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Frei erfundene Nachrichten – Folge 6: Enthüllungen über Manfred „Mensch“ Mayer, Reinhard Haiplik und Franz Schmuttermayr empören die Kreisstadt 

Von Tobias Zell

Der VW-Abgas-Skandal erschüttert die Automobilwelt. Doch man muss dieser Tage gar nicht nach Wolfsburg oder in die USA blicken, um sich zu empören: Auch in Pfaffenhofen sind jetzt unglaubliche Tricksereien und Mogeleien an die Öffentlichkeit gekommen. Das beschauliche Leben in der Kreisstadt ist nach diesen Enthüllungen über Manfred „Mensch“ Mayer, Reinhard Haiplik und Franz Schmuttermayr gehörig aus den Fugen geraten. Die Folgen sind noch gar nicht abzusehen. Wir haben die drei Skandale vor der Haustür noch einmal zusammengefasst. 

Manfred „Mensch“ Mayer

Im wahrsten Sinne des Wortes haarsträubend ist, wie der Pfaffenhofener GfG-Stadtrat Manfred „Mensch“ Mayer offenbar über Jahre nicht nur die Öffentlichkeit, sondern sogar seine Wähler getäuscht hat. Viel Mühe verwendete Mayer stets darauf, immer wieder zu betonen, dass er – ob nötig oder nicht – ein Mal im Jahr zum Friseur geht. Nicht öfter, aber auch nicht seltener. Dieses Image pflegt er ebenso wie seine im Laufe der Monate immer länger werdenden Zotteln. Doch nun kam ans Licht: Alles nur Fake.

Aufgefallen ist es Bürgermeister Thomas Herker (SPD) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats: Mayer war ganz offensichtlich binnen kurzer Zeit zwei Mal beim Coiffeur. Herker nahm kein Blatt vor den Mund, konfrontierte den mutmaßlichen Betrüger vor den Ohren aller mit den schweren Vorwürfen. Mayer stritt alles ab. Vor laufender Kamera – die Sitzungen werden bekanntlich live im Internet übertragen – verstrickte er sich immer tiefer in ein Haarnetz aus Widersprüchen.

Mit einer Mütze versucht Manfred "Mensch" Mayer alles zu kaschieren.

Ein Aufschrei geht seither durch die Kreisstadt. Erste Rücktrittsforderungen machen die Runde. Empört sind vor allem jene, denen der Haarwuchs nicht mehr so treu ist. „Mayer soll doch froh sein, dass es bei ihm noch so sprießt, und nicht die Öffentlichkeit belügen“, sagte uns ein glatzköpfiger Stadtbaumeister hinter vorgehaltener Hand. „Man sollte ihm einen Scheitel ziehen“, wird ein einflussreicher CSU-Mann zitiert. „Der gehört rasiert“, sagt einer von den Freien Wählern. 

Die Friseurgate-Affäre schlägt inzwischen sogar Dauer-Wellen bis in die bayerische Staatsregierung. Denn Mayer ist im Hauptberuf Lehrer. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) soll getobt haben, als er von der Sache erfuhr. „Wir versuchen mit allen Kräften, unsere Schüler zu Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu erziehen und ihnen die Grundwerte des Zusammenlebens zu vermitteln, damit sie später mal anständige Bürger und treue CSU-Wähler werden – und jetzt sowas. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle redlichen Pädagogen.“ Jeder Lehrer im Freistaat müsse sich seiner Vorbild-Funktion bewusst sein, betont Spaenle. So etwas könne nicht ohne Konsequenzen bleiben. Dem Vernehmen nach ist für den morgigen Nachmittag eine Krisensitzung im Pfaffenhofener Schulamt anberaumt.

Franz Schmuttermayr

Politisch deutlich folgenreicher für Stadt und Kreis dürfte der Skandal sein, der um den altgedienten CSU-Politiker Franz Schmuttermayr öffentlich geworden ist. Nach ersten Einschätzungen von Professoren sind vermutlich Hunderte von Beschlüssen ungültig. Seit 1972 sitzt Schmuttermayer im Stadtrat von Pfaffenhofen, seit 2008 auch im Kreistag, er gilt als Grandseigneur der Kommunalpolitik. Doch jetzt kam heraus: Sein perfides Spiel treibt er offenbar schon seit Jahrzehnten. 

Die Masche ist dabei immer dieselbe: Schmuttermayr hört in den Gremien stets aufmerksam zu, meldet sich sogar immer wieder zu Wort. Er gibt eiskalt vor, noch Informationen zu benötigen, um dann nach bestem Wissen und Gewissen sowie im Sinne der Bürger abstimmen zu können. Meistens fragt er bei Ausschreibungen nach, will irgendwas über Dachrinnen oder Fallrohre wissen oder ob das nicht billiger und schneller geht. Und dann, wenn es an die Abstimmung geht, verlässt Schmuttermayr klammheimlich den Boden des Erlaubten. Auswertungen von Protokollen und Video-Aufzeichnungen der Sitzungen brachten es jetzt unmissverständlich ans Licht: Der CSU-Mann hob all die Jahre weder bei „Dafür“ noch bei „Dagegen“ die Hand.

Der doppelte Schmuttermayr: Seit Jahrzehnten weder dafür noch dagegen.

