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Offizielle Grundsteinlegung für den 75 Hektar umfassenden "IN-Campus" auf dem Gelände einer ehemaligen Raffinerie.

(ty) Das Kürzel "IN" soll nicht nur für Ingolstadt, sondern auch für Innovation stehen: Mit dem IN-Campus haben die Audi AG und die Stadt Ingolstadt eine strategische Investition auf den Weg gebracht. Gemeinsam wird das Gelände einer ehemaligen Erdöl-Raffinerie aufwändig saniert – die Rede ist von einem bislang einzigartigen Umweltprojekt im Freistaat. Die IN-Campus-GmbH, ein Joint-Venture von Audi und der Stadt, investiert in einen Campus – der Fokus liegt auf den Technologien der Zukunft. Die Bebauung des offen und naturnah konzipierten 75 Hektar umfassenden IN-Campus läuft bereits. Am gestrigen Montag legen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) sowie Audi-Produktions-Vorstand Peter Kössler zusammen mit den beiden Geschäftsführern der IN-Campus GmbH offiziell den Grundstein für das Projekt.

"Hier in Ingolstadt sehen wir: Naturschutz und Spitzentechnologie gehen in Bayern Hand in Hand", sagte Söder. Mit dem IN-Campus werde aus einer Alt-Raffinerie ein Innovations-Zentrum der Automobil-Industrie auf saniertem bayerischen Boden. "Durch das Engagement der Audi AG und der Stadt Ingolstadt werden Natur und Landschaft geschützt und gleichzeitig viele neue Arbeitsplätze geschaffen", so Söder. "Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Ingolstadt", sagte er und lobte: "Zukunfts-Projekte wie diese zeichnen Bayern und seine Unternehmen aus."

Oberbürgermeister Lösel bezeichnete das Projekt als "Sinnbild für den technologischen Wandel" in der Stadt: Einst Raffinerie, bald Innovations-Campus. "Wir bauen hier aber nicht nur neue Gebäude. Wir schaffen hier die Arbeitsplätze der Zukunft, für die Technologien der Zukunft." Dieser beispiellose Innovations-Campus sei "ein großartiges Bekenntnis von Audi zum Standort Ingolstadt". Der Grundstein sei daher ein wichtiges Symbol gleich in zweierlei Hinsicht: "Der Startschuss für den IN-Campus, zugleich der Grundstein für die weiterhin gute Entwicklung Ingolstadts."

Luftaufnahme des IN-Campus-Geländes vom Sommer vergangenen Jahres.

"Mit dem IN-Campus setzen wir ein umweltschonendes Sanierungs-Projekt um, das in Bayern seinesgleichen sucht", sagt Peter Kössler, Audi-Vorstand für Produktion und Logistik. "Wir sanieren ein ehemaliges Erdölraffinerie-Gelände vollumfänglich, statt bislang unbebaute Flächen zu verbrauchen." Zugleich, so Kössler, "schaffen wir Zukunft, denn hier wird Ingolstadts neue Denkfabrik mit klugen Köpfen von Audi, Wissenschaftlern, Start-Ups und Partner-Unternehmen entstehen."

Die Bebauung des ehemaligen Raffinerie-Geländes im Osten von Ingolstadt hat begonnen, dem Fortschritt der Bodensanierung folgend. Die Hochbauten des ersten Bauabschnitts – drei Bauabschnitte sind geplant – sollen im Jahr 2023 abgeschlossen sein. Für den IN-Campus werden den Angaben zufolge keine zusätzlichen Flächen versiegelt, im Gegenteil: Eine kontaminierte Industriebrache werde zu neuem Leben erweckt. Das so genannte Projekthaus ist bereits im Bau, ein großer Komplex aus vier Gebäuden mit 42 000 Quadratmetern Büro- und Werkstattfläche. Ab Ende nächsten Jahres sollen in dieser Ideenfabrik etwa 1400 Entwickler von Audi und Partnerfirmen an innovativen Technologie-Projekten arbeiten. Parallel zum Bau des Projekthauses laufen aktuell umfangreiche Infrastruktur-Arbeiten für den ersten Bauabschnitt.

Erste Baumaßnahme auf dem Gelände ist das so genannte Projekthaus.

Als wesentliche Stärke des IN-Campus gilt die große, zusammenhängende Fläche von 75 Hektar, wie sie sonst in Ingolstadt und der Region nicht zu finden ist. Sie bietet die Chance, einen weiträumigen, flexiblen und attraktiven Technologiepark zu schaffen, in dem Hightech und Kreativität zusammenfinden sollen. 60 Hektar werden den Angaben zufolge künftig als Gewerbe- und Industriegebiet genutzt, 15 Hektar für Natur und Landschaft renaturiert. Als weiterer Vorteil gilt die geografische Lage: Das Gelände liegt nah am Audi-Stammwerk und unmittelbar an der Autobahn A9, die bekanntlich als "digitales Testfeld" für die Entwicklung des autonomen Fahrens dient. Die Autobahn-Zufahrt Ingolstadt-Süd bekommt eine direkte Anbindung an den IN-Campus.

