Viele Lkw an der A9 im Kreis Freising unter die Lupe genommen. Am Vorabend wurde die Abfahrt von etlichen zum Teil total besoffenen Brummi-Fahrern verhindert.
(ty) Unter Federführung der Verkehrspolizei Freising überprüften am Montagvormittag rund 20 Einsatzkräfte bei Fahrenzhausen (Kreis Freising) innerhalb von drei Stunden rund 50 Lastwagen. Dabei verfolgten die Beamten einen ganzheitlichen Kontroll-Ansatz. Geachtet wurde den Angaben zufolge auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten, die Ladungs-Sicherung, das Gewicht, Gefahrgut-Vorschriften, die Fahrzeug-Technik und natürlich auf die Fahrtüchtigkeit der Lenker. Bereits am Vorabend hatte es Abfahrts-Kontrollen in der Region gegeben, bei denen etliche alkoholisierte Lkw-Fahrer erwischt wurden – noch bevor sie losfahren konnten. Die traurigen Spitzenreiter brachten es dabei auf 3,5 beziehungsweise 2,8 Promille.
Der Kontrolle am Montag an der A9 bei Fahrenzhausen vorgeschaltet war eine Abstands-Messung speziell für den Schwerlast-Verkehr. "Wer den Mindestabstand von 50 Metern zum vorausfahrenden Fahrzeug nicht einhielt, der wurde von so genannten Fänger-Fahrzeugen an der Kontrollstelle ausgeleitet", erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. 30 Mal zeigte das Messgerät einen solchen Verstoß an. 13 dieser Abstands-Sünder, zumeist mit ausländischer Zulassung, seien zur Kontrolle und Anhörung angehalten worden. Dieser Ordnungswidrigkeiten-Tatbestand werde in der Regel mit 80 Euro Bußgeld zuzüglich 25 Euro Gebühren und einem Punkt in Flensburg geahndet.
"Darüber hinaus stellten die Kontrolleure eine Lenkzeit-Überschreitung und eine mangelnde Ladungs-Sicherung bei einem Gefahrgut-Transport fest", hieß es in einer ersten Bilanz. "Der Fahrer hatte ein Fass mit Natronlauge nicht ausreichend gesichert." Ein anderer Lkw-Lenker habe eine Anzeige erhalten, weil die geladenen Fliesen auf der Ladefläche nicht gesichert gewesen seien.
Bereits am Vorabend, vor Ende des Lkw-Sonntags-Fahrverbots führten die drei Verkehrspolizei-Inspektionen des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord gezielte Abfahrts-Kontrollen an Lkw-Parkplätzen im Raum Freising, Fürstenfeldbruck und Ingolstadt durch. Rund 50 Einsatzkräfte überprüften dabei rund 350 Lkw-Fahrer vor der Abfahrt auf ihre Fahrtauglichkeit. Fazit: "Insgesamt 18 Lkw-Lenker hatten den gesetzlichen Grenzwert von 0,5 Promille Alkohol in der Atemluft überschritten, zehn davon lagen sogar über 1,1 Promille, also im Bereich der absoluten Fahruntauglichkeit. In der Folge wurde die Anfahrt unterbunden."
Am Parkplatz der Autobahn A8 am Parkplatz Adelzhauser Berg wurde ein rumänischer Fahrer mit rund 3,5 Promille überprüft. 2,8 Promille zeigte der Alko-Test für einen ebenfalls rumänischen Fahrer bei Hohenbrunn an. Die Verkehrspolizei Ingolstadt kontrollierte am Köschinger Forst einen polnischen Fahrer in seinem Führerhaus mit 1,7 Promille.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (Mitte) besuchte die Kontrollstelle an der A9 bei Fahrenzhausen. Links Günther Gietl, der Chef des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord.
