Daimler richtet seine konzerneigenen Niederlassungen neu aus – das trifft auch den Augsburger Ableger in Pfaffenhofen mit rund 40 Beschäftigten. Insgesamt geht es bundesweit um 36 Teilbetriebe mit gut 1500 Mitarbeitern
Von Tobias Zell
Daimler will das konzerneigene Mercedes-Benz-Center Holledau in Pfaffenhofen verkaufen. Das bestätigte das Unternehmen gegenüber unserer Zeitung. Hintergrund sei eine Neuausrichtung der Niederlassungen. In diesem Zusammenhang soll das Autohaus an der Münchner Straße veräußert werden. „Das heißt aber nicht, dass wir schließen wollen“, sagte Konzernsprecherin Sofia Stauber. Gesucht werde ein Erwerber, der den Standort weiterführe. Für die Kunden soll sich im Idealfall nichts ändern.
Insgesamt stehen bei Daimler bundesweit 36 Teilbetriebe und Werkstätten zum Verkauf. Betroffen sind von diesen Plänen rund 1500 Mitarbeiter. Das Mercedes-Benz-Center Holledau, das auf der Grenze zwischen der Stadt Pfaffenhofen und der Gemeinde Hettenshausen liegt, gehört zur Daimler-Niederlassung Augsburg und beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. Welche Folgen ein Verkauf für sie hätte, ist noch nicht vorherzusagen. Die Verunsicherung ist aber zu spüren.
Von Daimler heißt es dazu: Der Käufer des Mercedes-Benz-Centers in Pfaffenhofen solle ein Unternehmen mit Top-Reputation sein, das den Standort langfristig erfolgreich weiterführen könne und sich verantwortungsvoll um die Mitarbeiter kümmere. Einen Zeitplan für den Verkauf gibt es offenbar nicht. Veräußert werden sollen das Vertriebs- und Werkstattgeschäft – das Gebäude selbst gehört Mercedes nicht, sondern ist angemietet. Das nun zum Verkauf stehende Mercedes-Center Holledau entstand im Jahr 2003, als die Augsburger Niederlassung das Geschäft vom insolventen Autohaus Xaver Hipp übernahm.
Das Mercedes-Benz-Center Holledau liegt an der Münchner Straße (B13) in Pfaffenhofen.
Warum Daimler den Rotstift ansetzt, erklärt Konzern-Sprecherin Sofia Stauber gegenüber unserer Zeitung so: „Wir richten unsere konzerneigenen Niederlassungen neu aus. Ziel ist dabei, in einem weitestgehend gesättigten deutschen Markt die optimale Betreuung unserer Kunden sicher zu stellen, langfristig wirtschaftlich und profitabel agieren zu können und somit Arbeitsplätze zu sichern.“
Hierzu gibt es, so Stauber weiter, „verschiedene Überlegungen, die wir derzeit sehr konstruktiv und partnerschaftlich mit unseren Betriebsräten diskutieren“. Dazu zählen ihren Worten zufolge beispielweise auch Fusionen und damit die Schaffung von Niederlassungsverbünden, aber auch die Veräußerung einzelner Standorte.
In der Daimler-Niederlassung Augsburg fand am Mittwoch eine außerordentliche Betriebsversammlung statt, um die Belegschaft über das Konzept zur Neuausrichtung der Niederlassungen zu informieren. Wie die IG Metall bestätigt, stehen demnach eben 36 Teilbetriebe von Niederlassungen und GmbH-Betrieben zum Verkauf. In diesen Teilbetrieben und GmbHs arbeiten über 1500 Beschäftigte. Der Verkauf von gesamten Niederlassungen sei bis Ende 2015 durch die Vereinbarung "Zukunftssicherung Niederlassungen" aus dem Jahr 2008 ausgeschlossen – Teilbetriebe könnten allerdings schon heute verkauft werden. Und genau das plant Daimler offenbar.
In einem ersten Schritt sollen, so berichtet die IG Metall weiter, die Niederlassungen in regionale Verbünde zusammengefasst werden, um so Stellen im administrativen Bereich einzusparen. Die Niederlassungen Augsburg, München und Regensburg sollen fusioniert werden. Insgesamt sollen durch die Verbünde weitere rund 340 Arbeitsplätze im administrativen Bereich abgebaut werden. „Weitere drastische Maßnahmen zur Verschlankung des Vertriebsnetzes wurden bereits angekündigt“, berichtet die IG Metall.
Die Belegschaften und Betriebsräte zeigten sich auf der außerordentlichen Betriebsversammlung „schockiert und enttäuscht, aber auch wütend über die Pläne des Vorstands“, heißt es von der Gewerkschaft. Die Betriebsräte der Niederlassungen und die IG Metall kündigten bereits weitere lokale und zentrale Aktionen und Kundgebungen unter dem Motto "unserer Niederlassungen, unsere Arbeit, unsere Zukunft" an.
Paul Brugger, Betriebsratschef der Mercedes-Benz-Niederlassung in Augsburg, zu der das Center Holledau gehört, kritisiert: "Zerschlagung ist keine Zukunftsstrategie. Unsere Belegschaft und die Betriebsräte werden das so nicht akzeptieren.“ Man verlange Veränderungen im Konzept, bei denen es nicht nur um Margen, sondern auch um die Menschen gehe. „Die Unternehmensleitung muss sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen und mit uns die Strategie neu diskutieren.“ Er fordert eine langfristige und positive Zukunftsperspektive für die Niederlassungen und ihre Beschäftigten in der Daimler AG.
Karl Eichberger, der zuständige Sekretär der IG-Metall-Verwaltungsstelle Augsburg, moniert, die Pläne des Daimler-Vorstands seien „ohne jeden Blick auf die Interessen der Beschäftigten entworfen“ worden. „Hier geht es allein um die schnelle Verbesserung der Rendite und nicht um ein tragfähiges, zukunftsfähiges Konzept.“ Man werde die Belegschaft der Niederlassung Augsburg mit aller Kraft unterstützen, gegen dieses Vorhaben Widerstand zu leisten.