Die Folgen sind noch gar nicht abzuschätzen. Fakt ist: In der Kommunalpolitik ist es schlicht nicht erlaubt, sich bei Abstimmungen zu enthalten. „Man muss Ja oder Nein sagen“, bestätigt der Pfaffenhofener Stadtjurist Florian Erdle und fügt kleinlaut hinzu: „Es ist mir schleierhaft, wie Schmuttermayr all die Jahre damit durchkommen konnte. Da werden wir uns auch selbst hinterfragen müssen.“ Im Rathaus wie im Landratsamt müssen nun Hunderte, vielleicht sogar Tausende Beschlüsse anhand der Protokolle und Anwesenheitslisten kontrolliert werden.

Der „Bayerische Kommunale Prüfungsverband“ (BKPV) ist bereits mit einer Sonderuntersuchung beauftragt worden. Schlimmstenfalls, so ein Experte, müssen tatsächlich all die ungültigen Entscheidungen nachgeholt werden. Landrat Martin Wolf (CSU) will angeblich in den Herbstferien eine viertägige Sondersitzung des Kreistags einberufen, in der zumindest die Beschlüsse der vergangenen fünf Jahre geheilt werden sollen. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) plant für die Weihnachtsferien Ähnliches. „Und wenn wir bis Heiligabend durchgehend die Flossen heben, wir müssen das in Ordnung bringen“, schäumt er. 

Schmuttermayr selbst hat sich zwar inzwischen einen Anwalt genommen, kann aber die ganze Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen. „Man darf mich nicht für dümmer halten als die anderen sind“, sagt er nur und verweist für weitere Auskünfte auf seinen Advokaten. Der erklärte heute auf Anfrage unserer Redaktion in einem schriftlichen Statement: „Mein Mandant beruft sich auf die Landkreis- beziehungsweise auf die Gemeindeordnung. Dort ist  (...) klar geregelt, dass Mandatsträger bei direkter persönlicher Betroffenheit in Abstimmungen außen vor bleiben dürfen beziehungsweise müssen. Mein Mandant vertritt diesbezüglich die kaum angreifbare Ansicht, dass ihn als gewählten Vertreter der Bürger sämtliche kommunalpolitischen Angelegenheiten persönlich betreffen. Somit ist ihm nach unserer Einschätzung keinerlei rechtswidriges Verhalten vorzuwerfen.“ 

Reinhard Haiplik 

Für Aufregung unter den Pfaffenhofener Intellektuellen sorgt derweil Reinhard Haiplik. Gymnasiallehrer im Hauptberuf, ist er nicht zuletzt als ÖDP-Stadtrat, Heimatforscher und Stadtführer bekannt. Letztere Tätigkeit könnte ihm nun zum Verhängnis werden. Denn offenbar speist der Akademiker seit Jahren die Teilnehmer an den Rundgängen mit zweit- bis drittklassigen Possen ab und enthält ihnen die vollmundig angekündigten kuriosen Geschichten und historischen Einordnungen über die Entwicklung der Kreisstadt schlicht vor.

Herausgekommen ist der Schwindel vor einigen Wochen, als Haiplik eine Gruppe von Chinesen durch die Stadt führte. „Die fotografieren doch eh bloß, denen kann ich den gleichen Schmarrn erzählen wie allen anderen“, soll Haiplik noch gesagt haben. Doch er hatte offensichtlich nicht mit der Findigkeit der Asiaten gerechnet. Denn weil die gar nicht bis schlecht deutsch verstanden und obendrein die Dolmetscherin kurzfristig verhindert war, nahmen sie auf ihren günstig nachgebauten iPhones den Service-Dienst „Siri“ zu Hilfe. Und was ihnen die nette Computer-Dame da ausspuckte, fanden die Gäste aus Fernost schlicht zum Kotzen. „El hat uns nul langweilige Sachen elzählt, nix wie velsplochen. Wil welden uns beschwelen und vol Gelicht gehen“, wird einer der Teilnehmer zitiert.

Reinhard Haiplik (rote Jacke) bei einer seiner Stadtführungen.

Aufgerüttelt von diesem Vorfall, wurden intensive Nachforschungen eingeleitet. Ehemalige Stadtführungs-Teilnehmer aus zig Ländern wurden ausfindig gemacht und eingehend befragt. In akribischer Kleinarbeit setzte eine Task-Force aus Historikern, Heimatforschern und Stadtführern ein Puzzle aus Zeugenaussagen, Tonmittschnitten, Fotos, Postkarten, Facebook-Einträgen und Video-Aufzeichnungen zusammen. Die Ergebnisse seien „erschreckend“, sagt ein Insider, der lieber anonym bleiben will.

Inzwischen wurden über 20 Kisten mit brisantem Material der Kripo übergeben. „Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen“, sagt Anna Chronismus, die Leiterin der eilends eingerichteten Sonderkommission. Sie wolle den abschließenden Ergebnissen nicht vorgreifen, könne aber jetzt schon sagen: „Wir haben konkrete Hinweise darauf, dass Haiplik mehrfach den Teilnehmern an den Stadtführungen vorgespiegelt hat, sie befänden sich in Niederbayern, Pfaffenhofen liege am Inn und niemand habe die Absicht, hier eine Gartenschau zu errichten.“

Bisher sind in der Serie "Frei erfundene Nachrichten" folgende Beiträge erschienen:

RTL sendet Dschungel-Camp-Special mit Landkreis-Politikern

Gnadenlose Enthüllungen

„Promi-Big-Brother“ made in Pfaffenhofen

CSU plant Verkauf der Exklusivrechte an Wortmeldungen im Stadtrat

GfG gibt Stadtratsmandat an FDP-Chef Daschner ab 


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