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Testwagen erkennt laut THI selbstständig Gefahren im Verkehr. "Fahrversuche haben Potenzial der neuen Technik bestätigt." 

(ty) Ein Pkw muss ein Hindernis umfahren – doch es muss warten, weil Gegenverkehr naht. Kann das selbstfahrende Auto "Anton" diese Aufgabe aus dem täglichen Verkehrs-Geschehen meistern? Das haben Wissenschaftler von der Technischen Hochschule aus Ingolstadt (THI) zusammen mit dem Fraunhofer-Institut auf dem Testfeld "Erste Meile" in Ingolstadt erprobt. Und sie können tatsächlich einen Erfolg vermelden: Der autonom fahrende Renault-Twizy habe die Herausforderung geschafft, heißt es in einer heute veröffentlichten Mitteilung der THI. Die Wissenschaftler sprechen von einem "weiteren Meilenstein im Bereich der kooperativen, vernetzten und automatisierten Mobilität".

Drei Teams, bestehend aus Forschern des Forschungs- und Test-Zentrums "Carissma" der THI, des Instituts für Innovative Mobilität (IIMo) und des Anwendungs-Zentrums "Vernetzte Mobilität und Infrastruktur" des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktur-Systeme (IVI) hatten sich für das Projekt zusammengeschlossen und demonstrierten den Verkehr der Zukunft in einem Use-Case.

"Die große Herausforderung hierbei war, dass die Demonstration im öffentlichen Straßenbereich im Testfeld Erste Meile am Auwaldsee durchgeführt wurde", erklärt THI mit. Daher habe man den Bereich aus Sicherheits-Gründen sperren müssen.  Entlang des Testfelds stehen zahlreiche Masten mit Sensoren, die dem Fahrzeug wertvolle Informationen lieferten. "Die infrastruktur-basierte Sensorik im Testfeld identifiziert die Objekte auf der Straße, zum Beispiel andere Fahrzeuge, Radfahrer oder Fußgänger", erklären die Wissenschaftler.

Besonders wichtig für "Anton" seien die verdeckten Objekte, die das Forschungs-Fahrzeug mit eigenen Sensoren nicht sehen könne. Die Infrastruktur informiere "Anton" über solche Objekte. Damit könne das Fahrzeug "um die Ecke" oder "durch andere Fahrzeuge" schauen und auf Situationen oder Objekte reagieren, die sich noch nicht in seinem Sichtfeld befänden.

In vielen Szenarien könne das Zusammenspiel der Infrastruktur mit den Fahrzeugen wesentlich dazu beitragen, Risiko-Situationen zu vermeiden, so die THI. Kooperative, vernetzte und automatisierte Mobilität ("Cooperative Connected and Automated Mobility", kurz CCAM) sei einer der nächsten großen Trends in der Automobil-Branche, der in der Demonstration erfahrbar gemacht worden sei.

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"Wir wollen zeigen, wie künftiger vernetzter und automatisierter Verkehr die Sicherheit erhöht", sagt Professor Gordon Elger, Leiter des genannten Fraunhofer-Anwendungs-Zentrums. "Die Infrastruktur-Sensorik erkennt den Gegenverkehr und gibt dem Fahrzeug die Botschaft, ob die Straße frei ist und es ein Hindernis sicher umfahren oder ein vorausfahrendes Fahrzeug überholen kann."

Durch CCAM sollen laut THI die bestehende Infrastruktur optimiert, die Umwelt-Auswirkungen des Verkehrs verringert und gleichzeitig mehr Sicherheit im Verkehr geschaffen werden. Fahrzeuge tauschen Informationen über ihre Zustände wie Standort, Geschwindigkeit oder Fahrweg aus und schicken sich gegenseitig Warnungen. Durch in der Infrastruktur verbaute Sensorik wird dies unterstützt, vor allem in unübersichtlichen Verkehrs-Situationen und bei schlechten Wetterbedingungen. 

"Die Fahrversuche haben das Potenzial der Technik bestätigt", bilanzieren die an dem Forschungs-Projekt Beteiligten. Ein kooperatives Planungsmodul werde in das Forschungs-Fahrzeug "Anton" integriert. Die Zusammenarbeit der Forschungs-Einrichtungen bei diesem Manöver zeige den Erfolg der vernetzten und kooperativen Forschung an der THI.

Folgende Projekte waren laut THI involviert:

♦ Das Projekt "IN2lab" entwickelt ein System zur Absicherung automatisierter Fahrfunktion. Wesentliche Komponenten sind infrastrukturseitige Sensoren zur Umfeld-Erfassung, Car2X-Kommunikation zur Vernetzung der Fahrzeuge, der Infrastruktur und des Backends sowie eine "Mission Control" zur Überwachung und Steuerung. Das Projekt "IN2lab" wird gefördert vom bayerische Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

♦ Das Projekt "Anton" entwickelt eine offene, auf einem Renault-Twizy basierte Plattform für die Entwicklung und das Testen von kooperativem, vernetztem und automatisiertem Fahren. Das Fahrzeug ist mit Drive-by-Wire, Sensoren und Rechen- und Kommunikations-Technologie erweitert und hat – wie berichtet – eine Zulassung für öffentliche Straßen. Das Projekt "Anton" wurde im Rahmen der Forschungs-Partnerschaft "Safir" (Safety for all – Innovative Research Partnership on Global Vehicle and Road Safety Systems) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt und aufgebaut.

♦ Das Projekt "CommonSense" erforscht neue Methoden der Umfeld-Wahrnehmung durch Einbindung moderner Sensoren in die Fahrzeuge und KI-basierter Daten-Fusion der Sensoren. Die Qualität der Daten-Fusion wird hierbei durch die Einbindung der Sensor-Daten-Qualität erhöht. Zur Absicherung der neuen Algorithmen werden im Projekt Ansätze der virtuellen Validierung der Verkehrs-Szenarien entwickelt und eingesetzt. Dieses Projekt wird vom bayerischen Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert.

Zum Hintergrund:

Autonomes Fahrzeug für Straßenverkehr zugelassen: THI spricht von "Meilenstein"


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