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In Neuburg und Kelheim wurden jetzt die Notfallpläne zur Unterbringung von Asylbewerbern aktiviert – in Pfaffenhofen droht dieser Schritt nach heutigem Stand erst in zwei, drei Monaten

Audio: "Jetzt wird es konkrete Realität" (Interview mit Landrat Martin Wolf)

(ty/zel) Während in Neuburg jetzt auf die Schnelle 150 und in Kelheim ebenfalls rund 150 Asylbewerber in Turnhallen untergebracht werden müssen, kommt der Landkreis Pfaffenhofen wohl in den nächsten Wochen noch ohne die Aktivierung eines solchen Notfallplans aus. Zwar sei die Situation auch im Kreis Pfaffenhofen angespannt, sagte Landratsamt-Sprecher Karl Huber heute auf Anfrage unserer Zeitung. Doch momentan stünden noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung, sodass die Belegung von Turnhallen derzeit noch kein Thema sei.

Mit „derzeit“ meint Huber – Stand heute – in den nächsten zwei bis drei Monaten. Die Situation könne sich aber schnell ändern, wenn zum Beispiel dem Landkreis mehr Flüchtlinge als bislang zugewiesen würden. Aktuell hat der Kreis pro Woche sieben bis zehn Asylbewerber aufzunehmen. Auch wenn Landrat Martin Wolf (CSU) kürzlich im Interview mit unserer Zeitung bereits erklärt hat, dass die Belegung von Turnhallen angesichts des nicht abreißenden Zustroms von Flüchtlingen notgedrungen bevorstehe, versucht man dennoch alles, um diesen Schritt zu vermeiden beziehungsweise zumindest hinauszuzögern.

Im Landratsamt sei man nach wie vor „auf allen Ebenen aktiv“, um weitere Wohnungen oder Häuser zur Unterbringung von Asylbewerbern zu akquirieren, sagt Huber. Es kämen auch glücklicherweise immer wieder Angebote – und die meisten offerierten Immobilien seien auch geeignet. Denn der Landkreis Pfaffenhofen wolle auch weiterhin stark auf die dezentrale Unterbringung setzen. Das erleichtere die Akklimatisierung der Flüchtlinge, fördere die Integration, reduziere Konfliktpotenzial und erleichtere auch den Betreuen und Helfern die Arbeit. 

Stand heute sind laut Landratsamt im Kreis 868 Flüchtlinge untergebracht – inklusive derer, die im Pfaffenhofener Teil der Max-Immelmann-Kaserne von Oberstimm sowie auf dem Gelände der ehemaligen Patriot-Stellung bei Geisenfeld einquartiert sind. Bis zum Jahresende rechnet man damit, dass der Landkreis Pfaffenhofen etwa 1200 Flüchtlinge aufnehmen muss. Der Druck, Wohnungen oder Häuser zu finden, ist also unvermindert groß – früher oder später wird aber wohl an der Nutzung von Turnhallen kein Weg vorbeiführen. 

Zur Situation im Kreis Kelheim 

Der Krisenstab der Staatsregierung hatte im Herbst entschieden, dass angesichts des Zustroms von Asylbewerbern jede Kreisverwaltungsbehörde in Bayern für die kurzfristige Aufnahme von etwa 200 weiteren Asylbewerbern vorbereitet sein muss, um jedem Szenario standhalten zu können. Die notfallmäßige Unterbringung der Flüchtlinge sieht vor, dass das Landratsamt Kelheim eine Einrichtung vorzuplanen hat, die zur Aufnahme von Flüchtlingen für eine Verweildauer von zirka sechs Wochen geeignet ist. „Die Vorbereitungen mussten so angelegt sein, dass die Einrichtung kurzfristig – das heißt binnen 24 Stunden – belegbar ist und auch die notwendige Gesundheitsuntersuchung vor Ort erfolgen kann“, erklärt ein Sprecher des Landratsamts. 

