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"Wir ernten zwar heuer durchaus gut ausgebildete Dolden, aber leider zu wenig davon", so der deutsche Hopfen-Pflanzer-Verband. Hier die Details, auch für die Hallertau.

(ty) "Nach dem extrem schwierigen Jahr 2022 mit hohen Produktions-Kosten und historisch geringen Erträgen hofften die deutschen Hopfen-Pflanzer auf ein gutes oder wenigstens durchschnittliches Hopfenjahr 2023, um zumindest teilweise das Vorjahr kompensieren zu können", erklärt der Verband deutscher Hopfen-Pflanzer – und muss zugleich vermelden: "Leider werden diese Hoffnungen nicht erfüllt, weil auch in 2023 nur eine unterdurchschnittliche Ernte eingebracht werden kann." Wieder sei es die lange Trocken-Periode im Sommer gewesen, die eine zufriedenstellende Entwicklung der Hopfen-Bestände verhindert habe. Heute gab der Verband sowohl Informationen zur bevorstehenden Hopfen-Ernte in der Hallertau sowie in den weiteren Regionen als auch Zahlen zur aktuellen Ernte-Schätzung bekannt. Nachfolgend die Details.

Das Frühjahr hatte aus Sicht der Hopfen-Pflanzer noch ganz anders gestartet, heißt es mit Blick auf die Trocken-Periode. "Häufige Niederschläge im März und April verhinderten oftmals ein Befahren der Hopfen-Felder, so dass die anstehenden Frühjahrs-Arbeiten zum Teil nur mit etwas Verzögerungen erledigt werden konnten." Von Mitte Mai bis Ende Juli, in der Hauptwachstumsphase, seien keine oder nur sehr geringe Niederschläge zu verzeichnen gewesen. Obwohl in den einzelnen Hopfenanbau-Regionen durchaus mehr oder weniger Regen gefallen sei, "muss doch insgesamt auch 2023 wieder als ein Trockenjahr für den deutschen Hopfen bezeichnet werden".

Im Unterschied zum Vorjahr habe Ende Juli aber dann ein mehrtägiger Regen eingesetzt, "der den Hopfen nochmal zu Kräften kommen ließ und die schon befürchtete Missernte zumindest in einigen Hopfen-Regionen verhindern half". Die späten Regenfälle konnten nach Angaben des Verbands deutscher Hopfen-Pflanzer zwar nicht mehr die bereits verpasste Ausbildung einer üppigen Hopfen-Pflanze wettmachen, "allerdings konnten die bereits im Wuchs befindlichen Hopfen-Dolden davon profitieren und sich ordentlich entwickeln". Auf eine einfache Formel gebracht, könne man sagen: "Wir ernten zwar heuer durchaus gut ausgebildete Dolden, aber leider zu wenig davon."

Die Erhaltung der Pflanzen-Gesundheit habe heuer einen durchschnittlichen Aufwand erfordert. "Im Frühjahr standen die Bekämpfung von falschem Mehltau und von Bodenschädlingen im Mittelpunkt, während in den trockenen Sommer-Wochen keine großen Belastungen auftraten", berichten die Fachleute. "Ab Anfang August musste mit dem einsetzenden Regen der Druck von falschem und echtem Mehltau sorgfältig beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden."

Aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stamme die Erfahrung, dass mit einem Trockenjahr und der damit verbundenen schlechten Ernte nur etwa einmal im Jahrzehnt zu rechnen sei. Nun sehe man erstmals, dass auch zwei aufeinander folgende Jahre zu trocken sein könnten. "Und mit Blick auf die jüngsten Jahre müssen wir davon ausgehen, dass auch in Zukunft sehr viel öfter Trockenjahre kommen werden oder die Trockenjahre vielleicht sogar das neue Normal sein werden", so der Verband in einer heute veröffentlichten Presse-Mitteilung. "Der Klimawandel ist definitiv bereits im deutschen Hopfenbau angekommen und verlangt eine Anpassung unserer Anbau-Systeme."

Der Blick auf die weltweite Hopfen-Produktion zeige, dass trocken-tolerante Sorten in Verbindung mit Bewässerung der globale Standard im Hopfenbau seien. Deutschland als eines der führenden Hopfenbau-Länder müsse hier aufholen und die notwendigen Anpassungen vornehmen. "Die Züchtung neuer Sorten und der gleichzeitige massive Ausbau der Hopfen-Bewässerung müssen mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit vorangetrieben werden", unterstreicht der Verband deutscher Hopfen-Pflanzer. Eine Entlastung sei für die deutschen Hopfen-Pflanzer von den wieder etwas gesunkenen Produktions-Kosten gekommen, "wenngleich das Kosten-Niveau immer noch hoch liegt und aktuell wieder ansteigt".

Der Gehalt an Alpha-Säuren im Hopfen gilt als ein Maßstab für dessen Brau-Qualität. Erste Voruntersuchungen zu den Alpha-Gehalten im Hopfen 2023 deuten laut heutiger Mitteilung des Verbands auf "leicht unterdurchschnittliche" Werte hin. Genauere Angaben seien aufgrund des zu erwartenden späten Ernte-Zeitraumes aber derzeit noch nicht möglich.

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Die offizielle Hopfen-Ernte-Schätzung im Anbaugebiet Hallertau fand gestern und heute statt. Auf einer Gesamt-Anbaufläche von 17 129 Hektar wurde nach Angaben des Verbands ein Ertrag von 705 000 Zentner (35 250 Tonnen) geschätzt. In den übrigen Anbau-Gebieten seien ebenfalls in den vergangenen Tagen die Schätzungen vorgenommen worden. In Tettnang werden demnach 47 200 Zentner (2360 Tonnen), in Elbe-Saale 58 567 Zentner (2928 Tonnen) sowie in Spalt 11 000 Zentner (550 Tonnen) erwartet. Im Anbau-Gebiet Bitburg belaufe sich die geschätzte Ernte-Menge für heuer auf 435 Zentner (22 Tonnen).

Dies ergebe eine Gesamt-Menge von geschätzten 822 202 Zentnern (41 110 Tonnen) für das Bundesgebiet – dieser Wert liege damit etwa 20 Prozent über der historisch niedrigen Erntemenge von 2022. Verglichen mit den durchschnittlichen Erträgen der vergangenen zehn Jahre hätte man in heuer für Deutschland 920 000 Zentner (46 000 Tonnen) erwarten können – das bedeutet für heuer rund zehn Prozent unter einer Durchschnitts-Ernte.

"Trotz der zweiten unterdurchschnittlichen Ernte in Folge gehen wir davon aus, dass aufgrund der Vorrats-Situation auch im kommenden Braujahr alle Brauereien mit ausreichend deutschen Hopfen versorgt werden können und es zu keinem Engpass in dieser Hinsicht kommen wird", erklärte der Verband deutscher Hopfen-Pflanzer heute.

Der Vorvertrags-Markt sei seit Monaten nahezu zum Erliegen gekommen. Nachdem den Pflanzern bis in den Januar hinein noch Vorverträge zu verschiedenen Sorten angeboten worden seien, seien solche Angebote seit dem Frühjahr nur noch vereinzelt gemacht worden. Da bereits hohe Mengen der Ernte 2024 verkauft seien, "warten die Marktteilnehmer derzeit die weiteren Entwicklungen und insbesondere die anstehende Ernte ab". Die großen Veränderungen in der amerikanischen Hopfenfläche im vergangenen Winter tragen laut deutschem Hopfen-Pflanzer-Verband ebenfalls zu einer "gewissen Verunsicherung" bei.


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