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr durch verstärkte Lastwagen‑Kontrollen ist das Ziel von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Uns geht es darum, die schwarzen Schafe unter den Lkw-Fahrern aus dem Verkehr zu ziehen", erklärte er bei einem Besuch an der eingangs genannten Lkw-Kontrollstelle an der A9 bei Fahrenzhausen. "Denn Fehlverhalten und technische Mängel haben gerade beim Lkw-Fahren ein hohes Gefahrenpotential und führen oft zu schlimmen Unfällen." Dabei setze die bayerische Polizei unter anderem auf gezielte Abfahrts-Kontrollen an Lkw-Parkplätzen zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit. Besonders im Blick seien auch Fahrzeug-Zustand, Ladungs-Sicherung, Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten sowie Abstand und Geschwindigkeit.
Laut Herrmann arbeitet die bayerische Polizei eng mit anderen Behörden wie etwa dem Bundesamt für Güterverkehr und dem Zoll zusammen. Neben mobilen Lkw-Kontrollen nutze die bayerische Polizei auch speziell ausgestattete Lkw‑Kontrollstellen. Eine davon befinde sich auf der A8 in Fahrtrichtung Westen im Landkreis Rosenheim, die andere auf der A9 in Fahrtrichtung Süden im Landkreis Pfaffenhofen. "Wir arbeiten gerade mit dem Bundesverkehrsministerium und dem bayerischen Verkehrsministerium daran, weitere stationäre Kontrollstellen an bayerischen Autobahnen einzurichten, die möglichst ideale Kontrollbedingungen bieten", so Herrmann.
Wie der Minister erläuterte, kam es im vergangenen Jahr auf Bayerns Straßen zu 18 206 Verkehrsunfällen mit Beteiligung des Schwerlast-Verkehrs. Dabei starben 134 Menschen und 5380 wurden verletzt. Laut Herrmann wurden rund drei Viertel dieser Unfälle von Lkw-Fahrern selbst verursacht. Die Hauptursachen waren demnach Fehler beim Abbiegen, fehlender Sicherheits-Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit sowie Übermüdung, Ablenkung oder erhebliche technische Mängel. 142 Unfälle in Bayern gingen vergangenes Jahr auf das Konto alkoholisierter oder anderweitig berauschter Lkw-Fahrer: Dabei wurden 45 Personen verletzt und ein Motorrad-Fahrer getötet.
Um noch stärker gegen die Ursachen von Lkw-Unfällen vorzugehen, setze die bayerische Polizei seit Jahren auf verstärkte Lkw-Kontrollen. Vor diesem Hintergrund fanden am Sonntag zum Ende des Lkw‑Sonntags-Fahrverbots in ganz Bayern gezielte Abfahrts-Kontrollen an Lkw‑Parkplätzen statt. Insgesamt fast 400 Polizisten kontrollierten rund 3300 Lkw-Lenker vor deren Abfahrt auf ihre Fahrtüchtigkeit. Insgesamt 159 Lkw‑Fahrer hatten den gesetzlichen Grenzwert von 0,5 Promille Alkohol in der Atemluft überschritten, davon 74 sogar mehr als 1,1 Promille Atemalkohol. Der höchste festgestellte Wert betrug 3,48 Promille. Sichtlich unter Drogen stand ein Lkw-Fahrer.
"All diese Lkw-Fahrer durften solange nicht ans Steuer, bis sie wieder verkehrstüchtig waren", erklärte Herrmann. "Bußgelder hatten sie aber nicht zu befürchten, da sie noch nicht losgefahren waren." Ansonsten hätten den berauschten Lkw-Fahrern auch ohne einen Unfall drastische Sanktionen gedroht – von mehreren hundert Euro Bußgeld über Fahrverbote bis hin zum Entzug der Fahrerlaubnis. "Ziel unserer Präventions-Aktion war, möglichst viele Lkw-Fahrer dafür zu sensibilisieren, wie gefährlich Alkohol und Drogen am Steuer sind und dass Restalkohol auch Stunden nach dem Konsum die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen kann", so der Innenminister.