Verband rät, die Gräber mit heimischen Pflanzen zu schmücken und mehr Natur zuzulassen: "Großes Potenzial als Lebensraum für Pflanzen und Tiere".
(ty) Aller Heiligen, aber auch aller Verstorbenen wird am Feiertag "Allerheiligen" in der katholischen Kirche gedacht. Traditionell werden für den 1. November auch die Gräber schön hergerichtet. Gerade da könne man einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten, erklärt der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). "Friedhöfe haben ein großes Potenzial als Lebensraum und Rückzugs-Ort für Pflanzen und Tiere der Stadt", heißt es anlässlich des bevorstehenden Gedenktags in einer Presse-Mitteilung des Naturschutz-Verbands.
"Grünflächen verschwinden zunehmend im städtischen Bereich und dadurch sind grüne Oasen wie Friedhöfe enorm wichtig für die Arten-Vielfalt", sagt die LBV-Biologin Angelika Nelson. Gleichzeitig böten sie den Menschen einen Ort der Ruhe und Andacht. Wie artenreich Friedhöfe sein können, zeigten gerade historische Anlagen. In alten Bäumen, Hecken und Totholz fänden zahlreiche Vogel- und Insekten-Arten, aber auch Igel, Eichhörnchen, Fledermäuse und Eidechsen einen sicheren Rückzugs-Ort, so die Biologin.
Leider würden gerade neuere Anlagen, ähnlich wie bei Gärten und Vorgärten, oft naturfern gestaltet – mit auffällig viel Schotter oder großflächiger Stein-Abdeckung. "Einigen Menschen fehlt die Zeit oder die Möglichkeit, sich um eine aufwändige Grabpflege zu kümmern. Da klingt das Versprechen eines pflegeleichten, aber immer ordentlichen Grabes, das zudem nicht gegossen werden muss, verlockend", meint Nelson. Die Natur bleibe dabei leider auf der Strecke. "Gräber mit Schotter-Flächen oder großflächigen Stein-Abdeckungen sind mit Blick auf den Naturschutz problematisch."
"Anders als in naturnahen Gärten mit vielen heimischen Pflanzen und Sträuchern, die für viele Insekten Nahrung und Lebensraum bereitstellen, finden sich auf den mit Kies gestalteten Gräbern kaum noch Pflanzen und meist keine heimischen Arten", erklärt die LBV-Biologin. Diese böten weder Pollen, Nektar noch Samen als Nahrung für Vögel oder Insekten. Auch seien geschotterte Gräber nicht pflegeleichter, da die Steine mit den Jahren Moos und Algen ansetzten sowie von Wildkraut bewachsen würden. Der Schotter müsse dann aufwändig gereinigt oder sogar ausgetauscht werden. Die Böden auf Friedhöfen seien zudem meist versiegelt, sodass Amseln und Drosseln keinen einzigen Regenwurm fänden.
"Mancherorts unterstützt auch die Friedhofs-Verwaltung bewusst Artenvielfalt auf den Friedhöfen", heißt es in der LBV-Mitteilung. "Verantwortliche mähen zum Beispiel seltener, legen Blühwiesen statt Rasen an, errichten Laub- und Totholz-Haufen, lassen mehr Natur in wilden Ecken zu und schneiden Bäume sowie Sträucher nur außerhalb der Brutzeit." Zudem gebe es auf vielen Friedhöfen inzwischen von Menschen angelegte Nist-Möglichkeiten für Vögel und Insekten.
"Jede und jeder kann Gräber naturnah bepflanzen, um so selbst noch etwas zum Gesamtbild des Friedhofs beizutragen und etwas für die Tier- und Pflanzenwelt zu tun", erklärt Angelika Nelson. "Am besten eignen sich heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten mit frei zugänglichen Staubgefäßen, um Insekten Futter zu bieten", rät sie. "Optisch schöne, gefüllte Blüten mit ineinander verschachtelten Blütenblättern sind für Insekten als Nahrungsquelle leider wertlos." Mit der richtigen Gestaltung mache naturnah angelegte Gräber laut LBV kaum Arbeit.
"Für trockene, sonnige Standorte eignen sich beispielsweise Polsterdost, Storchschnabel oder blaues Silbergras", erklärt Nelson. "Im Schatten gedeihen Haselwurz und Waldmeister als Boden-Decker mit einem Fingerhut als Blickfang. Auch die Akelei fühlt sich im Schatten wohl." Schon wenige Handgriffe ermöglichten mehr Natur auf dem Friedhof für zahlreiche seltene Tierarten und böten Menschen einen Ort für ruhige, besinnliche Momente.