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Vier Landräte und ein OB erklären: Umfassendes Gutachten zu standort-übergreifender Medizin-Strategie liegt jetzt vor. Es geht dabei um die Kliniken in Mainburg, Pfaffenhofen, Ingolstadt, Schrobenhausen, Eichstätt und Kösching.

(ty) Es geht um nicht weniger als die künftige Gesundheits-Versorgung in der Region. Mit einem offenen Brief wenden sich die Landräte der Kreise Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Kelheim sowie der Oberbürgermeister von Ingolstadt heute an die Bürger. Hintergrund ist ein Gutachten zur "Entwicklung einer standort-übergreifenden Medizin-Strategie" für den "Planungs-Verband Region Ingolstadt" (Region 10), das im vergangenen Frühjahr in Auftrag gegeben worden war. "Dieses hat zum Ziel, eine umfassende, qualitativ hochwertige, bedarfsangepasste, strukturierte, nachhaltige sowie wirtschaftlich erfolgreiche medizinische Versorgung der Bevölkerung langfristig sicherzustellen", fasst das Pfaffenhofener Landratsamt zusammen. Nächste Woche sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.

"Die Ausgangslage ist sehr schwierig", schreiben die Landräte Albert Gürtner (Pfaffenhofen), Peter von der Grün (Neuburg-Schrobenhausen), Alexander Anetsberger (Eichstätt) und Martin Neumeyer (Kelheim) sowie der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf in dem gemeinsamen offenen Brief, dessen vollständigen Wortlaut Sie am Ende dieses Beitrags finden. "Unsere Krankenhäuser stehen seit geraumer Zeit vor enormen Herausforderungen. Die Kliniken der Region befinden sich, wie viele andere Krankenhäuser in Deutschland auch, in einer extremen Situation. Die Betriebskosten steigen und können seit längerem nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden – Defizite in beachtlicher Millionenhöhe sind die Folge, die wir mit unseren kommunalen Haushalten auffangen müssen. Geld, das anderswo fehlt."

Wenngleich der Kreis Kelheim nicht zur Region 10 gehört, ist er betroffen. Denn die Ilmtalklinik-GmbH, unter deren Dach die Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg firmieren, werden von den Landkreisen Pfaffenhofen und Kelheim getragen. Das Defizit aus dem laufenden Betrieb haben die beiden Gesellschafter der Klinik-GmbH, der Kreis Pfaffenhofen und der Kreis Kelheim, alljährlich entsprechend ihrer Anteile zu decken. Dabei hatte es 2021, rückwirkend zum Jahresbeginn, eine deutliche Änderung bei der Aufteilung der Gesellschafter-Anteile gegeben. Dadurch verschob sich die Verteilung von 85 Prozent (Kreis PAF) zu 15 Prozent (Kreis KEH) auf jetzt 73 Prozent (Kreis PAF) zu 27 Prozent (Kreis KEH). Für das Jahr 2023 wird nach jüngstem Stand ein operativer Fehlbetrag der Ilmtalklinik-GmbH in Höhe von rund 15,6 Millionen Euro erwartet, wie heute auf Anfrage unserer Redaktion erklärt wurde – laut Wirtschaftsplan war man sogar von 17,7 Millionen Euro ausgegangen.

"Die Corona-Pandemie und hohe Energie- und Personal-Ausgaben haben die finanzielle Situation in den vergangenen Jahren deutlich verschärft", heißt es in dem offenen Brief weiter. Dazu komme, dass notwendige neue und bessere Diagnose- und Behandlungs-Methoden mit hohen Zukunfts-Investitionen verbunden seien, die nur unzureichend refinanziert werden könnten. Die hiesigen Krankenhäuser müssten zudem mit erheblichem Aufwand baulich saniert werden, nicht zuletzt um dauerhaft die Energiekosten zu senken.

