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In zehn Jahren stiegen die Ausgaben für die Mitarbeiter von 9,9 auf jetzt 14,8 Millionen Euro per anno – 53 neue Stellen wurden in dieser Zeit geschaffen, heuer sind es weitere zehn. Wir sind dieser Entwicklung auf den Grund gegangen

Von Tobias Zell

Die Ausgaben für Löhne und Gehälter der eigenen Mitarbeiter sind nicht nur für jeden Unternehmer eine wichtige Zahl in der Bilanz, sondern freilich auch für Gemeinden und Kreise. Im Landkreis Pfaffenhofen sind die Personalkosten in den vergangenen zehn Jahren scheinbar explodiert – von 9,92 Millionen Euro brutto im Jahr 2005 auf gut 14,80 Millionen brutto, die für heuer im Kreis-Etat eingeplant sind. Man braucht kein großes Rechengenie sein, um zu erkennen: Das ist eine Zunahme um fast fünf Millionen Euro oder 50 Prozent. Allein in diesem Jahr sollen mehr als zehn neuen Stellen geschaffen werden.

Der Entwurf des Kreishaushalts für dieses Jahr, den der Kreisausschuss kürzlich einhellig dem Kreistag zur Genehmigung empfohlen hat, umfasst ein Rekordvolumen von 107 Millionen Euro – das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Millionen Euro oder gut zehn Prozent. Einem Rekord strebt der Landkreis indes auch bei den Personalausgaben entgegen; denn die betragen demnach für heuer gut 14,8 Millionen Euro und sind damit so hoch wie nie. 

Wie aber kommt es, dass binnen einer Dekade die Personalkosten des Landkreises von knapp zehn auf rund 15 Millionen Euro in die Höhe geschossen sind? Dafür gibt es vor allem zwei Gründe, wie auf Nachfrage unserer Zeitung aus der Kreisbehörde erklärt wird. Demnach machen alleine die Tariferhöhungen (im Schnitt zwei Prozent per anno) über diese zehn Jahre inzwischen rund 2,46 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr aus. Eine weitere Steigerung der Personalausgaben um 2,12 Millionen pro Jahr erkläre sich dadurch, dass seit dem Jahr 2005 über 53 (!) neue Stellen geschaffen worden seien. 

Warum aber mehr als 53 – genau sind es 53,48 – neue Stellen? Als Hintergrund für diese Zunahme werden von Seiten der Behörde „massive Aufgabenmehrungen“ ins Feld geführt. Ein Großteil davon, rund 30 Prozent, im sozialen Bereich. Zum Beispiel zur Errichtung der „Koordinierenden Kinderschutzstelle“, zur Installation von Jugendsozialarbeitern an Schulen, zur Aufstockung des allgemeinen Sozialdienstes, zur Stärkung der Betreuungsstelle und nicht zuletzt im Asylbereich. Allein im Jugendamt habe sich die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen zehn Jahren um gut 20 erhöht, erklärt Kreiskämmerer Walter Reisinger auf Anfrage.

Zusätzliches Personal war den Angaben zufolge auch nötig für die „Koordinierungsstelle für bürgerschaftliches Engagement“, für das „Bündnis für Familien“, für den Landkreis als Bildungsregion, zum Ausbau des Klimaschutz-Managements und für das Engagement des Landkreises im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader“. Weitere Beispiele, die Reisinger anführt: Im Bauamt wurden im vergangenen Jahrzehnt fünf neue Stellen geschaffen, im Ausländeramt vier und in der Zulassungsstelle fünf.

Entwicklung der Personalkosten des Landkreises Pfaffenhofen. Quelle: Landratstsamt

Allein in diesem Jahr sollen erneut 10,6 neue Stellen geschaffen werden, wie Reisinger kürzlich im Kreisausschuss erläuterte: Davon sechs zur Bewältigung der Aufgaben in Zusammenhang mit dem Zustrom von Asylbewerbern und Flüchtlingen, eine im Bereich „Familie, Jugend, Bildung“, eine zur Bearbeitung von Schwertransporten und je eine halbe Stelle im Sachgebiet „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ und zur Neuausrichtung der Kreisbücherei. 

Im oberbayerischen Vergleich stand der Landkreis Pfaffenhofen zuletzt, was die Personalkosten angeht, noch recht gut da. Im Jahr 2013 gab man 112,50 Euro pro Einwohner für Landkreis-Mitarbeiter aus. Zum Vergleich: Der oberbayerische Schnitt lag bei knapp 125 Euro. Bezirksweit wies Pfaffenhofen die sechst-niedrigsten Personalkosten je Einwohner aus – Spitzenreiter war übrigens der Kreis Dachau mit Personalausgaben von gerade einmal 104 Euro pro Einwohner. Im Kreis Pfaffenhofen dürfte sich diese Zahl nun allerdings deutlich ändern; denn allein die über zehn neuen Stellen schlagen wohl mit jährlichen Mehrkosten von mindestens 400 000 Euro zu Buche. 

