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Bürgermeister Karl Huber über seine Heimat: Alles, was man braucht, findet man praktisch vor der Haustür. Zweiter Teil der neuen Serie.

„Am äußersten Ende des Pfaffenhofener Amtsbezirkes, zwischen Ilm, Paar, Donau gelegen, ist das Pfarrdorf Ernsgaden. Eine reiche, sagenhafte, aber auch historische Vergangenheit schwebt über dem freundlichen Dörflein." So beginnt die Chronik der Gemeinde Ernsgaden, die zur 1000-Jahr-Feier anno 1950 herausgegeben wurde. In der Tat bewegen wir uns auf historischem Boden. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus verweist darauf, dass in der Gegend – der Limes verlief zirka 20 Kilometer nördlich auf der Jura-Hochebene – die "furchtbarsten Kämpfe" der einheimischen Bevölkerung mit den Römern stattgefunden haben. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit weisen darauf hin.

Und Karl der Große soll im Jahr 781 auch schon hier gewesen sein, als er bei Pförring über die Donau ging und vorher "sich an deren oberen Ufer sich mit Jagd erfreute". 937 war es dann der Legende nach soweit: Ernestesgademene, so der frühere Name von Ernsgaden, wurde vom Grafen Ernst von Hohenburg und Murach gegründet. Er ließ ein „gadum“ – lateinisch: kleine Burg – errichten. Es war wohl ein Jagdschlösschen, das als Ausgangspunkt für Jagden im nahen Feilenforst diente. In dem  ausgedehnten Waldgebiet gab es früher Elche, Hirsche, Rehe, Auerochsen, Wildpferde, Adler, Greifvögel aller Art, Uhus und Eulen, Auerhähne, Wildenten und zahllose Wasservögel. Schon die Äbtissinnen des Klosters Geisenfeld, zum dem Ernsgaden damals gehörte, sollen vom wildreichen Mittagstisch geschwärmt haben. 

Soweit zur Geschichte. Heute ist der Feilenforst bei weitem nicht mehr so wildreich, er hat aber neben der Waldwirtschaft, die von der örtlichen Forstdienststelle geleitet wird, dennoch für die Bevölkerung eine wichtige Funktion als „grüne Lunge“ und als Rückzugsort zur Entspannung und Erholung. Biker, Radler, Jogger, Wanderer und Spaziergänger finden hier zahlreiche Wege und Pfade. Naturliebhaber finden in den Restbeständen des ehemaligen Donauauwalds eine durchaus eigentümliche Flora und Fauna und wer einfach „nur abschalten“ möchte, kann schon am frühen Morgen den Singvogel-Konzerten oder abends einem Kuckuck oder einem Froschkonzert – genauer gesagt Krötenkonzert – in einem der Tümpel lauschen. Die Waldkapelle am südlichen Ortsrand ist ein Geheimtipp und neuhochdeutsch könnte man wohl auch sagen ein "Kraftort" zum Auftanken – sowohl auf den zwei (!) Sitzplätzen in der Kapelle als auch auf dem Bankerl davor.

Vielleicht ist der Feilenforst neben den zahlreichen Baggerweihern, die vor allem im Sommer zur Abkühlung und Erfrischung einladen und die man von Ernsgaden aus in fünf bis zehn Minuten mit dem Fahrrad erreichen kann, ein weiterer Grund dafür, warum sich der Ort zum Geheimtipp rund um Ingolstadt entwickelt hat. Wer der Anonymität der Großstadt entfliehen möchte, könnte hier richtig sein: Es ist alles noch überschaubar in der kleinsten Gemeinde des Landkreises mit ihren 1600 Einwohnern.  Viele der Menschen kennen sich, irgendwo läuft man sich schon über den Weg: beim Bäcker, im Getränkemarkt,  im Elternbeirat, bei einem Straßenfest, im Sportverein oder beim Yoga an der Volkshochschule. Und man kann davon ausgehen, dass sich  die Nachbarn kennen, weil man ja schließlich neugierig ist.

Es könnte natürlich auch sein, dass vor allem junge Eltern und Familien nach Ernsgaden ziehen, weil es hier – trotz der Kleinheit – von null bis zehn Jahren geballte Kinderbetreuungs-Angebote gibt: Mutter-Vater-Kind-Gruppen, Kinderpark, Kinderkrippe, Kindergarten, Grundschule, Mittags- und Hausaufgabenbetreuung, Nachbarschaftshilfe, Kinderfußball, Kindertennis, Kinderturnen, Bambini-Feuerwehr, Ferienpass – und das ist noch nicht alles. Auch die Eltern können sich natürlich in den Vereinen austoben, nicht nur die Kleinen. 

Es könnte auch sein, dass bisher die Leute sich vor allem hier angesiedelt haben, weil die Grundstückspreise – 15 Kilometer von der Stadtmitte der Großstadt entfernt – sehr günstig waren. Leider sind auch hier die Immobilienpreise mittlerweile gestiegen, die  Nachfrage ist enorm, nicht nur wegen der geballten Wirtschaftskraft der Region rund um Ingolstadt und der guten Einkommensverhältnisse, sondern auch Dank der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die für viele eine Chance zum Bau eines Eigenheims ist, für die es früher undenkbar war. 

Dabei wurde Ernsgaden noch vor zehn Jahren von den Städtern verschmäht. Da hatte die Gemeinde Grundstücke aufgereiht wie an einer Perlenkette in bester Wohnlage – und der Bürgermeister musste seine ganze Überzeugungskraft in die Waagschale werfen und die örtlichen Vorteile preisen, um dem Fluglärm des Flugplatzes Manching Argumente entgegenzuhalten und abzuwiegeln: „Alles halb so schlimm, mit der Zeit hört man die Flieger nicht mehr!"