"Trotz weitsichtiger und nachhaltiger Geschäftsführung schreiben unsere Häuser rote Zahlen", wird weiter erklärt. "Enormen Druck erzeugt zusätzlich der Fachkräfte-Mangel in Deutschland. Auch an den Kliniken in der Region fehlen medizinisches Personal und Pflegekräfte. Schon heute können nicht alle Bereiche und Schichten personell optimal besetzt werden. Fakt ist: In Bayerns Krankenhäusern stehen ganze Etagen leer, weil das Personal fehlt."

Neben diesen "äußerst schwierigen Rahmenbedingungen" entwickle sich das Krankenhauswesen weiter: "Ambulante Behandlung steht zunehmend vor stationärem Aufenthalt. Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschäftigen die Kliniken intensiv, beide bewirken einen hohen Druck zu Veränderung und Optimierung – und dies, was erschwerend hinzukommt, im laufenden Betrieb." Die angekündigte Krankenhaus-Reform des Bundes, deren Details noch unklar seien, verspreche grundlegende strukturelle Korrekturen, die seit langem notwendig seien. "Klar ist aber auch, dass sich nicht alle Probleme lösen lassen."

"Deshalb ist unser gemeinsames Handeln jetzt dringend notwendig", so die drei Landräte und der Ingolstädter OB. "Wir sind uns einig: Wir wollen auch in Zukunft den Bürgerinnen und Bürgern in Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Kelheim die bestmögliche medizinische Versorgung garantieren. Wir können nicht länger warten, bis der Freistaat oder der Bund tätig werden. Wir müssen dringend handeln und haben deswegen Anfang letzten Jahres einen gemeinsamen Weg eingeschlagen."

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Zusammen mit den Geschäftsführern der regionalen Kliniken habe man eine standortübergreifende Medizin-Strategie in Auftrag gegeben. Die Beratungs-Gesellschaft "PwC" sei beauftragt worden, zusammen mit den Häusern ein umfassendes und tiefgreifendes Gutachten zu erstellen. Der Auftrag laute, eine zukunftsorientierte, tragfähige Lösung für die medizinische Versorgung in der Region aufzuzeigen. "Ziel ist, ein Konzept für eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe, universelle, bedarfsgerechte sowie wirtschaftlich tragfähige medizinische Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln." Als Auftraggeber wurden bekanntlich die Kliniken in Eichstätt und Kösching, das Klinikum von Ingolstadt, das Kreiskrankenhaus von Schrobenhausen sowie die Ilmtalkliniken in Pfaffenhofen und Mainburg genannt. 

Das besagte Beratungs-Unternehmen wird laut offizieller Mitteilung sein Gutachten am kommenden Dienstag, 16. Januar, den Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Gremien, der Kreistage und des Ingolstädter Stadtrats vorstellen. Diese Veranstaltung in Ingolstadt sei nicht-öffentlich. Die Medien und die Bürger werden separat informiert. "PwC hat mit einem interdisziplinären Team und in enger Absprache mit den Kliniken die Struktur der angebotenen medizinischen Leistungen und die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser analysiert und mit Blick auf die Menschen in der Region ein vielschichtiges und ausgewogenes Konzept für die zukunftsfähige Gesundheits-Versorgung entwickelt", proklamieren die Unterzeichner des offenen Briefs. Für sie ist das Gutachten "der Startpunkt für die Diskussion und Entwicklung einer Strategie für die Region".

Der offene Brief im Wortlaut:

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger,

Sie können sich auf eine umfassende, ortsnahe und hochwertige medizinische Versorgung verlassen. Das gewährleisten das Klinikum Ingolstadt, die Kliniken im Naturpark Altmühltal, die Ilmtalkliniken sowie das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen seit vielen Jahren, verlässlich und umfänglich. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, haben wir eine gemeinsame Initiative für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in der Region ins Leben gerufen.

Die Ausgangslage ist sehr schwierig.

