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Die Schauspielerin stellte gestern Abend ihr Buch vor und ließ uns zuvor exklusiv an der Zubereitung einer kulinarischen Überraschung teilhaben

Von Alfred Raths

Rezepturen aus einer Hexenküche waren es sicher nicht, die Marianne Sägebrecht gestern Abend in der vollbesetzten Rohrbacher Kulturwerkhalle „Incontri“ präsentierte. „Bayrisch-Surinamisch“ nennt die 67-Jährige Schauspielerin ihre kulinarischen Kreationen, hinter denen sich freilich eine lebenslange Geschichte verbirgt. Sägebrecht ließ zuvor unsere Zeitung beim Zubereiten einer ganz speziellen Suppe exklusiv über die Schulter schauen und erzählte dabei aus ihrem Leben, von ihren aktuellen Reiseplänen und freilich auch von ihrem jüngstes Buch „Auf ein prima Klimakterium!“

„Kardamom ist der Hammer“, sagt Sägebrecht und schwört Eide auf dieses Ingwergewächs, das der Suppe ein würziges, süßlich Aroma verleiht und eine gewisse Schärfe mit sich bringt. Schwupps ist es auch schon im Topf. „Mango und Karotte gibt diesen eigenen Geschmack“, den die Besucher der Kulturwerkhalle dann am Abend noch gratis erleben dürfen. Sie wissen es nur noch nicht. „Die Art der Bayern, wie wir seit Jahrhunderten zusammengewürfelt wurden, das ist das Gebräu das uns ausmacht“, philosophiert die studierte Psychologin während des Kochens, „deshalb gibt’s bei uns diese südliche Lebensart.“

Mittendrin statt nur dabei: Unser Redakteur Alfred Raths mit Marianne Sägebrecht beim Zubereiten ihrer Überraschungssuppe.

Die Schauspielerin ist in der Rohrbacher Küche von Bluespianist Christian Willisohn  nicht weit von ihrer früheren Heimat Reichertshofen, wo sie bis 2002  knapp vier Jahre lang lebte, entfernt. Sie wollte dort „zur Ruhe kommen“. Zuvor war ihr Leben eher das einer unsteten Künstlerin, das so richtig in Schwung kam nach den Filmen „Zuckerbaby“ und  „Out of Rosenheim“. Das war 1984 beziehungsweise 1987. „Danach ging’s hinaus in die Welt.“ Autor und Regisseur Percy Adlon spielte in diesem Lebensabschnitt keine unwesentliche Rolle. Es folgten Engagements für die frühere Kleinkunst-Bühnenleiterin, das Starnberger Spinnradl und Mutti Bräu in München, unter anderem an der Seite von Michel Piccoli und John Malkovich.

Was in diesem großen Topf noch immer so friedlich vor sich hin brodelt soll „al dente sein, nicht zu verkocht“ und heißt  „Sehnsucht nach Surinam“ oder vulgo Zimthuhn mit Tomaten. Wobei Sägebrechts poetisch angehauchte Nomenklatur dem delikaten Gericht, was  sich bei beinahe zwanghaft auszuführenden Kostproben immer deutlicher herausstellt, natürlich um ein Vielfaches gerechter wird. „Tun wir doch noch ein Stückchen Butter hinein“, beschließt Sägebrecht spontan und weicht damit von ihrer Mengenangabe aus dem Rezept in ihrem Buch „Auf ein prima Klimakterium!“ ohne mit der Wimper zu zucken ab. Ebenso verfährt sie mit der Zugabe einer Prise Kurkuma, ebenfalls ein Ingwergewächs, dem allerdings eine erstaunliche medizinische Wirkung nachgesagt wird.

Eining, an der Donau gelegen, war eine weitere, kurze Zwischenstation auf dem Lebensweg der Allroundkünstlerin, die schließlich in die Nähe ihrer einzigen Tochter nach Hohenschäftlarn ins Isartal gezogen ist und dort „hinter einer dichten, hohen Hecke, die aber schon vor meinem Einzug da war“, zusammen mit fünf Katzen seit mittlerweile einem Jahrzehnt lebt. Ohne Mann, wie sie betont, alleine, aber nicht zurückgezogen. „Frauen sollen ihr Leben auch selbst in die Hand nehmen können.“

Die Schauspielerin gestern Abend bei der Vorstellung ihres Buchs „Auf ein prima Klimakterium!“ in Rohrbach.

