrich im Gspräch mit Landrat Martin Wolf (rechts).
Apropos Fachkräfte. Klare Ansage von Wolf: „Wir dürfen nicht weiter über den Fachkräfte-Mangel klagen, sondern müssen Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen. Laut dem aktuellen Bildungsbericht der Bundesregierung gebe es in Deutschland aktuell 37 000 unbesetzte Lehrstellen und gleichzeitig 20 000 unvermittelte Lehrlinge. In der Region 10 seien es 1850 unbesetzte Lehrstellen und 1200 unversorgte Bewerber und im Landkreis Pfaffenhofen 370 unbesetzte Lehrstellen und gleichzeitig 270 unversorgte Bewerber. Wolf stellt klar: „Wir haben noch zu wenig Antworten auf dieses Dilemma.“
Die Bundesregierung stelle noch einmal Finanzmittel zur Verfügung – für Berufsorientierung, Berufsbegleiter und Ähnliches. Doch Wolf hält es für notwendig, dass man auch im Landkreis noch einmal konzertiert auf Lösungssuche begibt. Eine Frage sei zum Beispiel: Wie kommen junge Lehrlinge ohne Führerschein zur Lehrstelle? „Wir haben Disco-Busse, aber wir haben keine Ausbildungs-Busse“, verdeutlicht Wolf.
Ein weitere Herausforderung sieht Wolf in der Frage: Wie bringt man arbeitswillige Flüchtlinge noch zielgerichteter auf freie Arbeitsplätze? Es gebe eine Reihe von vielversprechenden Einzel-Initiativen – vom Wirtschaftsbeirat, vom Förderverein beruflicher Schulen, von der Berufsschule selbst, von Jobcenter und Arbeitsagentur sowie von der Kreishandwerkerschaft. Dennoch erscheint es dem Landrat für notwendig, „dass wir alle noch stärker an der großen gemeinsamen Linie arbeiten, um den Menschen ganz unmittelbar zu helfen und ihr Potenzial noch besser für unseren Standort einzusetzen“.
Viertens unterstreicht Wolf: „Zusätzlich brauchen wir eine Willkommens-Kultur, für mögliche Partner, die wir mit unserem Standort-Marketing in die Region hereinholen wollen.“ Die China-Reise der Delegation aus der Region 10 habe es gezeigt: „Wir können nur international zusammenarbeiten, wenn wir Ansiedlungsflächen, Wohnungen und eine kulturelle Betreuung für mögliche Partner anbieten können – wenn wir dafür in der Region ein gemeinsames Konzept aufstellen.“
Fünftens stellt Wolf fest: „Wir sind bereits jetzt ein Transit-Landkreis.“ Es gelte, bei weiter steigendem Verkehrsaufkommen, für reibungslose Verkehrsflüsse zu sorgen und die Bürger gleichzeitig vor Lärm und Gestank zu schützen. Als wesentliche Verkehrs-Projekte sieht der Landrat den weiteren Ausbau der B16, die Realisierung von Umgehungsstraßen an der B13, den zügigen vier-spurigen Vollausbau der A9 von Eching bis zum Dreieck Holledau sowie das Festhalten an einer zusätzlichen Autobahn-Ausfahrt Bruckbach – einschließlich der notwendigen Lärmschutzmaßnahmen.
Neu hinzu kommt nach Dafürhalten von Wolf die Herausforderung, Verkehrs-Konzepte in der gesamten Region „IngolStadtLandPlus“ abzustimmen. Die Straßenführungen nach Ingolstadt und um Ingolstadt herum, der gemeinsame ÖPNV sowie ein Ausbau der Bahn-Stationen mit Park&Ride-System und Buszubringer-Konzepten stehen da seiner Meinung nach unmittelbar auf der Tagesordnung.
„An Zukunftsaufgaben wird es nicht mangeln“, fasst Wolf zusammen. Doch seiner Meinung nach kann man mit großem Optimismus an die von ihm genannten Aufgaben herangehen. Aus der China-Reise habe er mitgenommen, dass die Wertschätzung für „Made in Germany“ im Wesentlichen an fünf Eigenschaften festgemacht werde: fleißig, verlässlich, korruptionsfrei, qualitäts- und umweltorientiert. „Wenn wir an diesen Tugenden festhalten, muss uns um unsere Zukunft nicht Bange sein.“
Die Kreis-CSU will die von Wolf ausgeführten Punkte demnächst in einem Zukunfts-Papier fixieren. Das erklärte gestern Abend bei der Kreisdelegiertenversammlung sowohl Landrat Wolf als auch der Landtagsabgeordnete Karl Straub, der ja bei der Veranstaltung einstimmig zum neuen CSU-Kreischef gewählt worden war.
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