Haushalts-Ausschuss des Bundestags fasst Beschluss zum ehemaligen Luft-Boden-Schießplatz bei Siegenburg – Kelheimer Landrat: Sternstunde für Bürger und Naturschutz
(ty) Der ehemalige Luft-Boden-Schießplatz bei Siegenburg, auch Bombodrom genannt, wird in das nationale Naturerbe aufgenommen. Wie der Kelheimer Landrat Hubert Faltermeier (FW) mitteilt, hat der Haushalts-Ausschuss des Deutschen Bundestags gestern den entsprechenden Beschluss gefasst. Faltermeier spricht von einer „Sternstunde für die Bürger und den Naturschutz“; die harte Arbeit der vergangenen Jahre habe sich für alle gelohnt.
Das Areal, das bis zu seiner Stilllegung von den alliierten Streifkräften genutzt worden war, besitzt naturschutzfachlich höchste Wertigkeit, wie vom Landratsamt erklärt wird. Er sei als Rückzugsgebiet für eine Vielzahl seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten – insbesondere für Pionierarten offener Sanddünen und lückiger Sand-Magerrasen, aber auch der Zwergstrauchheiden und lichten Kiefernwälder – von landes- bis bundesweiter Bedeutung. Beispielsweise beherberge das Gebiet die wahrscheinlich größten mitteleuropäischen Vorkommen des in Bayern und bundesweit stark gefährdeten Gewöhnlichen Flachbärlapps.
Mit seiner Größe von zirka 120 Hektar Offenlandflächen und rund 150 Hektar Kiefernwald zähle der Luft-Boden-Schießplatz Siegenburg zu den wenigen noch existierenden, großflächigen Sandrasen-Komplexen in Bayern, wie betont wird. Die zentrale Lage innerhalb des Abensberger-Siegenburger Binnendünengebiets, dem bedeutendsten Sandgebiet Südbayerns, verleihe dem Übungsplatz darüber hinaus eine Schlüsselfunktion im Biotopverbund innerhalb dieses Sandgebietes.
Aufgrund seiner Wertigkeit erfüllt der Luft-Boden-Schießplatz die naturschutzfachliche Voraussetzung für die Ausweisung als Naturschutzgebiet – und sogar für die Aufnahme in das nationale Naturerbe. Bei letzterem handelt es sich um ausgewählte Bundesflächen, die durch den Bund dauerhaft für Naturschutzzwecke bereitgestellt werden. Dabei muss ein geeigneter Träger gefunden werden, an den die Flächen unentgeltlich durch den Bund übereignet werden.
Bislang wurden durch die beiden letzten Bundesregierungen in zwei Tranchen zirka 125 000 Hektar ins nationale Naturerbe überführt. In Bayern hat die „Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Naturerbe GmbH“ (DBU) zahlreiche Flächen des nationalen Naturerbes in ihr Eigentum übernommen und kümmert sich um die naturschutzfachliche Sicherung und Entwicklung dieser Flächen.
In Abstimmung mit Landrat Faltermeier war es dem Kelheimer Landschaftspflegeverband Kelheim VöF gelungen, dass der Luft-Boden-Schießplatz in die Vorschlagsliste für eine dritte Tranche von Flächen für das nationale Naturerbe aufgenommen wurde. Die Bereitstellung des Areals als Naturschutzgebiet wurde in der Vergangenheit mehrfach gefordert, unter anderem vom Markt Siegenburg und von Seiten des Landkreises Kelheim. Die Kreisgremien und der Gemeinderat hatten bereits entsprechende Beschlüsse gefasst.
Das Verfahren zur Ausweisung als Naturschutzgebiet wurde von der Regierung von Niederbayern bereits eingeleitet. Aktuell ist das Gebiet als FFH- und SPA-Gebiet bei der EU gemeldet, wodurch für bestimmte Biotoptypen bereits ein so genanntes Verschlechterungsverbot gilt. „Eine ergänzende Ausweisung als Naturschutzgebiet würde dem gesamten Gebiet mit allen Naturgütern einen Schutz bieten und die Bemühungen des Marktes Siegenburg unterstützen“, erklärt ein Sprecher des Landratsamts.
Durch die Überführung der Flächen in das nationale Naturerbe und der sich daraus ergebenden Möglichkeit der Übernahme der Flächen durch die „DBU Naturerbe GmbH“ sowie die Ausweisung als Naturschutzgebiet ergebe sich „die einmalige Chance, das Gebiet des bisherigen Luft-Boden-Schießplatzes Siegenburg dauerhaft für nachfolgende Generationen als einmaliges Natur- und Erholungsgebiet zu sichern“. Von Seiten des Landkreises sieht man nun die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wegen der Altlastenuntersuchung und -sanierung des Geländes gefordert.