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Das Pfaffenhofener Stromnetz wird künftig von den hiesigen Stadtwerken und der Bayernwerk-AG betrieben – Was das bedeutet, lesen Sie hier 

(ty/zel) Mehr Einfluss der Bürger auf die lokale Netz-Infrastruktur bei gleichzeitig optimaler Einbindung in das regionale Verteilnetz. So kann man nach Einschätzung der Stadtwerke und der Stadtverwaltung das Ergebnis beschreiben, das durch die Neuvergabe der Stromkonzession in Pfaffenhofen erzielt wird. Den Zuschlag hat, wie bereits kurz berichtet, die Bietergemeinschaft aus den hiesigen Stadtwerken und der Bayernwerk-AG erhalten. Ab 1. November hat dieses Duo nun das Recht, das Stromnetz im Stadtgebiet zu betreiben.

Das bedeutet, vereinfacht gesagt: Diese beiden Partner betreiben künftig zusammen das hiesige Stromnetz, bauen es gegebenenfalls aus und halten es instand. Von den jeweiligen Stromanbietern bekommen sie Geld dafür, dass diese ihren Strom durch das Netz schicken. Die Stadtwerke und die Bayernwerk-AG wiederum müssen an die Stadt Geld überweisen für diese Konzession – sprich: dafür, dass ihnen das Netz überlassen wird.

„Der Konzessionsgewinn ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg einer nachhaltigen Stadtentwicklung“, sagt Bürgermeister Thomas Herker (SPD). „Die Netze bilden das Rückgrat der Energieversorgung. Über das neue Unternehmen können wir nun mehr Einfluss auf die konkrete Entwicklung hier vor Ort und auf die Umsetzung unserer gesteckten Klimaschutzziele nehmen.“

Zur Neuvergabe der Konzession war im Rathaus bekanntlich eigens ein „Vergabeausschuss Konzessionen“ eingerichtet worden. Dieses Gremium habe „großen Wert auf die Durchführung eines transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens gelegt“, sagt Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW) als Vorsitzender dieses Ausschusses.

Nach gut 100 Jahren schließt sich der Kreis 

Im Zuge des Auswahlverfahrens waren zwei verbindliche Angebote eingegangen. Nach einer Bewertung auf Basis von vorab festgelegten Anforderungen, Kriterien und Gewichtungen hat das Angebot der Bietergemeinschaft von Stadtwerke und Bayernwerk schließlich den Zuschlag im Stromkonzessionsverfahren erhalten. Sie betreibt in den nächsten 20 Jahren das Stromnetz und kümmert sich um den Unterhalt sowie den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur.

Der Standort Pfaffenhofen war schon vor über 100 Jahren Ausgangspunkt für die flächendeckende Elektrifizierung Oberbayerns. Zur Stromversorgung des Gebietes östlich und nördlich von München bis Ingolstadt erfolgte dort 1908 die Gründung der Amperwerke-Elektrizitäts-AG, von der die Stadt Pfaffenhofen einer der ersten Aktionäre war. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte war das Stromnetz der Kreisstadt nicht nur technisch, sondern auch rechtlich immer wieder in größere Einheiten eingebunden worden. Aus den Amperwerken wurden die Isar-Amperwerke, diese gingen in den 1990er Jahren im damaligen Bayernwerk auf. Nach weiteren Fusionen und Namensänderungen landete die Pfaffenhofener Stromkonzession 2001 schließlich in den Händen von E.ON Bayern.

Unterzeichnung des Stromkonzessions-Vertrags: Bürgermeister Thomas Herker (vorne, von links) und Karl Krapf von der Bayernwerk-AG, dahinter Vize-Bürgermeister Albert Gürtner und Stadtwerke-Chef Stefan Eisenmann.

