Gesunkene Gaspreise lassen einen wirtschaftlichen Betrieb von Irsching 4 und 5 möglich erscheinen, so Uniper und die Mitgesellschafter.
(ty) Die Eigentümer des Gaskraftwerks "Irsching 5" bei Vohburg – Uniper, N-Ergie, Mainova und Entega – haben nach eigenen Angaben heute die Rückkehr der Anlage an den Markt zum 1. Oktober beschlossen. Hintergrund seien die verbesserten Marktpreise, insbesondere die gesunkenen Gaspreise, "die einen wirtschaftlichen Betrieb des hocheffizienten Gaskraftwerks möglich erscheinen lassen". Parallel dazu – und aus denselben Gründen – bereite Uniper als alleinige Eigentümerin den Marktbetrieb des Gaskraftwerks "Irsching 4" vor. Die Eigentümer behalten sich den Angaben zufolge vor, "die Situation von Jahr zu Jahr neu zu bewerten und die Entscheidung bei verschlechterten Marktkonditionen zu revidieren".
"Wir haben immer gesagt, dass wir laufend prüfen, ob die wirtschaftlichen Marktentwicklungen eine Rückkehr von Irsching erlauben", erklärte David Bryson, Vorstands-Mitglied von Uniper. Aus heutiger Sicht bestehe die Möglichkeit, in der absehbaren Zukunft leicht verbesserte Margen durch den Einsatz am Markt zu erzielen. "Hocheffiziente und moderne Gaskraftwerke wie Irsching 4 und 5 sind im Prinzip besonders gut geeignet, ein Fundament für die stark schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne zu bilden", so Bryson in einer aktuellen Pressemitteilung.
"Die Bundesregierung sollte daher jetzt die Gelegenheit ergreifen, den Empfehlungen der Kohle-Kommission zu folgen und nach der Festlegung der Rahmenbedingungen für den Kohle-Ausstieg nun auch die Sicherstellung einer kontinuierlichen Stromversorgung in der deutschen Gesetzgebung zu verankern", so Bryson weiter. Hier mangelt es seinen Worten zufolge bisher an Transparenz und Verlässlichkeit. "Vor allem ist das System der unterschiedlichsten Reserven nicht zukunftsorientiert, da es weitgehend auf ältere Bestandsanlagen fokussiert", moniert er.
Josef Hasler, der Vorstands-Vorsitzende der N-Ergie-Aktiengesellschaft, erklärt: "Für die gesicherte Stromversorgung brauchen wir als Übergangs-Technologie Gaskraftwerke, die so flexibel und umweltschonend sind wie Irsching 5." Zum Schutz des Klimas werde es langfristig zudem darum gehen müssen, den Brennstoff Erdgas zum Beispiel über Power-to-Gas zu "vergrünen". Hasler lässt weiter: "Mit der Rückkehr an den Markt erwarten wir, dass der Betrieb von Irsching 5 wirtschaftlicher wird als bisher. Dies heißt aber nicht, dass wir mit dem Marktstart Geld verdienen werden. Vielmehr hoffen wir darauf, dass die Verluste, die unser Kraftwerk seit Jahren schreibt, verringert werden."
"Irsching 5 ist ein besonders flexibles und klimafreundliches Gaskraftwerk neuester Bauart", unterstreicht Norbert Breidenbach, Vorstands-Mitglied der Mainova-AG, sagt: Die geänderten Marktbedingungen zeigen seinen Worten zufolge, dass die Rolle von Gaskraftwerken wie diesem im Rahmen der Energiewende zukünftig noch einmal verstärkt an Bedeutung gewinnen wird. "Denn es sind die Gaskraftwerke, die in der Energiewelt von morgen maßgeblich zur Versorgungs-Sicherheit beitragen werden", teilt Breidenbach mit.
Marie-Luise Wolff, die Vorstands-Vorsitzende der Entega-AG, erklärte: "Wir freuen uns über die Rückkehr von GKI aus dem regulierten Betrieb in den Markt. Schließlich glauben wir, dass hocheffiziente Kraftwerke aktuell am sinnvollsten im Markt aufgehoben sind, wo sie Kraftwerke mit höheren Emissionen verdrängen können." Eine der großen Herausforderungen für die Politik sei jetzt, beides zu ermöglichen: "Solche Kraftwerke effizient und volkswirtschaftlich optimal im Markt zu betreiben und gleichzeitig durch intelligente Regulierung die Versorgungs-Sicherheit zu unterstützen." Die beiden Systeme sollten zusammengeführt werden, findet sie.
Zuletzt hatten die Eigentümer von Irsching 4 und 5 im September vergangenen Jahres die vorläufige Stilllegung der Blöcke von Oktober dieses Jahres bis Ende September kommenden Jahres angezeigt. Ihnen sei die Stilllegung jedoch unter Anwendung der Netzreserve-Verordnung verboten worden. Das bedeute, dass die Blöcke ausschließlich dann zum Einsatz kämen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht werde. Das sei dann der Fall, wenn das Netz in Süddeutschland wegen temporärer Engpässe gestützt werden müsse. Die Anzeige der Stilllegung haben die Eigentümer nun nach eigenen Angaben zurückgenommen.
"Irsching 5" hat den Angaben der Verantwortlichen zufolge eine Leistung von 846 Megawatt und ging im Jahr 2010 in Betrieb. Mit einem Wirkungsgrad von 59,7 Prozent gehöre es zu den modernsten Gaskraftwerken Europas. Es wird im Auftrag der Eigentümer-Gesellschaften von der Uniper-Kraftwerke-GmbH betrieben. Uniper hält 50,2 Prozent der Anteile, N-Ergie 25,2 Prozent, Mainova 15,6 Prozent und Entega neun Prozent. "Irsching 4" mit 561 Megawatt Leistung ging im Jahr 2011 in Betrieb und sei mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent ebenfalls eines der effizientesten Gaskraftwerke weltweit.