Getreu diesem Motto plant Sägebrecht, die sich scherzhaft schon mal „Promi-Tussi“ nennt,  für den Januar des kommenden Jahres eine Reise in das kleinste aller unabhängigen südamerikanischen Länder – nach Surinam.  „Dorthin habe ich bereits als Fünfjährige eine Schachtel mit einigen Sachen, unter anderem meinem Bärchen ,Suri’, geschickt, mit dem Auftrag an ihn, dort ein Haus zu bauen“, erzählt sie. Nun wolle sie nachsehen, ob ihm das gelungen sei. Mit dabei hat Sägebrecht viel Notizpapier, denn nach dem etwa vierwöchigen Aufenthalt will sie mit neuen Kochrezepten und einem Tagebuchmanuskript mit dem jetzt schon feststehenden Arbeitstitel „Gegen den Strom heim nach Surinam“ zurückkommen. Ein Kamerateam wird sie dokumentarisch begleiten. „Man ist ja immer auf der Wanderschaft“, ist Sägebrecht überzeugt.

Erst wenige Monate auf dem Markt ist Sägebrechts Buch „Auf ein prima Klimakterium!“, das im Untertitel bereits darauf hinweist, worum es genau geht: Meine Ratschläge und Geschichten für das reife Weibsbild von heut. Daraus liest sie im Incontri vor. Autobiographischer, deftiger, oftmals nachdenkenswerter Stoff, köstlich anzuhören und zu lesen. Über und von sich selbst und mit Gastbeiträgen anderer Autorinnen. Von geilen Alphamännchen ist die Rede und von der Lust, die in die Jahre gekommen ist, weshalb Kuscheln angesagt ist.   

Ein weiterer Griff nach ein paar Zutaten aus Willisohns schier unerschöpflichem Gewürzregal folgt. Ganz offenbar intuitiv zieht die Schauspielerin in einer nicht erkennbaren Folge die Gläser und Tütchen aus dem Regal und vermittelt dabei den unmissverständlichen Eindruck, dass sie genau weiß, was sie macht. „Ach ja, Pettersson  und Findus haben wir gerade abgedreht“, fällt ihr dabei ein, während sie weiter fleißig streut und rührt. Sie spielt in dem Streifen die Rolle der Nachbarin Anna Andersson. Der teilanimierte Film kommt nächstes Jahr in die Kinos.

Während des Kochens erzählte uns Sägebrecht aus ihrem Leben, von Reiseplänen und philosophierte.

Vor dem Incontri warten derweil die „SaitenSpringer“  Ralf Glenk und Martin Ernst auf ihre Marianne, „die sich manchmal Zeit lässt“, es pressiere ja auch nichts. Die beiden Musiker begleiten die Künstlerin seit gut einem Jahrzehnt  mit Mandola und Cajon. Poetische Lieder  und traditionelle Stücke haben sie so gut drauf wie wohl wenig andere. Geschickt in den Ablauf eingefügte Gedichtvertonungen scheinen wie für die Lesung gebacken. Drinnen sind die Besucher  schon gespannt darauf.  Die Lesung wird dann übrigens pünktlich beginnen und die vier (!) Stunden Programm werden vergehen wie im Flug.

Doch noch brodelts im Topf  bei Willisohn. „Der Tag, an dem man kommt und geht, ist geschrieben“, sagt Sägebrecht unvermittelt, während sie doch eben noch laut über Surinam nachdachte. „Die Länge des Lebens kann man nicht bestimmen, aber dafür die Breite und Tiefe.“ Da ist sie wieder, die Anthroposophin.  Die Hohenschäftlarner hätten ihr unlängst ein Kompliment gemacht, das sie rühre: „Wir machen dir ein Marterl, wenn du gestorben bist.“

Wir verschenken unter unseren Lesern drei Exemplare des Buchs „Auf ein prima Klimakterium!“ (ISBN: 978-3-485-01372-7, Nymphenburger Verlag) von Marianne Sägebrecht. Wer mitmachen will, schreibt einfach eine E-Mail mit seinen Kontaktdaten und dem Stichwort "Süppchen" an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! – Einsendeschluss ist am kommenden Samstag, 13. Juli, um 12 Uhr.


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