Kurznachrichten, Termine und Notizen für den Landkreis Kelheim und Umgebung
Unterstützung für Vereine und Selbsthilfegruppen
(ty) Vereine leben von der Bindung ihrer Mitglieder an die Gruppe und ihrer Bereitschaft, sich für die Gruppe, ihre gemeinsamen Interessen, Ziele und Zwecke einzusetzen. Ob sich ein Verein dem Sport, dem Umweltschutz, einer kulturellen Aufgabe oder einem sozialen Zweck widmet oder sich die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe um ebenso Betroffene kümmern – meistens werden die Aufgaben der Organisation von Veranstaltungen ehrenamtlich geleistet. Dieses bürgerliche Engagement der Hauptakteure in den Vereinen und Selbsthilfegruppen möchte der Landkreis unterstützen.
Die Ehrenamtsstelle im Zentrum für Chancengleichheit im Landratsamt greift mit der Veranstaltungsreihe „Vereine und Selbsthilfegruppen im Zentrum“ Themen auf, bei denen hier Informationsbedarf besteht. Alle Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamts Kelheim. In der ersten Veranstaltung am 27. März wird im Nachgang zur großen Infoveranstaltung des Landratsamtes im letzten Jahr noch einmal das Thema „Datenschutzgrundverordnung – was müssen Vereine wissen und tun?“ auf. Der Referent, Rechtsanwalt Florian Alte, beleuchtet die Bedeutung dieser Verordnung für die Vereine und gibt Tipps für den Umgang mit den Daten der Mitglieder.
Am 1. April klärt der Rechtsanwalt Roland Sing über die Rechte und die Pflichten eines Vereins, die Formulierung einer Satzung und über Haftungsfragen auf. Als weiteres Thema stehen am 30. April die ehrenamtlich Engagierten selbst im Fokus des Vortrags von Ursula Erb „Leuchten statt Ausbrennen – Achtsamkeit in der Ehrenamtsarbeit!“. Sie zeigt darin auf, wie man lernt, sich zu schützen, um nicht vom Ehrenamt aufgefressen zu werden und auch einmal das „Nein-sagen“ lernt.
Das letzte Thema in der ersten Sequenz der Veranstaltungsreihe „Vereine im Zentrum“ nimmt die Vereinskasse ins Visier: „Ebbe in der Kasse? Wer suchet, der findet! Einnahmepotenziale für Vereine“ am 5. Juni. In dem Vortrag werden Mittel und Wege aufgezeigt, wie Finanzierungslücken durch Spendeneinwerbungen bei Privatpersonen und/oder Unternehmen geschlossen werden können. Rosemarie Kleindl, langjährige Marketingleiterin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., gibt wertvolle Tipps, wie man die Vereinskasse füllen kann.
Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenlos. Anmeldung dazu (bei jedem Vortrag erforderlich) an das Zentrum für Chancengleichheit beim Landratsamt Kelheim per Telefon unter (0 94 41) 2 07 10 40 oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Als weitere Unterstützung für die Vereine im Landkreis werden künftig auf der Landkreishomepage unter der Rubrik „Ehrenamt“ wichtige Informationen, notwendige Formulare und Links hinterlegt.
Bürgerpreis dreht sich um Rettungskräfte
(ty) In diesem Jahr steht der Bürgerpreis des bayerischen Landtags unter dem Motto "Rette uns, wer kann! – Nachwuchs und neue Ideen für die ehrenamtlichen Rettungskräfte". Fast jeder Zweite in Bayern setzt sich ehrenamtlich für das Zusammenleben und die Gesellschaft ein. Um die Vielfalt dieses großartigen bürgerschaftlichen Engagements zu würdigen, vergibt der bayerische Landtag jährlich seinen Bürgerpreis. Die Bewerbungsfrist läuft bis 3. Mai. Der Preis ist mit insgesamt 50 000 Euro dotiert, wobei das Preisgeld auch auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden kann. Die Preisträger werden im Rahmen einer feierlichen Verleihung im Maximilianeum am 17. Oktober ausgezeichnet. Infos rund um die Bewerbung gibt es auf www.buergerpreis-bayern.de oder bei Agnes Schlie im Landtag unter Telefon (0 89) 41 26 - 27 22.
Das ehrenamtliche Engagement in den Rettungsdiensten erfordert nicht nur enorme und langfristige Einsatzbereitschaft, sondern auch große Zuverlässigkeit. Zudem müssen Rettungskräfte immer öfter mit zusätzlichen Schwierigkeiten kämpfen – etwa, wenn sie ihrer Arbeit zunehmend im Scheinwerferlicht von Handykameras nachkommen und sich oft auch noch gegen Schaulustige zur Wehr setzen müssen.
Weiterhin ausreichend ehrenamtlichen Nachwuchs und Verstärkung für die Rettungsdienste zu gewinnen, ist eine Herausforderung, die kreative Ideen erfordert. Dabei gibt es neben einer attraktiven Kinder- und Jugendarbeit auch viele gesellschaftliche Gruppen, die noch stärker als bisher angesprochen werden können: So sind etwa Frauen bislang noch deutlich unterrepräsentiert, für Migranten kann ein Ehrenamt im Rettungsdienst eine gute Möglichkeit sein, sich in die Gesellschaft zu integrieren, und auch Senioren wollen sich oft noch mit ihrem Wissen und ihrer Kreativität im Ehrenamt einbringen.
