Eine Delegation der Fußball-Schiedsrichtergruppe Landau-Dingolfing berichtet den Pfaffenhofener Kollegen über ihre bemerkenswerten Erfolge
Von Wolfgang Inderwies
Sie kamen an wie die drei Weisen aus dem Morgenland: Sie folgten ihrem Stern, nämlich der missionarischen Verbreitung der „Lust am Pfeifen“. Und sie irrten durch unwegsames Gelände, nämlich über die Baustelle am Volksfestplatz – hier hatte die Bauleitung offenbar den Durchgang zur Vereinsgaststätte vergessen. Dort jedenfalls warteten die Pfaffenhofener Schiedsrichter, um von diesen drei Weisen zu erfahren, warum es im Morgenland gerade so brummt. Das Morgenland ist in diesem Fall die Fußball-Schiedsrichtergruppe Landau-Dingolfing – nicht ganz im Orient gelegen, sondern nur in Niederbayern. Die Landauer und Dingolfinger mussten zwangsläufig zu dritt kommen, weil sich der Niederbayer im Allgemeinen ungern selbst lobt.
Und über jeden der drei gab es durchaus Lobenswertes zu berichten: Der Vulkan, der Komet und der Bimbo sind drei Hauptakteure einer beispielhaften Erfolgsstory. Der Vulkan heißt im bürgerlichen Leben Erwin Faden und ist der Gruppen-Schiedsrichterobmann. In Marklkofen ist er daheim, im Facebook aber nicht zu finden. Der 35-Jährige kam vor nicht einmal zehn Jahren zur Schiedsrichterei, auch weil sein Stern nicht zwingend über einer Fußball-Profikarriere aufgehen wollte. Seit fünf Jahren ist er nun Obmann mit ehrgeizigen Zielen und sprudelnden Ideen. Darum der Spitzname „Vulkan“.
83 neue Schiris in vier Jahren
Erwin Faden hat es mit seinem motivierten Führungsteam geschafft, in den letzten vier Jahren 83 Schiedsrichter-Neulinge auszubilden. Viele von ihnen blieben bei der Stange, nun zählt die Gruppe Landau-Dingolfing 230 Köpfe. Gut die Hälfte davon ist jedes Wochenende aktiv, davon zwei Unparteiische in der Landesliga, vier in der Bezirksliga und sechs in der Kreisliga.
An eine solche Leistungsdichte können sich in Pfaffenhofen übrigens nur noch die Älteren erinnern. Im vergangenen Jahr übernahmen die Isartaler Unparteiischen rund 3500 Spielleitungen. „Mir gehen regelmäßig die Spiele aus“, sagte Erwin Faden – eine Situation, von der Pfaffenhofens Einteiler Michael Seidl nur träumen kann, ihm gehen zur Besetzung der Spiele nämlich regelmäßig die Schiedsrichter aus. Nicht zuletzt deshalb betreibt die Schiedsrichtergruppe Landau-Dingolfing regen Austausch mit 14 anderen Gruppen, und das mit durchwegs positivem „Austauschsaldo“.
Kometenhafte Karriere
Einige der neuen Schiedsrichter haben eine kometenhafte Karriere hingelegt, so zum Beispiel der Tobi Wittmann. Auch er ist übrigens Schiri geworden, weil es nach eigenem Bekunden zum Kicken nicht so recht gereicht hatte. Der gerade mal 19-Jährige ist aktuell Bayerns jüngster Landesliga-Schiedsrichter und als Assistent bis zur Regionalliga aktiv. In der Schiedsrichtergruppe zeichnet er zudem für Internetauftritt, Ausflüge und Lauftreff verantwortlich – allesamt Maßnahmen zur Steigerung des Wir-Gefühls und der Kameradschaft. Den Pfaffenhofenern ist der Wittmann Tobi von seinem Kollegen Bimbo Bachmeier nicht zu Unrecht als „High Potential“ präsentiert worden – als Komet, nicht aber als Überflieger. Es bleibt dem Kometen nur zu wünschen, dass er noch lange leuchtet und nicht verglüht.
Warum der Bimbo Bimbo heißt
Ja, und der Bimbo. Er steht zu seinem Spitznamen und will ihn auch behalten, schließlich trägt er ihn mit Stolz schon seit über 50 Jahren – ein morastiges Kinderspielabenteuer war damals der Auslöser. Bimbo Bachmeier ist Schiedsrichter-Urgestein und bis in die späten 1990er Jahre aktiv gewesen. Nach einer Sportverletzung musste er den Dienst an der Pfeife quittieren und kümmert sich seitdem vornehmlich um Chronik und Pressearbeit. „Wir müssen uns Schiris in der Öffentlichkeit besser darstellen“, fordert der bekennende Erwin-Faden-Fan. Drei Jahre will der Bimbo noch Gas geben als buchstäblich Graue Eminenz im Schiedsrichter-Ausschuss, „dann muass aba a Ruah sei, mia ham gnua Junge“.
Der Vulkan, der Komet und der Bimbo ernteten nach ihrer Präsentation respektvollen Applaus von ihren Pfaffenhofener Kollegen. Erfolg ist nicht nur in Maßen planbar, aber er wächst mit solchen Typen überproportional. Die drei Typen aus Marklkofen, Landau und Weigendorf standen ihren Gastgebern schließlich noch lange Rede und Antwort, bevor sie sich auf ihren steinigen Heimweg über die Baustelle am Volksfestplatz in Richtung ihrer niederbayerischen Heimat Niederbayern begaben. Schon wegen des steinigen Wegs hatte ihre Reise eine missionarische Dimension – nun bleibt nur zu hoffen, dass der niederbayerische Funke des Erfolgs auch ein bisschen auf die Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen überspringt.