Wegen der andauernden Flüchtlingswelle werden diese weiteren Kapazitäten nun benötigt. Daher habe die Regierung von Niederbayern auch den Kreis Kelheim heute für die zusätzliche Flüchtlingsunterbringung in die Pflicht genommen. In Rücksprache mit der Stadt war der Regierung die Kelheimer Dreifachturnhalle mit einer Aufnahmekapazität von zirka 150 Personen im Rahmen des Notfallplans gemeldet worden. Die Belegung beginne in den nächsten Tagen, frühestens morgen Abend. Die Flüchtlinge kommen voraussichtlich mehrheitlich aus Syrien, wie es heißt.

Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, der Feuerwehr und des BRK begannen heute Nachmittag, Feldbetten in der Dreifachhalle aufzubauen. Das Landratsamt trage Sorge dafür, dass die Asylbewerber Essen und Getränke erhalten sowie medizinisch untersucht und versorgt werden.
Unterstützt werden bei der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge die Ämter für öffentliche Sicherheit und Ordnung, für soziale Angelegenheiten und das Ausländer- und Gesundheitsamt am Landratsamt von der Stadt Kelheim, der Goldberg-Klinik sowie vom BRK, THW, DLRG und Polizei.

„Wir müssen für diese Übergangszeit den Asylbewerbern eine menschenwürdige Unterkunft bieten, bis über die Asylanträge entschieden ist. Gleichzeitig soll die Belastung für die betroffenen Schulen und Vereine so reibungslos und gering wie möglich gehalten werden“, sagte der amtierende Kelheimer Bürgermeister Christian Prasch (CSU). Die Dreifachturnhalle kann nun bis auf Weiteres nicht mehr genutzt werden. Aus diesem Grund hat Prasch alle Fraktionssprecher, Schulen und betroffenen Vereine heute zu einer Sondersitzung ins Rathaus eingeladen und informiert.

Zur Situation im Kreis Neuburg-Schrobenhausen 

Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen erwartet morgen die Ankunft von 150 Asylbewerbern, die vorübergehend in zwei Turnhallen des Descartes-Gymnasiums in der Kreisstadt untergebracht werden. Hintergrund ist die Aktivierung des Notfallplans für Asylbewerber im Landkreis durch die Regierung von Oberbayern. Die Bewältigung dieser Aufgabe obliegt einem Krisenstab unter Federführung des Landratsamts. Dem „Kompetenzteam Asyl“ gehören neben Mitarbeitern der Kreisbehörde örtliche Vertreter von BRK, THW, Polizei und Feuerwehr an. Insgesamt sind rund um den Notfallplan über 120 Personen im Einsatz.

Die Planungen der Experten zur Errichtung einer Not-Erstaufnahmeeinrichtung liefen seit einigen Tagen, so dass bereits kurz nach der Aktivierung die Aufbauarbeiten in der Unterkunft begannen. 30 Helfer des Neuburger THW und der Feuerwehr kümmerten sich um den Aufbau der insgesamt 150 Feldbetten, wobei in jeder der zwei Turnhallen 75 Personen Platz finden, wie ein Sprecher des Landratsamts mitteilt.

Um ein Mindestmaß an Privatsphäre zu bieten, wurden in den Hallen mobile Sichtschutzwände errichtet. Heute folgten weitere Arbeiten. Unter anderem wurde der Bereich für die Essensausgabe vorbereitet und ein Sanitär-Container platziert. Heute Abend informiert das Landratsamt Anwohner und die Schulfamilie des Gymnasiums über die Situation. Neben dem Landrat werden auch Vertreter der Hilfsorganisationen Auskunft geben.

Die Ankunft der 150 Asylbewerber, die bereits kurz nach ihrem Eintreffen im Münchner Ankunftszentrum nach Neuburg gebracht werden, erfolge voraussichtlich morgen um die Mittagszeit. Die Asylbewerber werden registriert und ein Gesundheitscheck durchgeführt. Anschließend geht es in begleiteten Gruppen zur Unterkunft. Verpflegung, medizinische Versorgung und soziale Betreuung werden vom Landratsamt sichergestellt. Ein Sicherheitsdienst sei dauerhaft mit acht Mitarbeitern vor Ort. Nach Angaben der Regierung von Oberbayern bleiben die Asylbewerber im Durchschnitt vier bis sechs Wochen in solchen Notunterkünften. Danach werden die Notunterkünfte geschlossen.

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