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Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der SPD-Landtagsfraktion in Zusammenarbeit mit dem Bildungsexperten Ernst Rösner – insgesamt 163 Standorte in Bayern im Feuer

(ty) Mindestens 163 Standorte von Mittelschulen (frühere Hauptschule) sind in Bayern derzeit von der Schließung bedroht – darunter im Kreis Pfaffenhofen Schweitenkirchen, im Kreis Eichstätt Denkendorf, Kipfenberg und Großmehring, im Kreis Neuburg-Schrobenhausen Burgheim, Ehekirchen, Karlskron und Rennertshofen sowie im Kreis Kelheim Rohr und Riedenburg

Das ergibt eine Analyse der SPD-Landtagsfraktion in Zusammenarbeit mit dem renommierten Bildungswissenschaftler Dr. Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, die gestern bei einer Pressekonferenz im bayerischen Landtag vorgestellt wurde.

Der Vorsitzende des Bildungsausschusses des Landtags, Martin Güll (SPD), setzt zusammen mit Kommunalpolitikern von CSU und SPD auf die Einführung von Gemeinschaftsschulen an den gefährdeten Standorten: „Wir wollen, dass die Kinder länger in ihrer Heimatgemeinde zur Schule gehen können. Das verhindert unnötige Schulbusfahrten und bewahrt die Schulen als wichtige Standortfaktoren für die Ortschaften. Leider verbietet das Kultusministerium selbst einzelne Schulversuche –obwohl die Gemeinderäte und die Eltern vor Ort mit über Zwei-Drittel-Mehrheit dafür sind.“

An den Gemeinschaftsschulen sollen Kinder der Jahrgangsstufen 5 bis 10 unterrichtet werden, bevor sie im Anschluss zum Beispiel an ein Gymnasium oder in eine Berufsausbildung wechseln. Bildungsforscher Rösner warnt: „Es spielt sich ein Drama ab in den dünn besiedelten Regionen Bayerns. Dort brechen die Schulen weg. Wir müssen dem entgegensteuern mit kleinen, leistungsfähigen und vollständigen Schulen – und zwar wohnortnah.“

Hier die gefährdeten Mittelschulen im Überblick

Die Bürgermeisterin von Denkendorf im Landkreis Eichstätt, Claudia Forster (CSU), beklagt, dass das bayerische Kultusministerium den Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule abgelehnt hat. Sie kündigte zugleich an, rechtliche Schritte gegen diese Entscheidung zu prüfen.

Ihr CSU-Bürgermeisterkollege Siegfried Heß aus Leutershausen im Landkreis Ansbach warnt vor wachsendem „Kindertourismus“ mit Schulbussen. „Die Gemeinschaftsschule wäre eine gute Lösung, um langfristig das Schulsterben zu verhindern“, betonte Heß. Seine Stadt wolle im Sommer einen entsprechenden Antrag beim Kultusministerium stellen.

Diesen Schritt ist die Stadt Arzberg im Landkreis Wunsiedel bereits gegangen. Der Dritte Bürgermeister Stefan Klaubert (SPD) verwies auf die bizarre Situation, dass in seiner Stadt das moderne Mittelschulgebäude leer stehe, während zugleich die Realschule in einer Nachbargemeinde völlig überlaufen sei und unter Platzmangel leide. Gerade im strukturschwachen oberfränkischen Grenzgebiet sei die Schule im Ort ein wichtiger Standortfaktor.

Der Bürgermeister von Donaustauf im Kreis Regensburg, Jürgen Sommer (SPD), mahnte: „Stirbt die Schule, stirbt der Ort.“ In seiner Heimatgemeinde sei „die Katastrophe bereits eingetreten“. Seit Mitte vergangenen Jahres sei die Mittelschule tot. Man arbeite gerade an einem Gemeinschaftsschulantrag, um den Schulstandort wiederzubeleben.

SPD-Bildungsexperte Güll betonte: „Die Staatsregierung muss ihre ideologischen Scheuklappen endlich ablegen. Wir wollen die Gemeinschaftsschule nicht flächendeckend in Bayern einführen, sondern nur dort, wo sich die Schule vor Ort nicht anders retten lässt.“ Die SPD-Fraktion biete betroffenen Kommunen ihre Hilfe an, bei der Analyse der Situation, der wissenschaftlichen Prognose der Schülerzahlentwicklung und der Antragstellung ans Ministerium, so Güll. Noch vor der Sommerpause wird er laut einer Pressemitteilung der Landtags-SPD in allen sieben Regierungsbezirken die Bürgermeister der gefährdeten Schulstandorte zu einem Informationsaustausch einladen.

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