Freier Zugang, offene Strukturen und weitläufige Außenanlagen sollen den Campus-Charakter des Geländes prägen. Die Ausgleichsfläche ist ein Grünzug im Osten, der einen naturnahen Übergang zum Auwald herstellt. Im Norden begrenzen der Auwald und die Donau das Gelände. "Der IN-Campus verbindet den urbanen Raum mit der Ruhe der Donau-Auen, er bildet eine Schnittstelle zwischen Hightech und Natur", heißt es von Audi. Von Norden nach Süden verlaufe künftig eine breite Allee mit großzügigen Grünanlagen über das Gelände. Diese "Campus-Ader" sei ein "zentraler Bestandteil des Bebauungs-Konzepts".

Neben dem Projekthaus und den umfangreichen Infrastruktur-Maßnahmen komplettieren der Planung zufolge weitere Hochbauten den ersten Bauabschnitt: ein Fahrzeug-Sicherheits-Zentrum mit einer hochmodernen Crash-Arena, ein Rechenzentrum, ein Funktionsgebäude samt Feuerwache sowie eine Energiezentrale. Letztere diene als Steuerzentrale eines neuartigen energetischen Konzepts für den IN-Campus. Die Gebäude des ersten Bauabschnitts werden laut heutiger Mitteilung voraussichtlich bis 2023 fertiggestellt sein, auf den restlichen Teilflächen des Areals werde die IN-Campus-GmbH schrittweise weitere Zukunfts-Projekte entwickeln.

Der IN-Campus entsteht auf einem ehemaligen Raffinerie-Standort, der 43 Jahre in Betrieb war. Im Jahr 2015 erwarb die IN-Campus-GmbH den größten Teil der Fläche. Die erforderliche Reinigung von Boden und Grundwasser begann im Herbst 2016, ausgeführt von einer Arbeitsgemeinschaft aus drei Fachfirmen. Ende 2022 sollen die Sanierungsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen sein, erklärte Audi heute. Die Abstrom-Sicherung werde voraussichtlich bis 2028 laufen. Das aufwändige Sanierungsprojekt auf dem IN-Campus-Gelände sei eines der größten in Deutschland und "ein bislang einzigartiges Umweltprojekt in Bayern". Die Sanierung umfasse vier Verfahren: die Abstrom-Sicherung, die Air-Sparging-Methode sowie den Wabenaushub mit nachgeschalteter Bodenwäsche.

"Bei der Abstrom-Sicherung holen am Rand des Areals zehn Brunnen mit elektrischen Pumpen das belastete Grundwasser aus dem Boden", wird erklärt. Eine Aufbereitungs-Anlage reinige das Wasser zu mehr als 99,9 Prozent von den Schadstoffen. Die Air-Sparging-Methode richte sich gegen die leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe, die Bestandteile der Benzinkraftstoffe. Durch Hunderte Leitungen werde Luft in den Boden geblasen; sie nehme die in Boden und Grundwasser gelösten Schadstoffe auf. Knapp unterhalb der Erdoberfläche werde die Luft durch Drainagerohre abgesaugt und gereinigt.

Um die PFC-Rückstände aus Löschschäumen und die Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Reste des Schweröls) zu eliminieren, werde der belastete Boden ausgehoben. Dies geschehe in einem neuartigen, hochpräzisen Verfahren, indem hydraulische Rammen stählerne Waben in die Erde vibrieren. In der Summe holen sie laut Audi 600 000 Tonnen Material aus dem Boden, vor allem den für das Gelände typischen Sand und Kies. "In einer Boden-Waschanlage werden die Schadstoffe mit Wasser vom Bodenkorn abgereinigt." Das Wasser laufe im Kreislauf über eine Aufbereitungsanlage, eine Anlage reinige die entstehende Abluft. Mehr als 90 Prozent des angelieferten Materials werde wieder in die Wabenlöcher verfüllt, der Rest deponiert. 

Grundsteinlegung: Norbert Forster (von links, Geschäftsführer der IN-Campus-GmbH für IFG Ingolstadt), Oberbürgermeister Christian Lösel (Oberbürgermeister), Ministerpräsident Markus Söder, Peter Kössler (Vorstand Produktion und Logistik der Audi AG), Thomas Vogel (Geschäftsführer der IN-Campus-GmbH für Audi AG).


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