Mit zwei Bewohnern pro Wohnung liegt der Schnitt erkennbar über anderen Städten – Und trotz der regen Bautätigkeit sind Wohnungen Mangelware
(ty) Ingolstadt ist keine typische Singlestadt. Das jedenfalls sagt die Statistik. Denn während bei uns im Schnitt zwei Personen in einer Wohnung leben, sind es in anderen bayerischen Großstädten wie Würzburg, Regensburg oder Erlangen nur noch 1,7. Tendenz fallend. Auch in Ingolstadt. Da lebten im statistischen Mittel 1990 auch noch 2,5 Personen in einer Wohnung. Die Gründe dafür sind zum einen der demografische Wandel und mit ihm die vielen allein lebenden Senioren. Zum anderen führen die Studenten selbstredend auch zu einer Verringerung der Haushaltsdichte. Nicht aber offenbar zu einer Verkleinerung des benötigten Wohnraumes. Denn trotz der vielen Singlehaushalte hat sich die benötigte Wohnfläche pro Einwohner von 34,3 Quadratmeter im Jahr 1990 auf 41,8 Quadratmeter 2013 erhöht.
Wohnraum in Ingolstadt ist nach wie vor Mangelware, obschon private Bauträger und Wohnbaugesellschaften eifrig die Kelle in die Hand nehmen. Doch selbst das rasante Wachstum an Wohnraum scheint den Bedarf nicht decken zu können. Ende 2013 gab es in Ingolstadt rund 63 000 Wohnungen. Im Jahr 1990 waren es noch 43 000. In gleichen Zeitraum hat die Zahl der Einwohner um fast 25 000 Personen auf knapp 130 000 zugenommen.
Das Zahlenspiel liefert zwar interessante Einblicke, nicht jedoch eine Erklärung für die Wohnraumknappheit. Denn wenn seit 1990 rund 20 000 neue Wohnungen entstanden sind, aber „nur“ 25 000 Menschen zugezogen sind, dann müsste – den obigen Faktor zwei pro Wohnung zugrunde gelegt – das eigentlich zu einem Wohnungsüberhang führen und nicht zu einem Nachfrageüberhang. Denn für 25 000 Zuzügler hätten nach Adam Riese 12 500 Wohnungen ausgereicht. Tatsächlich entstanden sind in diesem Zeitraum indes 20 000. Es sei denn, bei den Zuzüglern hätte es sich ausschließlich um Singles gehandelt.
Gebaut wird in jedem Fall wie der Teufel auf der Schanz. 2013 wurden 465 Baumaßnahmen mit insgesamt 1318 Wohnungen genehmigt. Die genehmigten Wohnungen sind, wie die Zahlen zeigen, überwiegend in Mehrfamilienhäusern geplant. Seit 2011 wurden insgesamt Baugenehmigungen für mehr als 3600 Wohnungen erteilt.
Die hohe Zahl an Baugenehmigungen hat zu einem Anstieg des so genannten Bauüberhangs geführt. Als Bauüberhang bezeichnet man in der Bautätigkeitsstatistik genehmigte, aber noch nicht fertig gestellte Gebäude und Wohnungen. Der Bauüberhang wird Jahr für Jahr von den statistischen Landesämtern fortgeschrieben. Dabei werden alle Baugenehmigungen während des Jahres dem Bauüberhang des Vorjahres hinzuaddiert und die Baufertigstellungen abgezogen. Zudem wird der Bauüberhang um alle Baugenehmigungen, die erloschen sind (meist nach fünf Jahren) bereinigt.
Ende 2013 lag der Bauüberhang in der Stadt Ingolstadt bei 2171 Wohnungen in insgesamt geplanten 698 Gebäuden. Das ist der höchste Stand seit über 20 Jahren. Einen vergleichbaren Wert gab es in den Jahren 1991 und 1992 mit rund 2300 Wohnungen im Bauüberhang.
1392 Wohnungen aus dem Bauüberhang befanden sich zum Stichtag 31. Dezember 2013 bereits im Bau. Die Zahl der im Jahr 2014 insgesamt fertig gestellten Wohnungen wird deswegen voraussichtlich bei weit über 1000 liegen.