51 Prozent der Anteile für einen symbolischen Euro. Aus Goldberg-Klinik wird "Caritas-Krankenhaus St. Lukas". Beschäftigungs-Garantie für Mitarbeiter bis Ende 2027.
(ty) Der Diözesan-Caritas-Verband Regensburg hat planmäßig zum 1. Juni die Führung des bisherigen Kelheimer Kreiskrankenhauses übernommen. Das wurde heute aus dem Kelheimer Landratsamt gemeldet. "Die rechtlichen und formalen Bedingungen für den Vollzug wurden geprüft und sind alle erfüllt", so die Behörde. Die Caritas übernahm, wie angekündigt, 51 Prozent der Goldberg-Klinik-GmbH zum symbolischen Preis von einem Euro und führt künftig die Geschäfte. Der Landkreis behält 49 Prozent und bleibt Eigentümer des Grundstücks sowie der Klinik-Gebäude. "Als sichtbares Zeichen der Partnerschaft", so wurde heute noch einmal bestätigt, wird aus der Goldberg-Klinik nun das "Caritas-Krankenhaus St. Lukas".
"Die bereits im Februar unterzeichnete Kooperation wird damit nun realisiert, erklärt das Kelheimer Landratsamt. Zum Stichtag 1. Juni seien die Änderungen auf Gesellschafter-Ebene vollzogen worden; die Caritas sei seitdem Mehrheits-Gesellschafter. Der zwölf-köpfige Aufsichtsrat komme Ende dieses Monats zur konstituierenden Sitzung zusammen. "Die Verantwortlichen von Caritas und Landkreis freuen sich nun auf die konkrete Umsetzung der Zusammenarbeit unter dem Motto: Gemeinsam stark in der Region – gemeinsam für eine bessere Gesundheits-Versorgung", heißt es in einer heute veröffentlichten Presse-Mitteilung.
"Wir sind ein verlässlicher Partner für den Landkreis Kelheim", versichert Diözesan-Caritas-Direktor Michael Weißmann. "Wir führen das Haus im Sinne der Patienten in Top-Qualität weiter und schaffen für die Mitarbeitenden sichere und attraktive Arbeitsplätze." Der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer sagt: "Mit der strategischen Partnerschaft rüsten wir uns für die Zukunft. Hierfür haben wir in den vergangenen Monaten ein umfangreiches Paket geschnürt." Ihm sei es wichtig, zu betonen: "Das Krankenhaus in Kelheim wird langfristig gesichert und auch in Zukunft die Bürgerinnen und Bürger heimatnah versorgen." Weißmann ergänzt: "Durch die strategische Partnerschaft öffnen sich neue Perspektiven."
"Die gute medizinische Versorgung der Menschen in Kelheim bleibt erhalten und soll durch die Kooperation weiter ausgebaut werden", so das Landratsamt weiter. "Neue Angebote wie zum Beispiel eine Geriatrie sollen entstehen." Das neue Caritas-Krankenhaus "St. Lukas" werde eigenständig bleiben. Gleichzeitig könnten durch Kooperationen mit dem Regensburger Caritas-Krankenhaus "St. Josef" Synergie-Effekte geschaffen werden. Seit vielen Jahren betreibe die Caritas das Regensburger Haus äußerst erfolgreich auch als Kooperations- und Lehrkrankenhaus der Universität.
Als maßgebliche Gründe für diese strategische Partnerschaft des Landkreises Kelheim mit dem Diözesan-Caritas-Verband in Regensburg gelten aus der Kelheimer Warte die verschärften gesundheits-regulatorischen Rahmenbedingungen sowie die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Ergebnis-Entwicklung der vergangenen Jahre. Als Ziele dieser Kooperation sieht man im Kreis Kelheim unter anderem die dauerhafte Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Krankenhaus-Versorgung, wettbewerbsfähige Zukunfts-Konzepte zur medizinischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung, den Erhalt des kommunalen Einflusses bei wesentlichen Maßnahmen und Entscheidungen, die Wahrung der Arbeitnehmer-Interessen sowie die Begrenzung der finanziellen Belastungen und Risiken des Landkreises.
Jedoch wird der Kreis Kelheim wohl trotz dieser Zusammenarbeit für das Krankenhaus in Kelheim nach wie vor kräftig zur Kasse gebeten. Auf Anfrage unserer Redaktion hatte das Landratsamt bekanntlich erklärt: "Der Landkreis wird im Rahmen der strategischen Partnerschaft auch weiterhin für entstehende Defizite der Goldberg-Klinik aufkommen, aber auch mögliche Gewinne erhalten, die allerdings nicht abgeschöpft, sondern am Klinik-Standort reinvestiert werden."
Weiter hieß es: "Die Caritas als Non-Profit Unternehmen hingegen ist bereit, ihr Know-How und die Patienten-Steuerung aus Regensburg an dem Standort Kelheim vorzunehmen." Wie aus den Unterlagen zur entscheidenden Kreistag-Sitzung hervorging, muss in den Jahren 2022 bis 2032 mit einem Betriebs-Defizit von insgesamt rund 51,5 Millionen Euro gerechnet werden. Hinzu kämen bestehende Tilgungs-Aufwände von zirka 27,8 Millionen Euro sowie Zins-Aufwände von rund 6,8 Millionen Euro.
Im Januar dieses Jahres hatte der Kelheimer Kreistag mit 47:5 Stimmen seine Zustimmung zu der Kooperation gegeben. Über den Klinik-GmbH-Aufsichtsrat, dessen Sitze sich beide Kooperations-Partner – unter dem Vorsitz des Caritas-Verbandes – je zur Hälfte teilen, sollen nach Dafürhalten des Landkreises auch zukünftig Informationsfluss und Einblick in die Geschehnisse der Klinik gesichert sein.
Für die Mitarbeiter des Kelheimer Krankenhauses ändere sich zunächst nur der Name ihres Arbeitgebers, hieß es heute. Anfang Mai einigten sich der Kreis Kelheim, der Caritas-Verband für die Diözese Regensburg und der Klinik-Betriebsrat unter Beteiligung der Gewerkschaft "ver.di" zu offenen Arbeitnehmer-Fragen. "Die Beschäftigungs-Garantie für alle Mitarbeitenden wurde bis Ende 2027 verlängert", so das Landratsamt.
Ausführliche Hintergrund-Berichte:
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