Elektro-Flitzer "Anton" erhielt eine Ausnahme-Genehmigung von TÜV-Süd. Er darf nun unter Aufsicht automatisiert betrieben werden.
(ty) An der Technischen Hochschule von Ingolstadt (THI) feiert man nach eigenen Angaben einen "Meilenstein in der Erforschung des autonomen Fahrens". Das automatisierte Forschungs-Fahrzeug "Anton" habe vom TÜV-Süd die Zulassung für den Betrieb im öffentlichen Straßenverkehr erhalten, berichtet die THI in einer am heutigen Mittwoch veröffentlichten Presse-Mitteilung. Man freue sich darauf, "Anton" in Zukunft noch intensiver einsetzen zu können, um den Bereich der automatisierten und vernetzten Mobilität weiterzuentwickeln, erklärte THI-Präsident Walter Schober nach der offiziellen Zulassung.
Vollgepackt mit Sensoren, erkunde "Anton" ab sofort die Straßen Deutschlands, heißt es von der THI. Das Forschungs-Zentrum für die Fahrzeug-Sicherheit des "Carissma" habe von den Behörden eine Ausnahme-Genehmigung für die Zulassung des automatisierten Forschungs-Fahrzeugs "Anton" erhalten. Diese Ausnahme-Genehmigung sei auf Basis umfangreicher Untersuchungen von Experten und Sachverständigen der Firma TÜV-Süd ausgestellt worden. Damit erreiche die THI einen "wichtigen Meilenstein in der Realisierung ihrer Vision der offenen Plattform für die Entwicklung und Validierung des automatisierten und vernetzten Fahrens".
"Anton" basiert nach Angaben der THI auf einem Renault "Twizy" und ist von der britischen Firma "StreetDrone" umgebaut worden. Das Herzstück sei das offene "Drive-By-Wire"-System. Das bedeute: Gaspedal, Schaltung, Bremse und Lenkung werden elektrisch gesteuert. Die Erweiterung des Fahrzeugs um notwendige Umfeld-Sensorik, so genannte v2x-Kommunikation, Rechenleistung sowie Software-Komponenten seien von der THI durchgeführt worden. Damit dürfe das Fahrzeug nun unter Aufsicht eines Sicherheitsfahrers automatisiert auf öffentlichen Straßen betrieben werden.
Das Fahrzeug sei im Rahmen der Forschungs-Partnerschaft "Safir", die Abkürzung steht für "Safety for all – Innovative Research Partnership on Global Vehicle and Road Safety Systems", mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt und aufgebaut worden. "Die deutschlandweite Zulassung von Anton ist ein wichtiger Meilenstein für das gesamte Forschungs-Zentrum und unterstreicht das Engagement der Technischen Hochschule Ingolstadt für die Entwicklung sicherer und zuverlässiger automatisierter Fahrzeug-Technologien", heißt es von der THI.
In den nächsten Wochen werde "Anton" nun auf Straßen in Ingolstadt und darüber hinaus unterwegs sein. Ein spezieller Sensor auf dem Dach sammele Daten, um im Anschluss eine 3D-Karte zu erstellen. "Wir spielen in die Software des Fahrzeugs im Anschluss noch eine semantische Karte ein, um eine Routenführung zu planen. Anton muss zum Beispiel auch wissen, wie viele Spuren die Fahrbahn hat", erklärt Ömer Dönmez, wissenschaftlicher Mitarbeiter des "Carissma Institue of Safety in Future Mobility" (C-Isafe) der THI. "Durch die Forschungsarbeit an der THI kann der Straßenverkehr sicherer und effizienter werden", sagt Professor Ondrej Vaculin. Er freue sich sehr, dass "Anton" nun die Zulassung von TÜV-Süd bekommen habe.
"Das ist extrem kompliziert. Daher muss auch immer ein Sicherheitsfahrer im Fahrzeug sitzen", erklärt Vaculin. Der Einsatzbereich des Renault "Twizy" sei groß: Das Fahrzeug werde unter anderem für Demonstrationen und Tests im Rahmen von Projekten und Partnerschaften mit der Industrie und akademischen Institutionen eingesetzt. Natürlich hätten auch die Studierenden der THI die Möglichkeit, im Rahmen von Abschluss-Arbeiten und Semester-Projekten mit dem Forschungs-Fahrzeug zu arbeiten, um wertvolle praktische Erfahrung im Bereich der Forschung zu erhalten.