In manchen Gemeinden mag die Personalkosten-Entwicklung des Landkreises durchaus mit einer gewissen Skepsis beäugt werden. Denn über die Kreisumlage finanzieren die Kommunen bekanntlich den Landkreis zu einem großen Teil. So überweisen die 19 Gemeinden heuer insgesamt 51,5 Millionen an den Landkreis – das sind (weil wirtschaftlichen die Zeiten gut sind) rund sieben Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. In diesen sieben Millionen enthalten sind auch rund 600 000 Euro, die allein aus der Erhöhung des Umlage-Satzes von 44,5 auf 45,0 Punkte resultieren. Von den 51,5 Millionen Euro aus den Gemeinden bleiben heuer 29,2 Millionen Euro beim Landkreis, die restlichen 22,3 Millionen Euro müssen als Umlage an den Bezirk überwiesen werden.

Über die Erhöhung der Kreisumlage war im Vorfeld heiß diskutiert worden. Denn die Gemeinden sind freilich darauf bedacht, möglichst wenig Geld an den Landkreis zu bezahlen, damit ihnen vor Ort mehr für eigene Investitionen bleibt. Darum haben nicht zuletzt die zahlreichen einflussreichen Bürgermeister, die auch im Kreistag sitzen, Druck gemacht – weshalb sich Landrat Martin Wolf (CSU) letztlich mit einer Erhöhung der Kreisumlage um 0,5 Punkte zufrieden geben musste. Niedriger ist die der Umlage-Satz im oberbayerischen Vergleich übrigens nur in München. 

Die genannten 600 000 Euro, die den Gemeinden heuer durch die minimale Erhöhung der Kreis-Umlage zusätzlich abgeknöpft werden, erscheinen aber wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn sie reichen nicht einmal, um auch nur die Hälfte des Personalkostenanstiegs auszugleichen, auf den der Landkreis heuer zusteuert. Gab der Kreis im vergangenen Jahr noch 13,5 Millionen Euro für seine Mitarbeiter aus, sind es heuer die genannten 14,8 Millionen Euro. Das bedeutet also von einem Jahr auf das andere eine Zunahme um 1,3 Millionen Euro. In den vergangenen zehn Jahren gab es keinen vergleichbaren Anstieg. 

KUS, AWP und Klinik-GmbH

Nicht in den für heuer rund 15 Millionen Euro geplanten Personalkosten des Landkreises enthalten sind das Kommunalunternehmen für Strukturentwicklung im Landkreis (KUS), der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWP) und die Ilmtalklinik GmbH. Denn die firmieren jeweils als eigene Unternehmen. Beim KUS werden laut Wirtschaftsplan heuer für 6,4 Stellen rund 380 000 Euro fällig, beim AWP sind es für 14,3 Stellen rund 630 000 Euro. Während sich der AWP praktisch selbst finanziert, geht das KUS (das ja praktisch keine Einnahmen hat) voll zu Lasten des Landkreises. Im vergangenen Jahr kostete das KUS den Kreis gut 733 000 Euro, heuer sind es wegen einer Entnahme aus den Rücklagen "nur" 615 000 Euro, im kommenden Jahr rechnet KUS-Chef Johannes Hofner dann mit 752 000 Euro.

Die Klinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg rechnet für heuer mit Personalkosten von knapp 32,5 Millionen Euro (Vorjahr: 30,3 Millionen), wie aus dem von Geschäftsführer Marcel John vorgelegten Wirtschaftsplan hervorgeht. Klinik-Gesellschafter sind die beiden Landkreise Pfaffenhofen und Kelheim, die auch das Defizit auszugleichen haben. John rechnet für dieses Jahr mit einem Minus aus dem Krankenhaus-Betrieb in Höhe von knapp über drei Millionen Euro (Vorjahr: 3,4 Millionen). Hinzu kommen allerdings heuer aufgrund gesetzlicher Vorgaben noch Brandschutzmaßnahmen, die rund 1,5 Millionen Euro kosten – weshalb die Klinik-GmbH nach derzeitigen Planungen am Jahresende einen Fehlbetrag von 4,5 Millionen ausweisen wird.

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Ein Loblied auf 107 Millionen Euro


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