Unsere Krankenhäuser stehen seit geraumer Zeit vor enormen Herausforderungen. Die Kliniken der Region befinden sich, wie viele andere Krankenhäuser in Deutschland auch, in einer extremen Situation. Die Betriebskosten steigen und können seit längerem nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden – Defizite in beachtlicher Millionenhöhe sind die Folge, die wir mit unseren kommunalen Haushalten auffangen müssen. Geld, das anderswo fehlt.

Die Corona-Pandemie und hohe Energie- und Personalausgaben haben die finanzielle Situation in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Dazu kommt, dass notwendige neue und bessere Diagnose- und Behandlungsmethoden mit hohen Zukunftsinvestitionen verbunden sind, die nur unzureichend refinanziert werden können. Unsere Krankenhäuser müssen zudem mit erheblichem Aufwand baulich saniert werden, nicht zuletzt um dauerhaft die Energiekosten zu senken.

Trotz weitsichtiger und nachhaltiger Geschäftsführung schreiben unsere Häuser rote Zahlen.

Enormen Druck erzeugt zusätzlich der Fachkräftemangel in Deutschland. Auch an den Kliniken in der Region fehlen medizinisches Personal und Pflegekräfte. Schon heute können nicht alle Bereiche und Schichten personell optimal besetzt werden. Fakt ist: In Bayerns Krankenhäusern stehen ganze Etagen leer, weil das Personal fehlt.

Neben diesen äußerst schwierigen Rahmenbedingungen entwickelt sich das Krankenhauswesen weiter: Ambulante Behandlung steht zunehmend vor stationärem Aufenthalt. Digitalisierung und Nachhaltigkeit beschäftigen die Kliniken intensiv, beide bewirken einen hohen Druck zu Veränderung und Optimierung – und dies, was erschwerend hinzukommt, im laufenden Betrieb. Die angekündigte Krankenhausreform des Bundes, deren Details noch unklar sind, verspricht grundlegende strukturelle Korrekturen, die seit langem notwendig sind. Klar ist aber auch, dass sich nicht alle Probleme lösen lassen.

Deshalb ist unser gemeinsames Handeln jetzt dringend notwendig.

Wir sind uns einig: Wir wollen auch in Zukunft den Bürgerinnen und Bürgern in Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Kelheim die bestmögliche medizinische Versorgung garantieren. Wir können nicht länger warten, bis der Freistaat oder der Bund tätig werden. Wir müssen dringend handeln und haben deswegen Anfang letzten Jahres einen gemeinsamen Weg eingeschlagen.

Zusammen mit den Geschäftsführern unserer regionalen Kliniken haben wir eine standortübergreifende Medizinstrategie in Auftrag gegeben. Die Beratungsgesellschaft PwC wurde beauftragt, zusammen mit den Häusern ein umfassendes und tiefgreifendes Gutachten zu erstellen. Der Auftrag lautet, eine zukunftsorientierte, tragfähige Lösung für die medizinische Versorgung in der Region aufzuzeigen. Ziel ist, ein Konzept für eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe, universelle, bedarfsgerechte sowie wirtschaftlich tragfähige medizinische Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln.

PwC hat mit einem interdisziplinären Team und in enger Absprache mit den Kliniken die Struktur der angebotenen medizinischen Leistungen und die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser analysiert und mit Blick auf die Menschen in der Region ein vielschichtiges und ausgewogenes Konzept für die zukunftsfähige Gesundheitsversorgung entwickelt.

Nach rund einem Jahr werden die Ergebnisse zur Entwicklung einer standortübergreifenden Medizinstrategie in den nächsten Tagen vorgestellt: Der Startpunkt für die Diskussion und Entwicklung einer Strategie für die Region.

Lassen Sie uns gemeinsam an einer guten Lösung für uns alle arbeiten!

Mit freundlichen Grüßen,

Christian Scharpf, Oberbürgermeister Stadt Ingolstadt

Alexander Anetsberger, Landrat Landkreis Eichstätt

Peter von der Grün, Landrat Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

Albert Gürtner, Landrat Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm

Martin Neumeyer, Landrat Landkreis Kelheim" 


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