Seitdem haben Liberalisierung und Regulierung den Energiemarkt völlig neu strukturiert. Das führte zu einer zunehmenden Spezialisierung vieler Unternehmen auf einzelne Wertschöpfungsstufen: Erzeugung, Vertrieb und Netzbetrieb wurden konsequent getrennt. Der gesamte E.ON-Konzern organisierte sich mehrfach um. Daher liegt die demnächst auslaufende Stromkonzession in den Händen der neuen Bayernwerk-AG, einer Tochter des E.ON-Konzerns mit Sitz in Regensburg. Durch die Beteiligung der städtischen Tochter, den Stadtwerken, am Stromnetz schließt sich nun sozusagen der Kreis nach über 100 Jahren wieder.

Die Bayernwerk-AG ist der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern und Teilhaber der „Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG“, die nun den Zuschlag erhalten hat. So bleibe beim Vertragswechsel wichtiges Know-how erhalten, wie heute bei einem Pressetermin am Umspannwerk bei Hettenshausen betont wurde. „Wir sind selbstbewusst, aber auch realistisch“, so Stadtwerke-Chef Stefan Eisenmann. „Von Anfang an war uns klar, dass wir einen Partner brauchen, wenn wir das Stromnetz in Pfaffenhofen betreiben wollen.“ Die Konstruktion eines gemeinsamen Unternehmens mit der Bayernwerk-AG sei die passende Lösung.

Vor spannender Kulisse: Karl Krapf von der Bayernwerk-AG (links) und Bürgermeister Thomas Herker.

Die Stadtwerke halten nach den Worten von Bürgermeister Herker zunächst 51 Prozent der Unternehmensanteile der „Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG“; die übrigen 49 Prozent liegen in der Hand des Bayernwerks. Langfristig haben die Stadtwerke aber die Option, ihren Anteil  auf 74,9 Prozent aufzustocken. Die Stadtwerke seien für die kaufmännische Betriebsführung verantwortlich; die Bayernwerk-AG übernehme die technische Betriebsführung.

Die Energiewende hat viele Treiber: Schlagworte sind unter anderem Liberalisierung, Regulierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung. Strom aus Wind- und Sonnenkraft drängt auf den Markt. Viele Kunden wandeln sich vom reinen Konsumenten zum so genannten Prosumenten: Sie produzieren und speichern selbst Energie. Das führt zu neuen Anforderungen an das Stromnetz, denn dieses muss nun zwischen immer mehr Strom-Einspeisern und Strom-Verbrauchern ausgleichen. Aus dem Pfaffenhofener Heizkraftwerk und von Photovoltaik-Anliegen im Stadtgebiet wird jährlich Strom für sechs Millionen Euro ins Netz eingespeist, wie heute erklärt wurde.

"Kein triviales Geschäftsfeld" 

Im Jahr 2013 wurden die Stadtwerke Pfaffenhofen gegründet. Mit dem Ziel der Effizienz-Steigerung arbeitet das Kommunalunternehmen seither daran, den in der Satzung festgehaltenen weit gefassten Auftrag zum Wohle der Bürger zu erfüllen. Ein Schwerpunkt liege in der Weiterentwicklung der Lebensqualität in der Kreisstadt: saubere Versorgung mit Wasser, zuverlässige Beseitigung von Abwasser, Sicherheit der Straßen, Pflege von Grünanlagen und städtischen Bauten sowie eine nachhaltige Energieversorgung.

Seit Februar vergangenen Jahres agieren die Stadtwerke auch als regionaler Energieversorger für Strom und Gas. Mit der indirekten Übernahme der Stromkonzession steht das Kommunalunternehmen jetzt vor neuen, großen Aufgaben. Seit Gründung habe man sich auf diesen Schritt vorbereitet, so Stadtwerke-Chef Eisenmann. Es handle sich um „kein triviales Geschäftsfeld“, man habe intern die Strukturen dafür schaffen müssen. Bürgermeister Herker bezeichnete den Einstieg in das Stromnetz als „hoffentlich nicht die letzte Strukturveränderung“ bei den Stadtwerken, aber als eine ganz entscheidende.

Blick in das Gebäude des Umspannwerks Hettenshausen.

