Hat der Diesel-Skandal jetzt den Ingolstädter Autobauer voll erreicht? Jedenfalls muss das Unternehmen in Europa 24 000 Fahrzeuge zurückrufen.
(ty) Das sei ein "neuer Hammer im Diesel-Skandal". So bewertet die Bild-Zeitung diese Entwicklung und schreibt recht unmissverständlich: "Audi mit Schummel-Software erwischt." Zwei Oberklasse-Modelle von Audi seien "mit illegal manipulierter Abgasreinigung aufgeflogen". Fakt ist: Audi ruft jetzt in Europa rund 24 000 Fahrzeuge mit V-TDI-Motor zurück. Das teilte der Ingolstädter Autobauer heute Abend selbst mit. Das Unternehmen spricht von "Auffälligkeiten" bei der Emission von Stickoxiden.
„Im Rahmen einer proaktiven, umfassenden Überprüfung von Getriebe-Software in verschiedenen Modell-Varianten“ habe man festgestellt, „dass es bei etwa 24 000 Autos der Modellreihen A7 und A8 der Emissionsklasse EU5 in bestimmten Fahrzuständen zu Auffälligkeiten bei den NOx-Emissionen kommt“, heißt es aus der Ingolstädter Audi-Zentrale. Der "bis Faktor zwei höhere NOx-Wert" werde durch eine neue Getriebe-Software korrigiert.
„Die illegale Software erkennt“, berichtet die Bild-Zeitung indes recht unverblümt, „wenn das Fahrzeug sich auf einem Rollenprüfstand in der Werkstatt befindet." Dort, so heißt es weiter, würden alle Abgasreinigungs-Systeme ordnungsgemäß in Betrieb genommen – im Alltagsbetrieb jedoch über weite Strecken abgeschaltet.
Audi habe eine "unzulässige Abschalt-Einrichtung eingebaut", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) laut boerse-online heute Abend in Berlin. Bisher sei der VW-Tochter in Deutschland keine illegale Abschalt-Einrichtung nachgewiesen worden, betont das Portal. Damit bekäme die Diesel-Affäre eine neue Dimension. Dem Bericht zufolge handelt es sich hier um eine "Lenkwinkel-Erkennung". Wie dazu erklärt wird, erkenne die Abschalt-Einrichtung, wenn das Fahrzeug auf dem Prüfstand stehe. „Wird das Lenkrad nicht bewegt, arbeitet die Abgasreinigung wie vorgeschrieben. Sobald das Lenkrad mehr als 15 Grad eingeschlagen wird, erhöht sich der Ausstoß von gesundheitsschädigendem Stickoxid (NOx).“
Audi untersucht nach eigenen Angaben seit einigen Monaten systematisch eine große Anzahl von Motor-Getriebe-Kombinationen auf ihre Emissionen in bestimmten Fahrzuständen. Bei jüngsten Analysen von Automobilen der Modelljahre 2010 bis 2013 der Modellreihen A7 und A8 mit V6- und V8-Motoren nach Abgasnorm EU5, „zeigten sich in bestimmten Situationen NOx-Überschreitungen zwischen 20 und 100 Prozent des Grenzwerts“. Das teilte Audi heute Abend per Presseerklärung mit.
Der Grund dafür ist laut Audi, „dass die Motordrehzahl in manchen Bereichen ungünstig von der Getriebesoftware beeinflusst wird“. Dadurch, so heißt es weiter, „können sich die Emissionen verschlechtern“. Der Autobauer hat nach eigener Erklärung mit dem Kraftfahrtbundesamt einen Rückruf mit aktiver Kundenansprache vereinbart. 14 000 der betroffenen rund 24 000 Autos sind nach Unternehmensangaben in Deutschland zugelassen. Der Rückruf werde voraussichtlich im Juli dieses Jahres starten. „Da nur eine neue Software aufgespielt wird, beträgt der Zeitbedarf für diese Maßnahme etwa 30 Minuten“, meldete Audi heute Abend.
Abschließend erklärt der Ingolstädter Autobauer: „Audi wird auch weiterhin vollumfänglich mit den Behörden und dem Kraftfahrtbundesamt zusammenarbeiten und entschuldigt sich bei seinen Kunden für die Unannehmlichkeiten und setzt alles daran, die gefundenen Auffälligkeiten so schnell als möglich zu korrigieren.“ Laut Bild-Zeitung wurde VW-Vorstandschef Matthias Müller bereits ins Verkehrsministerium einbestellt. Für Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, dessen Vertrag erst kürzlich um fünf Jahre verlängert worden war, dürfte es nun ungemütlich werden.