Heute bleiben viele gern, weil es sich hier gut wohnen lässt und weil die Rahmenbedingungen (wohl) passen. Viele Menschen, die sich hier einmieten, bewerben sich im Laufe der Zeit um ein Grundstück im Rahmen des Bauland-Modells der Gemeinde und verwirklichen sich so den „Traum von den eigenen vier Wänden“. 

Überhaupt wird in Ernsgaden gerne gebaut – privat und öffentlich. Derzeit sind wir seitens der Gemeinde dabei, ein Dorfgemeinschaftshaus in der Ortsmitte zu errichten, zuletzt waren es die Erweiterung des Kindergartens und die Kinderkrippe. Und in Planung ist ein barrierefreies Seniorenwohnen für Menschen, denen das Eigenheim zu groß geworden ist, die aber dennoch im Ort bleiben und nicht ins (auswärtige) Seniorenheim umziehen wollen. 

Natürlich ist alles eine Frage der Gewohnheit und schließlich hat es nicht nur Nachteile, wenn man einen so bedeuteten Flugplatz wie Manching in der Nachbarschaft hat. Rund 5000 Menschen sind dort beschäftigt und haben sichere, gute und einkommensstarke Arbeitsplätze. Überhaupt gibt es rund um Ernsgaden jede Menge Beschäftigungsmöglichkeiten, nicht nur bei Airbus und der Wehrtechnischen Dienststelle der Bundeswehr, sondern natürlich auch bei der Automarke mit den vier Ringen und deren Zulieferern sowie bei Media Saturn, um nur ein paar Beispiele zu nennen, oder bei Bayernoil in Vohburg oder bei der Industrie in Münchsmünster. Von Ernsgaden aus gesehen gibt es im Umkreis von 20 Kilometern 60 000 Arbeitsplätze. Und studieren kann man in Ingolstadt natürlich auch – direkt vor der Haustüre!

Mit Verkehrswegen ist man hier bestens erschlossen. Nicht nur aus der Luft, wie erwähnt, über die IMA, die zivile Mitbenutzung des Flugplatzes Manching, deren Abfertigungsgebäude auf Ernsgadener Gemeindegebiet liegt, sondern auch über die Bundesstraße 16, die Staatsstraße 2232, die Kreisstraßen PAF 14 und 17 sowie die Bahnlinie Ingolstadt – Regensburg, auf der der private Bahndienstleister „agilis“ mehr oder weniger einen Stundentakt betreibt. Vor allem in Richtung Ingolstadt ist die Verbindung sehr angenehm. In acht Minuten ist der Ernsgadener mit dem Zug in Ingolstadt-Hauptbahnhof und in 15 Minuten am Rathausplatz. Unsere kleine S-Bahn – was will man mehr!

Was fällt dem Berichterstatter sonst noch ein: ein kleines Volksfest, den Laurenzimarkt, gibt es auch in Ernsgaden, mit dem wohl größten und schönsten Oldtimertreffen der ganzen Region (immer am ersten Sonntag im August), einen Künstlermarkt in der Alten Schmiede mit Kunsthandwerklichem und Künstlerischem – und das Maibaum-Aufstellen, Ehrensache für die Schützen und die Feuerwehr.  

Und was noch? Denkmäler sind selbstverständlich, wenn auch in geringer Zahl, vorhanden: Die neuromanische Pfarrkirche aus dem Jahr 1888, der Pfarrhof in der Ortsmitte (noch älter aus dem Jahr 1730) und der Jägerwirt, in dem ganz früher mal die Schule untergebracht war. Eine sehr hohe Wirtshausdichte mit einem Verhältnis von 1:520, also ein Wirtshaus auf 520 Einwohner. Das Gasthaus Schleibinger, den "Schropp Max", den Landgasthof Riedmeier, das Sportheim und das Reiterstüberl. Fünf Gastwirtschaften zählen wir in der Gemeinde, jetzt kam sogar noch in der Ortsmitte eine „Eis-Taverne“ dazu, in der man nicht nur leckeres Eis in einer superfrischen Waffel genießen, sondern auch ein Weißbier zischen kann. Radler und Wanderer machen hier neuerdings gerne Halt – unser neuester Treffpunkt, sozusagen die letzte Errungenschaft.

  

Wenn Sie Ernsgaden entdecken möchten, sind Sie herzlich eingeladen, die Gemeinde selbst zu erleben. Melden Sie sich einfach (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), dann bekommen Sie eine persönliche Führung und die besten Tipps für einen  vorübergehenden oder dauerhaften Aufenthalt in der Gemeinde – will sagen: Wo man günstig schläft und isst, wo man die stillen Wanderwege entdeckt, wo man dem Krötenkozert lauscht und wo man ein Baugrundstück findet. Man sieht sich! 

Bürgermeister Karl Huber. 

* Dieser Beitrag ist der zweite Teil der neuen Serie auf paffenhofen-today.de. Wir haben die 19 Bürgermeister im Landkreis Pfaffenhofen gebeten, ihre Heimat-Gemeinde vorzustellen. Dabei haben die Rathauschefs freie Hand, die einzige Vorgabe lautet: Es soll ein persönlicher Blick auf ihre Heimat sein, kein Tätigkeitsbericht und keine Aufzählung politischer Themen. 

Bisher erschienen:

Meine Gemeinde: Jetzendorf, klein und unbeugsam


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