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Der Manchinger Bürgermeister und FW-Kreisvize Herbert Nerb macht sich unermüdlich für robustere Exemplare stark: Wohl ohne Chance, aber ein Spruch aus dem Internet dürfte ihm zumindest Mut machen, nicht aufzugeben

Von Tobias Zell

Es war Ende November im Werkausschuss des Pfaffenhofener Kreistags, als Herbert Nerb seine Fassungslosigkeit nicht verbergen konnte. „Ich bin ein bisschen entsetzt“, sagte er. „Ich kann’s nicht fassen.“ Aber der Bürgermeister von Manching, zugleich Vize-Vorsitzender der FW-Kreistagsfraktion und stellvertretender Chef des Kreisverbands der Freien Wähler, will trotzdem noch nicht aufgeben. Er will weiter kämpfen – für einen reißfesteren gelben Recycling-Sack in seinem Landkreis, wie er damals betonte. „Ich will dranbleiben und weiterfragen“, kündigte er an. 

Aus der Seele sprechen dürfte Nerb deshalb ein Internet-Fundstück, das unserer Redaktion jetzt in die Hände gefallen ist: Ein Spruch auf der immer wieder mal recht unterhaltsamen Seite www.mademyday.cc, der genauso gut von Nerb sein könnte, weil er seine liebe Müh mit dem gelben Sack treffender kaum zusammenfassen könnte: „Wenn die gelben Säcke noch einen Hauch dünner werden, kann man den Müll bald einfach an die Straße kippen und gelb ansprühen!“, heißt es da.

Den Nagel auf den Kopf getroffen, würde Nerb wohl sagen. Denn er beklagt seit Längerem die dünnen gelben Säcke und deren daraus folgende geringe Reißfestigkeit. Nur in einem Punkt passt der Spruch nicht auf den Landkreis Pfaffenhofen: Hier werden die gelben Säcke bekanntlich nicht vor der Haustür abgeholt – wie das zum Beispiel im Kreis Kelheim der Fall ist –, sondern die Bürger müssen sie selbst zum Wertstoffhof karren. Und das soll auch so bleiben, wie die Bürger ja klar entschieden haben.

Herbert Nerb: Streiter für einen robusteren gelben Sack im Landkreis.

Bei einer Bürgerbefragung, die im vergangenen Jahr parallel zur Europawahl stattfand, hatte sich bekanntlich die klare Mehrheit der Bürger im Landkreis Pfaffenhofen gegen die Einführung einer gelben Tonne und für die Beibehaltung des bisherigen Recycling-Systems mit dem gelben Sack ausgesprochen. Angestoßen worden war diese Befragung von den Freien Wählern.

Doch auch nach dem unmissverständlichen Ergebnis – rund 70 Prozent waren für den gelben Sack – war der Fall für Nerb noch nicht erledigt. Denn ihm sind die gelben Säcke einfach ein bisschen zu dünn, reißen zu schnell. In der Kreistagssitzung im vergangenen Juli hatte die FW-Fraktion deshalb ganz offiziell den Antrag gestellt, die Einführung robusterer gelben Säcke zu prüfen und dafür gegebenenfalls auch die Mehrkosten zu ermitteln. Dann könne man entscheiden, ob man sich das leisten wolle oder könne – oder eben nicht.

Allerdings stellte sich dann im November heraus, dass sich die Frage nach den Mehrkosten gar nicht stellt. Weil offenbar schlicht keinerlei Möglichkeit besteht, überhaupt andere gelbe Säcke zu verwenden. Die Antwort auf die entsprechende Anfrage an das Unternehmen Interseroh GmbH, das derzeit als Betreiber für das duale System im Landkreis zuständig ist, hatte nämlich jegliche Gedankenspiele der Freien Wähler in die Tonne getreten. Spielraum für Interpretationen oder weitere Hoffnungen besteht da offensichtlich nicht mehr; die Ausführungen von Interseroh sind unmissverständlich:  

„Die Ausprägung oder die Gestaltung des Erfassungssystems, hier der gelbe Sack, wird seit vielen Jahren auf der bekannten Basis vorgenommen. Hier sehen die dualen Systeme keinen Anpassungsbedarf“, stand in der Antwort der Interseroh GmbH. „Um den Wettbewerb im Bieterverfahren nicht einzuschränken, können die dualen Systeme nichts anderes ausschreiben.“

Knapp zwei Millionen gelbe Säcke werden im Kreis Pfaffenhofen pro Jahr verbraucht.

Und es wurde noch deutlicher: „Die Zulassung eines, wie von Ihnen vorgeschlagenen, anderen gelben Sacks müssen wir ablehnen, da das beauftragte Erfassungsunternehmen nur gelbe Säcke gemäß den Ausschreibungsbedingungen erfassen darf.“ Die Stärke des gelben Sacks sei seit vielen Jahren bundesweit einheitlich geregelt. „Von dieser Vorgabe können die Ausschreibungsführer im Zuge der Gleichbehandlung aller am System beteiligten Interessenten nicht abweichen“, hieß es weiter. „Schließlich handelt es sich um Sammelbehältnisse für Leichtverpackungen und nicht um anderweitige Müllsäcke (siehe blaue Säcke aus dem Baumarkt).“

Damit war alles gesagt. Elke Müller, die Werksleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises (AWP), fasste dann auch in der besagten Sitzung die Lage treffend zusammen: „Im Endeffekt können wir nichts machen.“ Doch die Antwort von Interseroh löste bei Nerb Entsetzen aus. Früher, sagte er, früher habe man doch schon mal dickere gelbe Säcke gehabt. Ja, erklärte ihm Anton Gänger, der stellvertretende AWP-Chef, aber am Anfang sei beim dualen System auch noch der Landkreis selbst der Vertragspartner gewesen, hatte praktisch die Hoheit – sozusagen auch über die Beschaffenheit der gelben Säcke. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Altlandrat Rudi Engelhard (CSU) vermutete, die aktuelle Dünnigkeit der gelben Säcke, die Nerb moniert, sei vom System sogar gewünscht. „Damit man sie zu nichts anderem gebrauchen kann.“ Und so mancher erinnert sich tatsächlich noch an die robusteren Modelle von einst, die nicht nur zur Sammlung von Recycling-Müll gut waren.

Einige haben freilich inzwischen ihren eigenen Weg gefunden, das Problem der dünnen gelben Säcke zu lösen – sie nehmen einfach zwei, stecken sie ineinander und haben dann, zumindest gefühlt, ein doppelt so dickes Modell. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum die dem Landkreis gelieferte Anzahl zuletzt nicht ausgereicht hat. Im vorvergangenen Jahr war der Vorrat bekanntlich schon im September aufgebraucht. Laut AWP liegt der Jahresverbrauch an gelben Säcken im Landkreis übrigens bei knapp zwei Millionen Stück.


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