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42-jähriger Iraker von Spezialeinheiten in Wien verhaftet. LKA gibt Hintergründe und weitere Details bekannt.

(ty) Nach einem gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr im Oktober vergangenen Jahres beim mittelfränkischen Allersberg ist ein Tatverdächtiger gefasst. Wie heute aus dem bayerischen Landeskriminalamt gemeldet wurde, handelt es sich um einen 42-jährigen Iraker, der in Wien wohnt und offenbar mit dem "Islamischen Staat" (IS) sympathisiert. Er wurde von Spezialeinheiten festgenommen. Gegen ihn liegen Haftbefehle vor, unter anderem wegen terroristischer Straftaten und versuchten Mordes. Auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München sollte damals offenbar ein Zug zum Entgleisen gebracht werden.

 

Die bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München und das bayerische Landeskriminalamt (LKA) hatten erstmals Ende Oktober von dem gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr berichtet, der sich am 7. Oktober vergangenen Jahres bei Allersberg ereignet hatte. Auf der ICE-Strecke waren den Angaben zufolge ein Stahlseil zwischen den Oberleitungs-Masten befestigt sowie mit Metallteilen verstärkte Holzkeile auf den Gleisen aufgebracht worden – offenbar, um einen darüber fahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen.

An jenem 7. Oktober 2018 hatte ein ICE die Hindernisse überfahren, wobei er zum Glück nur leicht beschädigt worden war. In Tatortnähe waren später – wie berichtet – in arabischer Sprache abgefasste Drohschreiben sowie Schmierschriften festgestellt worden, die den Ermittlern zufolge einen Bezug zu der terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat" (IS) herstellen ließen.

 

Der Polizeipräsident in Berlin berichtete dann am 24. und 25. Dezember vergangenen Jahres von einem vergleichbaren Eingriff an einer Bahnstrecke in Karlshorst, bei dem auch ein Oberleitungsschaden festgestellt worden war. Im Rahmen der polizeilichen Spurensuche und -sicherung seien in Tatortnähe ebenfalls Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine Flagge des IS aufgefunden worden.

Da die in Berlin und Allersberg aufgefundenen Schriftstücke "augenscheinlich große Übereinstimmungen aufweisen", wie heute bekanntgegeben wurde, sind die weiteren Ermittlungen in sehr enger Zusammenarbeit zwischen der Generalstaatsanwaltschaft Berlin und der Generalstaatsanwaltschaft München sowie den Landeskriminalämtern von Berlin und Bayern geführt worden.

Durch die Ermittlungen der zu diesem Zweck gegründeten und länderübergreifend tätigen, gemeinsamen Ermittlungsgruppe ("BAO Trasse") habe sich ein konkreter Tatverdacht gegen den 42-jährigen irakischen Staatsangehörigen ergeben, "der in Wien wohnt und offensichtlich mit dem IS sympathisiert", wie heute in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekanntgegeben wurde.

 

In Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Wien, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung der Republik Österreich (BVT) sowie dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Wien (LVT) sei dieser 42-Jährige am Montag in der Nähe seiner Wiener Wohnung von Spezialeinheiten festgenommen worden.

Gegen den Iraker liegen der aktuellen Mitteilung zufolge Haftbefehle der Staatsanwaltschaft Wien – wegen Verdachts der terroristischen Straftaten des versuchten Mordes und der schweren Sachbeschädigung, der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und des Verbrechens der kriminellen Organisation – sowie des Amtsgerichts München – wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlichem Eingriff in den Bahnverkehr und versuchter Störung öffentlicher Betriebe – vor.

Bayerische und Berliner Ermittler befänden sich derzeit in Wien, um an der Vernehmung teilzunehmen und die österreichischen Ermittler zu unterstützen. Weitere Auskünfte könnten derzeit nicht erteilt werden, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Die Ermittlungen dauern indes an.

 

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigt sich laut einer heutigen Pressemitteilung erleichtert über die Festnahme des Tatverdächtigen. "Dank der hervorragenden internationalen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich konnte damit der vermutlich hochgefährliche Täter aus dem Verkehr gezogen werden", sagte er. Besonders hob er das ausgezeichnete Engagement des bayerischen Landeskriminalamts hervor, das für die polizeilichen Ermittlungen in Deutschland die Federführung habe und eng mit den Kollegen in Berlin und Österreich sowie mit der Bundespolizei und mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeite. "Die Ermittlungen werden jetzt mit Hochdruck fortgeführt, um die weiteren Hintergründe aufzuklären", kündigte Herrmann an. Das betreffe insbesondere einen möglichen Bezug der Taten zum "Islamischen Staat" sowie die Frage, ob es Hintermänner gegeben haben könnte.

Bisherige Beiträge zum Thema:

Nach Anschlag auf ICE: Zum aktuellen Stand der Ermittlungen

Anschlag auf ICE: Stahlseil über Gleise gespannt, Drohbrief auf Arabisch

 


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