Der Schmetterling lebt im 2970 Hektar großen FFH-Gebiet "Paar" – Damit das auch so bleibt, soll ein Managementplan entwickelt werden – Der Runde Tisch trifft sich am 4. November in Pfaffenhofen
(ty) Die Regierung von Oberbayern veranstaltet zusammen mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Pfaffenhofen, dem hiesigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt einen Runden Tisch zum Managementplan für das Gebiet „Paar“. Das Treffen findet am Mittwoch, 4. November, ab 13.30 Uhr im Mehrweckraum im Untergeschoss der Pfaffenhofener Georg-Hipp-Realschule (Niederscheyerer Straße 2) statt. Kommen kann jeder, der sich für das Thema interessiert.
Bei der Umsetzung von „Natura 2000“ ist für das Gebietsmanagement der „Paar“ die Regierung von Oberbayern als Höhere Naturschutzbehörde federführend zuständig. „Im Rahmen der Managementplanung wird dazu ein Gesprächsforum eingerichtet, in dem alle Belange – naturschutzfachliche, soziale, forstwirtschaftliche und ökonomische – eingebracht werden können“, wird dazu erkärt. „Unabhängig davon, ob es um Interessen direkt betroffener Grundeigentümer oder Nutzer, ob es um die Aufgaben von Behörden- oder Verbandsvertretern geht – nur durch gemeinsames Handeln aller Beteiligten lässt sich der Zustand des FFH-Gebiets und damit die wertvolle Kulturlandschaft Oberbayerns erhalten.“
Worum geht's?
Die Vertreter der Behörden stellen deshalb den eingeladenen Teilnehmern sowie der interessierten Öffentlichkeit den Entwurf des Managementplans zur „Paar“, die Kartierungsergebnisse sowie notwendige Erhaltungsmaßnahmen vor. Anregungen und Wünsche sollen diskutiert werden und anschließend soweit möglich in den Managementplan einfließen. Der abgestimmte Maßnahmenkatalog in diesem Managementplan sei dann später Richtschnur für den Erhalt des guten Zustands des FFH-Gebiets, heißt es von der Regierung von Oberbayern.
In den europäischen Mitgliedsstaaten soll die biologische Vielfalt der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere aufrechterhalten wer- den. Grundlage für den Aufbau des europäischen Biotopverbundnetzes mit der Bezeichnung „Natura 2000“ sind die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und die Vogelschutz-Richtlinie (VS).
Paaraue bei Hohenwart.
Die EU fordert einen guten Erhaltungszustand für die „Natura 2000“-Gebiete. Naturschutz- und Forstbehörden erfassen und bewerten dazu im so genannten Managementplan Lebensräume und Arten und formulieren Vorschläge für zweck- mäßige Erhaltungsmaßnahmen. Für Grundstückseigentümer und Nutzer hat der Managementplan Hinweischarakter – er ist nicht rechtsverbindlich. Der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen und Arten zum Zeitpunkt der Meldung als FFH-Gebiet darf sich jedoch nicht verschlechtern. Die Umsetzung bestimmter Maßnahmen ist für die Eigentümer und Nutzer aber freiwillig und soll gegebenenfalls gegen Entgelt erfolgen.
2970 Hektar großes Gebiet
Das FFH-Gebiet „Paar“ mit insgesamt 2970 Hektar Fläche umfasst das Paartal von Steindorf im Kreis Aichach-Friedberg über die Landkreise Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen bis kurz vor der Mündung in die Donau bei Manching, sowie die Ecknach zwischen Adelzhausen und Aichach im Kreis Aichach-Friedberg. Für die Meldung als FFH-Gebiet waren die Vielzahl an auetypischen Lebensraumtypen sowie Grüne Keiljungfer, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, die Fische Schlammpeitzger und Groppe, ferner Bachmuschel und Biber von Bedeutung. Mit der Meldung im europaweiten Biotopverbundnetz „Natura 2000“ wurden ökologische Qualität und Bedeutung weit über die Landkreisgrenzen hinaus offensichtlich. Die Paar mit ihrem Zufluss Ecknach ist eines der letzten naturnahen Flusssysteme im Tertiärhügelland, in dem eine außergewöhnliche Vielfalt an auetypische Lebensraumtypen existiert.
Die Paar und Ecknach selbst sowie Auebäche, Altwässer, Auwälder und andere Waldtypen, die selten gewordenen mageren Flachland-Mähwiesen, Pfeifengraswiesen und feuchte Hochstaudenfluren sind die wesentlichen typischen Lebensräume, die nach der FFH-Richtlinie erhalten werden sollen. Entlang des Mittellaufs der Paar reichen Flugsanddünen, die so genannten Paarsande zum Teil bis unmittelbar an den Fluss. Auf ihnen konnten sich im landesweit bedeutsamen Naturschutzgebiet „Windsberg“ Kalkmagerrasen entwickeln, die aufgrund von Übergängen zu Sandmagerrasen eine Besonderheit darstellen.
Grüne Keiljungfer und Dunkler Wiesenknopf-Ameistenbläuling
„Dank einer zum Teil extensiven Landwirtschaft im Paartal konnte der Reichtum an Lebensraumtypen und Arten bis in unsere Zeit erhalten werden“, erklärt die Regierung von Oberbayern. An dem Runden Tisch sollen nun die zukünftig nötigen Maßnahmen besprochen werden – zum Beispiel die Beibehaltung der traditionellen extensiven Landbewirtschaftung unter Verzicht der Nutzungsintensivierung und Entwässerung zum Erhalt der wertvollen Biotope sowie Maßnahmen zur Lebensraum-Optimierung für die Grüne Keiljungfer, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling und die Fischarten Groppe und Streber. Dies könne nur in enger Zusammenarbeit mit den Besitzern sowie mit Fördermitteln geschehen.