Ermittler decken professionelle Masche auf: Fünf Personen festgenommen. Der Schaden beträgt rund eine Million Euro.
(ty) Ein 39-Jähriger aus Hessen hat nach dem bisherigen Ermittlungsstand der Polizei seit Februar 2016 unter falschen Identitäten beziehungsweise mit „gestohlenen“ Personalien mehrere Bankkonten eröffnet. Unter Verwendung der hierbei genutzten Personalien generierte er dann Websites mit nicht existierenden Autohäusern – so genannte Fake-Shops. Bei diesen Autohäusern wurden schließlich hochpreisige Fahrzeuge – unter anderem BMW, Audi, und Porsche – zum Verkauf angeboten. Allerdings: Diese Fahrzeuge gab ebenso wenig wie die Autohäuser. So schilderte die Münchner Polizei heute den Fall.
Ende des Jahres 2016 habe der Tatverdächtige eine 34-Jährige, ebenfalls aus Hessen, kennengelernt. Die Frau soll ihn als seine Lebensgefährtin seitdem bei den Betrügereien tatkräftig unterstützt haben. „Die beiden traten hier unter mindestens 20 falschen beziehungsweise gestohlenen Identitäten auf“, hieß es heute. „Sie eröffneten unter diesen falschen Personalien rund 200 Bankkonten und schlossen Mobilfunk-Verträge ab.“
In rund 30 eigens im Internet erfundenen „Scheinautohäusern“ seien über Online-Verkaufsportale und eigene Websites die Fahrzeuge zum Verkauf angeboten worden. Nach Erkenntnissen der Polizei kam es auch in mindestens 27 Fällen zu Anzahlungen – teils im fünfstelligen Euro-Bereich. Der Gesamtschaden belaufe sich dabei auf rund eine Million Euro.
Ein 30-Jähriger aus München, der ein guter Bekannter des 39-Jährigen sei, war nach Angaben der Ermittler bei einer Postfiliale tätig. Er habe in etwa 70 Fällen im Rahmen des so genannten Postident-Verfahrens geholfen, nach Vorlage gefälschter beziehungsweise gestohlener Personaldokumente Bankkonten zu eröffnen und Mobilfunk-Verträge abzuschließen. Dafür habe er Geld- und Sachwerte erhalten.
Eine 42-jährige Medien-Designerin aus Schwaben – so heißt es weiter – erstellte und verwaltete seit Januar die Logos und Designs der eigens für die zur Last liegenden Betrugstaten konstruierten „Scheinautohäuser“. Auch sie sei eine gute Bekannte des Pärchens. „Sie wusste dabei, dass hier keine Fahrzeuge wirklich verkauft wurden, und wurde mit Geld- und Sachwerten entlohnt“, teilte das Münchner Polizeipräsidium heute mit.
Als weiterer Tatbeteiligter wurde noch ein 43-Jähriger aus Sachsen ermittelt. Ihm werde in diesem Zusammenhang Geldwäsche vorgeworfen, da er die Herkunft des betrügerisch erlangten Geldes zu verschleiern versucht haben soll.
Aufgrund der bei der Kripo in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft München I durchgeführten Ermittlungen wurden vor Gericht Haftbefehle und Durchsuchungs-Beschlüsse erwirkt. Am Mittwoch sei daraufhin eine abgestimmte Festnahme- und Durchsuchungs-Aktion in Bayern, Hessen und Sachsen durchgeführt worden. Unterstützt wurden die Münchner Ermittler dabei durch zuständige Kollegen vor Ort. Die relevanten Wohn- und Geschäftsräume – insgesamt zehn Objekte – seien durchsucht und entsprechendes Beweismaterial sichergestellt worden.
Wie heute erklärt wurde, konnten schließlich alle fünf Tatverdächtigen festgenommen und den jeweils zuständigen Haftrichtern vorgeführt werden. Alle fünf Personen befanden sich zunächst in Untersuchungshaft. Aufgrund der Ermittlungen sei der 43-Jährige aus Sachsen gestern wieder entlassen worden. Die Ermittlungen dauern an.
In diesem Zusammenhang rät Münchner Polizei:
- Seien Sie besonders kritisch und vorsichtig bei Einkäufen im Internet; insbesondere wenn Vorkasse erforderlich ist und von Ihnen eine Überweisung an ein Konto gefordert wird. Gleiches gilt für Geldtransfers über Bezahldienste wie zum Beispiel „MoneyGram“, „Western Union“. In der Regel lässt sich das Geld nur theoretisch wieder zurückholen; für eine Rückholung ist Voraussetzung, dass der Täter über das Geld noch nicht verfügt hat.
- Eine deutsche Bankverbindung bietet keine Gewähr dafür, dass der Anbieter tatsächlich im Inland ansässig ist.
- Lassen Sie sich nicht durch Drängen der Täter (weitere Interessenten, begrenztes Angebot) zu einer schnellen Geldübermittlung hinreißen.
- Prüfen Sie das Angebot, vor allem bei Schnäppchen oder besonders tollen Angeboten.
- Überprüfen Sie die Verkäufer-Angaben; Recherchen im Internet ergeben oftmals Hinweise auf einen Fake-Shop oder die Existenz einer Firma.
- Am besten, sie machen sich selbst ein Bild von diesem Autohaus und versuchen, mit dem Verkäufer persönlich in Kontakt zu treten.
- Wenn Sie Ihren Ausweis verloren haben oder dieser gestohlen wurde, zeigen Sie dies bitte unverzüglich bei der Polizei an.
- Wenn Sie eine Ausweiskopie als Beweis für die Identität einer anderen Person bei einem Internetkauf übersendet bekommen, ist dies noch lange keine Garantie, dass dies auch die jeweilige Person ist.