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Die seit Montag verschwundene Rajana (5) aus Parsberg wurde wohlauf in Berlin gefunden – der Vater sitzt wegen Vortäuschens einer Straftat in U-Haft und die Hintergründe der mysteriösen Ereignisse sind weiter unklar

(ty) Der Fall war – und ist – höchst mysteriös und sorgte für große Anteilnahme in der gesamten Region: Seit Montagnachmittag war die fünfjährige Rajana in Parsberg (Kreis Neumarkt in der Oberpfalz) verschwunden. Zunächst lief eine groß angelegte Suchaktion der Polizei an, nachdem der 26-jährige Vater das Mädchen als vermisst gemeldet und den Ermittlern eine Geschichte aufgetischt hatte, die eine Entführung befürchten ließ. Bald räumte der Vater aber ein, dass die Story vom unbekannten Mann nicht stimmte.

Verschwunden blieb das Mädchen dennoch. Dann hieß es, das Mädchen sei an einem sicheren Ort – doch wo, das blieb weiter offen. Die Suche ging also weiter, während der Vater wegen Vortäuschens einer Straftat in die U-Haft wanderte. Heute Abend nun gab die Polizei Entwarnung: Rajana ist gefunden und wohlauf! Wie die Polizei mitteilte, gelang es heute gegen 20 Uhr „in einer bespielgebenden, länderübergreifenden Zusammenarbeit, das Mädchen in Berlin in amtliche Obhut zu nehmen und sich vom Gesundheitszustand des Kindes zu überzeugen“.

Das Mädchen wurde den Angaben zufolge in einem ersten Schritt von Beamten der Berliner Polizei in Gewahrsam genommen. Wie es heißt, konnten sich auch die Regensburger Ermittler in Berlin davon überzeugen, dass das Kind wohlauf sei. „Nach einer Identifizierung und Überprüfung des Gesundheitszustands übergaben die Beamten das Mädchen an die Mutter, die sich ebenfalls in Berlin aufhält“, teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz mit. 

Wie berichtet, liefen die Ermittlungen der Polizei bei der Suche nach dem Mädchen auf Hochtouren, seit am frühen Montagnachmittag die Vermisstenanzeige bei der Polizeiinspektion Parsberg eingegangen war – die bekanntlich vom Vater selbst erstattet worden war. Was den Fall freilich noch rätselhafter macht.

„Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Berliner Polizei und der Ermittlungsgruppe der Kripo Regensburg stellte letztlich einen entscheidenden Schlüssel zum Erfolg dar“, wurde heute Abend erklärt. Der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, die bei den Ermittlungen federführend ist, obliege nun die Prüfung, ob sich weitere Personen durch ihr Handeln strafbar gemacht haben. Die Identitäten von möglichen Tatbeteiligten seien den Ermittlern jedenfalls bekannt, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz.

Am Montagnachmittag zeigte der 26-jährige Vater bei der Polizeiinspektion Parsberg an, dass er seine fünfjährige Tochter, mit der er kurz vorher einen Zahnarzt in Parsberg besucht hatte, vermisst.
Dabei brachte er einen ihm unbekannten Mann ins Spiel, mit dem er zum Zeitpunkt des Verschwindens von Rajana ein Gespräch im Bereich eines Spielplatzes im Stadtgebiet geführt haben will.


Durch die hiesige Inspektion begannen unmittelbar nach der Anzeigen-Erstattung Überprüfungen bis hin zu groß angelegten Suchaktionen mit Unterstützung durch die Rettungshundestaffel, der Feuerwehr, zahllosen Privatpersonen sowie Diensthunden und einem Polizei-Hubschrauber mit Wärmebildkamera. Die Suchmaßnahmen wurden in der Nacht auf Dienstag für wenige Stunden unterbrochen und am Dienstagmorgen wieder aufgenommen – blieben aber erfolglos. Im Verlauf des Dienstags suchten über 250 Einsatzkräfte der Polizei, unter anderem von der bayerischen Bereitschaftspolizei, mit Hochdruck nach dem Kind.


Die ausdrücklich erbetenen Hinweise aus der Bevölkerung führten beispielsweise auch zu Überprüfungen in den Nachbargemeinden sowie am Flughafen in München. All diese, teils mit hohem Aufwand verbundenen Bemühungen führten aber nicht zum Auffinden des gesuchten Kindes.
Am Dienstag um 13 Uhr fand im Gebäude des Roten Kreuzes in Parsberg eine Pressekonferenz statt. Dabei wurde auch bekannt, dass die Polizei mittlerweile nicht mehr von einem Vermisstenfall ausgehe. Die umfangreichen Suchmaßnahmen in der Region wurden eingestellt.

Nun verfolgten die Ermittler intensiv einen Hinweis, der laut Polizei nachvollziehbar erkennen ließ, dass sich das Mädchen in der Obhut von Familienangehörigen befindet. In der Folge bestätigten weitere Nachforschungen, die von einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe der Kripo Regensburg geführt werden, diese Annahme. „Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Feststellung, dass der Polizei zu keiner Zeit Hinweise vorlagen, die auf eine Gewalttat zum Nachteil des gesuchten Mädchens hindeuteten“, so ein Polizeisprecher. 

Im Verlauf der Ermittlungen wurde am Dienstagabend der Vaters des gesuchten Mädchens beim Ermittlungsrichter am Amtsgericht in Nürnberg vorgeführt. Der erließ antragsgemäß Haftbefehl wegen des Vortäuschens einer Straftat, da der Vater bei den Ermittlungsbehörden den Eindruck erweckt habe, seine Tochter sei entführt worden. Seit Dienstagabend sitzt der Mann in einer Justizvollzuganstalt.



Zu den weiteren Hintergründen des rätselhaften Falls werden von Seiten der Polizei keine näheren Auskünfte erteilt, hieß es heute Abend unter Verweis auf die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten.
Damit bleibt das Motiv weiterhin im Dunkeln. Warum ließ der Vater seine fünfjährige Tochter „verschwinden“, meldete sie offiziell als Vermisst und tischte der Polizei anfangs sogar eine Entführungs-Geschichte auf? Ob das alles etwas mit dem noch laufenden Asylverfahren der Familie zu tun hat, die aus Tschetschenien stammt und seit rund zwei Jahren in Deutschland ist, darüber kann also weiter nur spekuliert werden? 

Betont wird von Seiten der Polizei, „dass das Wohl des Kindes in den polizeilichen Bemühungen stets an oberster Stelle stand“. Es herrsche nun „große Erleichterung darüber, dass die umfangreichen gemeinsamen Bemühungen der Berliner und Regensburger Beamten mit Blick auf dieses vorrangige Ziel zu einem erfolgreichen Ende geführt werden konnten“.

Bisherige Berichte zum Thema:

Die fünfjährige Rajana ist gefunden – und wohlauf!

Es gab nie eine Entführung

Der Fall Rajana wird immer mysteriöser

Die fünfjährige Rajana ist offenbar gefunden

Gigantische Suchaktion bislang erfolglos

Vermisst: Rajana (5)


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