„Wir wollen vieles ändern, aber nicht alles“, erklärte Eisenmann mit Blick auf die Zukunft. „Uns geht es um den Dreiklang von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit“, betont er. „Zudem fühlen wir uns als kommunales Unternehmen der Stadt und ihren Bürgern verpflichtet.“ Deshalb setze man alles daran, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen. Er räumte ein, dass es kritische Stimmen gegeben habe angesichts der Kooperation mit der „großen Krake“ Bayernwerk-AG – doch alles laufe sehr partnerschaftlich und auf Augenhöhe, wie von beiden Seiten versichert wurde. „Wir treten hier nicht als großkotziger Konzern auf“, versicherte Karl Krapf, Prokurist der Bayernwerke-AG.

Schon im Vorfeld der Konzessionsvergabe hätten Stadtwerke und Bayernwerk gut zusammengearbeitet. Schließlich mussten die Bewerbungsunterlagen aus einem Guss sein und vom Verwaltungsrat der Stadtwerke mitgetragen werden. Krapf und Eisenmann hätten „so manches Mal die Köpfe zusammengesteckt, um die hohen Erwartungen erfüllen zu können“. Jetzt sei man froh, dass sich das gemeinsame Konzept durchgesetzt hat.

"Hervorragendes Angebot" 

„Eine gut funktionierende Partnerschaft ist die Voraussetzung dafür, ein so hervorragendes Angebot für die Stromnetzkonzession abgeben zu können“, weiß Krapf, der in seiner Funktion mit vielen Kommunen und Stadtwerken im Freistaat zu tun hat. „Neben dem technischen Know-how bringen wir gern unsere in ganz Bayern gemachten Erfahrungen in die Kooperation ein.“ Mit Verweis auf die Größe Pfaffenhofens bezeichnete Krapf es als gerechtfertigt, dass sich die Stadtwerke nun in diesem Bereich engagieren. Das habe auch Vorteile für die Bürger. Als Beispiele nannte er Ansprechpartner vor Ort und kurze Wege.

Eine Besonderheit ist das Umspannwerk Reisgang, wo heute auch der Medientermin stattfand: Es liegt außerhalb des Stadtgebiets, nämlich in der Gemeinde Hettenshausen. Dennoch hat die Stromversorgung Pfaffenhofen direkten Zugang zu den Schaltfeldern des Umspannwerks, was sich in niedrigeren Nutzungsentgelten für den Stromtransport ins Stadtgebiet niederschlagen soll.

Ortstermin am Umspannwerk in Reisgang mit Stefan Drexl  (von links) und Johann Blank (Bayernwerk AG), Jürgen Ostermeier (Amtsleiter in der Stadtverwaltung), Vize-Bürgermeister Albert Gürtner, Karl Krapf (Bayernwerk AG), Andreas Herschmann (Energiereferent des Stadtrats), Sebastian Brandmayr (Technischer Leiter der Stadtwerke), Stadtwerke-Chef Stefan Eisenmann, Bürgermeister Thomas Herker und Stadtwerke-Mitarbeiter Daniel Mikat.

Für den technischen Leiter der Stadtwerke, Sebastian Brandmayr, steht fest: „Die Bürger werden von der neuen Konstellation profitieren.“ Wie es heißt, entstehen neue Arbeitsplätze bei den Stadtwerken. Ferner hätten die Bürger für Wasser, Abwasser und Strom demnächst einen Ansprechpartner – und notwendige Bauvorhaben beziehungsweise Baustellen könnten besser koordiniert werden. Auch die Versorgungssicherheit werde erhöht. Der Ausfallwert des Pfaffenhofener Stromnetzes liege bereits unter dem Bundesschnitt, werde aber noch weiter sinken.

„Unser Ziel ist eine höhere Qualität in allen Bereichen“, fasst Stadtwerke-Chef Eisenmann zusammen. „Beim Netzaus- und -umbau genauso wie bei der Kundenbetreuung und der Entwicklung neuer Dienstleistungen.“ Mit dem Gewinn der Stromkonzession sieht man einen wichtigen Schritt dazu getan.

Erstmeldung zum Thema: Eingenetzt


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