Die SPD-Abgeordnete Ruth Waldmann ist Sprecherin ihrer Fraktion für bürgerschaftliches Engagement und Jurymitglied. Sie ermuntert ausdrücklich zur Teilnahme am Bürgerpreis: "Es gibt so viele tolle Projekte und gute Ideen! Ich bin mir sicher, dass es einige Kandidaten gibt, die diesen Preis verdient hätten." Es gehe bei dem Bürgerpreis darum, sichtbar zu machen, was Ehrenamt in der Gesellschaft leiste. "Es hält den Laden zusammen und das in so vielen Bereichen unseres täglichen Lebens" sagt Waldmann. "Unsere ehrenamtlichen Rettungskräfte leisten täglich enormes, der Bürgerpreis stellt dieses herausragende Engagement in diesem Jahr in den Mittelpunkt und das freut mich!"
Erinnerungen an schreckliche Zeiten
(ty) Ab heute können die Besucher im "Audi museum mobile" in Ingolstadt in einer neuen Medienstation mehrere Zeitzeugen-Interviews ehemaliger Sklavenarbeiter während des Zweiten Weltkriegs anhören. An der Eröffnung hat die KZ-Überlebende Helga Kinsky als Ehrengast teilgenommen (Foto oben). Die damals 14-Jährige wurde als Häftling im "Auto Union"-Arbeitslager Oederan zur Arbeit gezwungen. Unter dem NS-Regime mussten Tausende Zwangsarbeiter und Konzentrationslager-Häftlinge für das Audi-Vorgängerunternehmen "Auto Union AG" arbeiten.
Insgesamt sind sieben Interviews in der Zeitzeugen-Medienstation verfügbar. In fünf- bis achtminütigen Auszügen berichten Zeitzeugen aus ihrem Leben im Nationalsozialismus. Helga Kinsky erzählte bei der Einweihung dieser Medienstation von ihrer Zeit als jüdisches Mädchen. Die heute 88-Jährige war acht Jahre alt, als die Nationalsozialisten 1938 in ihrer Heimatstadt Wien einmarschierten. Als Jüdin durfte sie nicht mehr zur Schule, die Familie verlor mit der Arisierung des eigenen Café-Hauses die Lebensgrundlage und floh zu Verwandten in die damalige Tschechoslowakei. 1943 erfolgte die Deportation ins Ghetto Theresienstadt.
1944 ging es mit anderen Kindern nach Auschwitz, und eine Woche später gelangte Kinsky mit 200 Mädchen und jungen Frauen ins "Auto Union"-KZ Oederan. Unter ständigem starken Hunger und unwürdigen Lebensbedingungen arbeitete sie im Alter von 14 Jahren etwa sieben Monate in einer Munitionsfabrik, bis sie im April 1945 befreit wurde. Helga Kinsky mahnte die Anwesenden: "Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der jüngsten Zeit geben Anlass zur Sorge. Ich kann nur warnen. Ausgrenzung, Hass und das Leugnen der Geschichte nehmen wieder zu. Aber es geht nicht mehr um meine Zukunft."
Die "Auto Union AG" Chemnitz betrieb ab Mitte 1944 sechs eigene Konzentrationslager nahe seiner Fabriken in Zwickau, Chemnitz/Hohenstein-Ernstthal, Zschopau, Willischthal, Oederan und Leitmeritz. Zwei Interviews wurden "Audi Tradition" mit Unterstützung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Familie des ehemaligen Leiters der jüdischen Kultusgemeinde Regensburg, Otto Schwerdt, zur Verfügung gestellt. Otto Schwerdt war im Lager Leitmeritz, Vinko Grzetic aus Kroatien im Lager Zwickau. Fünf Gespräche führte "Audi Tradition": Als Fremdarbeiter verbrachte Henri Bertrand (Frankreich) knapp drei Jahre im Horch-Werk Zwickau, Alessandro Casagrande über 1,5 Jahre als italienischer Kriegsgefangener im DKW-Werk Berlin-Spandau. Hana Malka und Hana Drori aus Israel sowie Helga Kinsky aus Österreich arbeiteten als KZ-Häftlinge im Lager Oederan.
17 300 Zwangsarbeiter und 3700 Konzentrationslager-Häftlinge mussten laut Audi während des Zweiten Weltkriegs für das Audi-Vorgänger-Unternehmen "Auto Union" AG arbeiten – 45 Prozent der damaligen Belegschaft. "Wir müssen alles dafür tun, damit so etwas nie vergessen wird und nie wieder geschehen kann. Wir wollen dafür handeln", sagte Wendelin Göbel, Personal-Vorstand der Audi-AG, bei der Eröffnung. Er wies auf die verschiedenen Aktivitäten des Unternehmens hin, die sich in dem Projekt "Nie wieder" bündeln. Audi unterstützt die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg finanziell. Ein jährlich mehrmals durchgeführter dreitägiger Workshop führt Audi-Auszubildende nach Flossenbürg und zum Unternehmens-Gründungsort Zwickau, einem der insgesamt sechs Konzentrationslager der "Auto Union". Darüber hinaus sucht "Audi Tradition" Zeitzeugen für Interviews, um deren Erinnerungen für die Zukunft festzuhalten.
In einem Grußwort würdigte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, die Aufarbeitungs-Arbeit des Ingolstädter Konzerns: "Die Zusammenarbeit zwischen der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Audi-AG ist inhaltlich, strategisch und perspektivisch vorbildlich. Wir arbeiten seit einigen Jahren mit unterschiedlichsten Gruppen aus dem Unternehmen zur eigenen Firmengeschichte im Nationalsozialismus", sagte er. "Dabei ist die Einbeziehung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Daher freuen wir uns außerordentlich, dass es nun auch in Ingolstadt eine Medienstation mit diesen Erinnerungen gibt."