Die Berufsfeuerwehr sieht langsam Entspannung der Lage: Um 19.00 Uhr steht die Donau in Ingolstadt bei einem Pegel von 5,74 Metern. Derweil spitzt sich die Lage in Neustadt, Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Manching dramatisch zu.
In der Innenstadt gibt das Hochwasser noch keinen Grund zur Besorgnis. Der Donauweg am Nordufer ist inzwischen allerdings beinahe komplett überflutet.
(ty) Mit dem Stand von aktuell 5,74 Meter hat der Pegel an der Luitpoldstraße in Ingolstadt die Meldestufe 3 (5,50 Meter) überschritten. Laut dem derzeit gültigen Warnung des Wasserwirtschaftsamtes, die unter anderem auf den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes basiert, soll der Scheitel des Hochwassers heute im Lauf des Tages erreicht werden. Bis gegen 17 Uhr rechnet das Wasserwirtschaftsamt "nur" noch mit einem Stand der Donau, der noch bis zu 6,05 Meter ansteigen könnte. Das wäre dann knapp unter der Meldestufe 4, die bei 6,20 Meter liegt. In den für Ingolstadt relevanten Zuflüssen der Donau entspannt sich derweil die Hochwassersituation langsam wieder. Und auch bei der Berufsfeuerwehr zeigt man sich entspannt. "Der Hochwasserschutz in Ingolstadt ist hervorragend", sagt Thomas Schimmer gegenüber unserer Zeitung; "alles unter 6,50 Meter lässt uns fast kalt." Zwar habe es einige vollgelaufene Keller gegeben. Dies jedoch habe nichts mit dem Hochwasser als vielmehr mit dem starken Regen zu tun. Schimmer denkt, dass der Pegel in Ingolstadt die sechs Meter "ankratzen" wird. Dramatischer aber – so glaubt er zum derzeitigen Zeitpunkt – werde es wohl nicht werden.
Jüngste Warnung des Wasserwirtschaftsamtes von 13.30 Uhr: Der Pegel Neuburg wird im Laufe des Nachmittags die 4. Meldestufe knapp erreichen. Am Pegel Ingolstadt wird der Scheitel voraussichtlich spät Abends erreicht, wobei nach derzeitigen Prognosen der Wasserstand von 6 Metern unterschritten wird. An der Paar bewegt sich der Wasserstand am Pegel Mühlried über der 4. Meldestufe mit immer noch leicht steigender Tendenz.
Da vom Deutschen Wetterdienst für heute noch bis in dem Abend schauerartige Regenfälle vorhergesagt sind, hält die Hochwasserlage weiter an. Dramatischer ist die Situation in Reichertshofen und in Neustadt. In den Landkreisen Pfaffenhofen und Kelheim gilt seit gestern Abend der Katastrophenfall. In Neustadt, Leid geprüft vom verheerenden Hochwasser 1999, droht aktuell die Überflutung des von Neustadt, Mauern und Bad Gögging, wie es heißt. Die Bahnstrecke Abensberg – Neustadt ist gesperrt.
Auch am Baggersee ist trotz des aktuellen Pegels die Lage noch nicht dramatisch. Lediglich einige ufernahe Bereiche stehen unter Wasser.
Prognose vom Wasserwirtschaftsamt. Die Kurve wird zunehmend flacher.
Gegen Mittag sollen die teilweise Niederschläge aufhören, was zu einer Entspannung der Situation beitragen sollte. Deswegen rechnet das Wasserwirtschaftsamt auch nicht damit, dass der Hochwasserpegel die Werte aus dem Jahr 2005 erreicht. Viel allerdings fehlt auch bei der aktuellen Prognose nicht zu diesem Stand. Denn damals lag der Scheitel bei 6,32 Meter.
Alles hängt jetzt wohl davon ab, wie sich die Wettersituation weiter entwickelt. In Neuburg ist das Hochwasser während der Nacht bis auf einen Wert von 5,84 Meter geklettert und steht damit kurz vor Meldestufe 4. Auch dieser Stand ist im Rahmen der Vorhersagen von gestern. Auch in der Nachbarstadt wird der Scheitel des Hochwassers für den heutigen Tag erwartet.
Prognose vom Wasserwirtschaftsamt. Die erwarteten Pegelstände sind grün gekennzeichnet.
Bereits gestern Nachmittag sind die Stauseestraße, das Rote Gries und der Baggerweg für Passanten gesperrt worden und dürfen nur noch von Anwohnern betreten werden. Der Retentionsraum Eichenwald füllt sich seit gestern abend mit Wasser.
„Es ist wohl nicht mehr zu vermeiden, dass der Baggersee über die Ufer treten wird“, so Franz Hierl, „der Auslauf des Baggersees hat einen Rückstau von der Donau her. Das bedeutet, was jetzt zufließt, kann nicht mehr abfließen.“ Bei einem Pegel von 5,30 Meter tritt der Überflutungsfall für das Naherholungsgebiet automatisch ein. Gegen zwei Uhr Nachts waren aber weder am Baggersee noch im Roten Greis Überflutungen zu sehen.
Am späten Sonntag Abends wurde der Schwarze Damm – ein Überflutungswehr zwischen Neuburg und Ingolstadt – überflutet. Danach wird das Baggerseeareal als Retentionsraum genutzt und Wasser eingeleitet. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch das Naherholungsgebiet Roter Gries unter Wasser stehen wird.“ Die Feuerwehr hatte am späteren Sonntag Nachmittag Fahrzeuge in das Gebiet geschickt, um die Anwohner zu warnen.
Was passiert in Ingolstadt bei welchem Wasserstand:
530 Zentimeter: Ingolstadt: Überschwemmung des Naherholungsgebietes Baggersee
550 Zentimeter: Ingolstadt: Gefährdung der Pfeiler der Konrad-Adenauer-Brücke und der Eisenbahnbrücke.
620 Zentimeter: Ingolstadt: Beginn der Ausuferung in die Vorländer unterhalb vom Pegel Ingolstadt bis zum Beginn der Stauhaltung Vohburg
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