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Bei 80 Prozent aller Körperverletzungsdelikte in der Ingolstädter City sind die Täter besoffen 

(ty) Ingolstadt ist auf dem besten Weg, eine echte Großstadt zu werden. Das jedenfalls belegen die Zahlen der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr. Während im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, zu dem neben Ingolstadt zehn Landkreise gehören, die Zahl der Straftaten um 3,1 Prozent gesunken ist und im gesamten Freistaat um nur 1,3 Prozent gestiegen, haben die Delikte in Ingolstadt in der gleichen Zeit um 10,3 Prozent zugelegt. Der höchste Anstieg aller bayerischen Großstädte.

Und das lag nicht allein an der Aufsehen erregenden Zahl der Kapitalverbrechen, die im vergangenen Jahr für bundesweite Schlagzeilen sorgten. Dennoch, darin sind sich Polizeidirektor Peter Heigl und der Chef des Präsidiums, Walter Kimmelzwinger, sicher, lässt es sich in Ingolstadt sicher leben.

11 465 Straftaten wurden im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeiinspektion Ingolstadt verübt und erhärten den Trend, der im Gegensatz zum Rest des Direktionsgebietes nach oben deutet. Die Aufklärungsquote ist zwar leicht auf rund 63 Prozent gestiegen, aber gerade das Stadtgebiet von Ingolstadt ist von der Zunahme der Kriminalität besonders belastet. Denn auf das reine Stadtgebiet bezogen ist die Zahl der Verbrechen im vergangenen Jahr sogar um 10,7 Prozent gestiegen. Damit liegt Ingolstadt, was die Häufigkeit von Verbrechen betrifft, zwar immer noch hinter Regensburg oder Würzburg. Zufrieden stellend indes ist diese Entwicklung kaum.

Einer der Gründe ist sicherlich die zunehmende Zahl nächtlicher Schlägereien. Zwar seien, so Heigl, die hohen Werte aus dem Jahr 2010 noch lange nicht erreicht. Aber die Tatsache, dass 50 Prozent aller gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikte unter Alkoholeinfluss verübt wurden, lässt aufhorchen. Zumal dieser Wert bei den Gewalttaten in der Innenstadt sogar bei 80 Prozent liegt.

Aus Sicht von Peter Heigl sind die derzeit geltenden Sperrzeiten daran nicht ganz unbeteiligt. Würde man, so Heigl, die Lokale nicht erst um fünf Uhr zusperren, sondern bereits um drei Uhr und dann vielleicht sogar auch später als um sechs Uhr wieder öffnen, würden die Körperverletzungsdelikte sicherlich zurückgehen. Nicht uninteressant  ist in diesem Zusammenhang, dass der Ausländeranteil bei den Straftätern in Ingolstadt bei 26,4 Prozent liegt, der Bevölkerungsanteil indes bei nur 15 Prozent.

Während die schweren Diebstähle in Ingolstadt um 4,4 Prozent abgenommen haben, haben Wohnungseinbrüche beispielsweise um 37,1 Prozent zugelegt, was allerdings dem bayernweiten Trend entspricht. Und die Aufklärungsquote ist bei diesen Delikten mit gut neun Prozent nicht berauschend. Die indes werde heuer deutlich besser aussehen, weil es der Polizei gelungen sei, einige Banden zu überführen und damit zahlreiche Fälle zu den Akten legen zu können. Das aber sei erst nach dem Stichtag der vorliegenden Statistik geschehen.

Auch in Sachen Vermögens- und Fälschungsdelikte kann sich Ingolstadt mit einer Zunahme von 24,5 Prozent durchaus sehen lassen. Schließlich weisen auch die Drogendelikte um 9,3 Prozent nach oben.

Die Kapitalverbrechen, angefangen bei der Geiselnahme im Rathaus bis zu den diversen Totschlagsfällen, die sich im vergangenen Jahr ereignet haben, sind sicher ein Stück weit Zufall. Zwar gab es keinen Mord im klassischen Sinn, die Zahl der Totschlagsdelikte indes lag bei neun und hat sich somit gegenüber dem Vorjahreswert (vier) mehr als verdoppelt. Bei Mord und Mordversuchen (118 Fälle, plus 14,6 Prozent) sowie bei versuchten und vollendeten Totschlagsdelikten (265 Fälle, plus 29,9 Prozent) gab es aber auch bayernweit einen unerfreulichen „Aufschwung“.

„Als Fazit kann ich für den Bereich Ingolstadt ziehen, dass die Kriminalitätsentwicklung angesichts der stetigen Bevölkerungszunahme erklärbar ist“, so Peter Heigl, der mit seinem Mannschaft nicht nur eine steigende Zahl an Verbrechen bewältigen muss, sondern auch Probleme hat, mit seiner Truppe überhaupt erst mal in die Nähe der Sollstärke zu kommen. 201 Polizisten sollte er befehligen. Tatsächlich sind es – alle Krankheiten und Schulungsausfälle abgezogen, gerade einmal 138. Da kann er mit Fug und Recht von einer „angespannten Personallage“ sprechen.

Ob da die neu eingeführten „CarPads“ helfen, mit denen die Beamten vor Ort neuerdings nicht nur diverse Polizeidatenbanken abfragen, sondern auch direkt am Tatort Fingerabdrücke abnehmen können, bleibt abzuwarten. Zumal bislang erst drei dieser Geräte im Einsatz sind.


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