Betriebsrat bekräftigt Forderung nach Neustart. Man müsse "wieder ein Unternehmen werden, das verstärkt von Ideen, Visionen, Kreativität und einer Anpack-Mentalität geführt wird".
(ty) Der Audi-Betriebsrat sieht offenkundig weiterhin gehörigen Handlungsbedarf beim Autobauer: Bei der dritten Betriebs-Versammlung in diesem Jahr hat Jörg Schlagbauer – Vorsitzender der IG-Metall-Vertrauenskörperleitung und stellvertretender Betriebsrats-Vorsitzender – in Ingolstadt die Forderung der Arbeitnehmer-Vertretung nach einem Neustart deutlich bekräftigt. Audi müsse jetzt handeln. Gerade bei der Unternehmenskultur sieht der Betriebsrat weiterhin Veränderungsbedarf.
"Die letzten Jahre waren nicht einfach für uns Audianer", betonte Schlagbauer gleich zu Beginn seiner Rede vor den Mitarbeitern. Deshalb sei es umso wichtiger, dem Veränderungs-Prozess nun mehr Schub zu verleihen. Er appellierte an die Beschäftigten: "Habt den Mut, für eure Überzeugungen zu kämpfen." Und: "Beteiligt euch, denn gemeinsam können wir den Wandel schaffen."
Nach seiner Einschätzung muss sich das Unternehmen fit für die Zukunft machen. "Audi muss wieder ein Unternehmen werden, das verstärkt von Ideen, Visionen, Kreativität und einer Anpack-Mentalität geführt wird", so Schlagbauer. Dazu benötigten die Audianer Freiheit, mehr Selbstverantwortung und Kollegialität. Zudem braucht Audi nach Auffassung des Betriebsrats eine Weiterentwicklung der Personal-Strategie.
"Den Audianern an Bord müssen mehr Möglichkeiten geboten werden, sich weiterzuentwickeln und ihre Fähigkeiten einzusetzen – nur dann können wir die Transformation erfolgreich meistern", forderte Schlagbauer. "Dazu müssen wir auch endlich mit dem Bereichs-Denken aufhören", so Schlagbauer weiter. Werte wie Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz hätten dabei Priorität für den Betriebsrat. Schlagbauers Resümee lautete: "Wir müssen das Audi-Gen wieder neu beleben."
Darüber hinaus hatte der Betriebsrat einen Meilenstein für die Beschäftigten zu verkünden: Die betriebliche Umsetzung der im Februar verhandelten IG-Metall-Tarifverträge "Verkürzte Vollzeit" und "Tarifliches Zusatzgeld" steht demnach fest. "Die innovativen Tarifverträge der IG Metall bieten uns eine hervorragende Grundlage, um die Arbeitszeit-Souveränität und -Flexibilität der Mitarbeiter bei Audi noch besser in Einklang zu bringen", befand Schlagbauer. "Ein erster Schritt mit erheblichen Verbesserungen ist uns bei den schwierigen Gesprächen zur Umsetzung bei Audi jetzt gelungen."
Ein realistisches Bild der aktuellen Unternehmens-Situation zeichnete Peter Kössler, Vorstand für Produktion und Logistik. Der neue EU-Abgasprüfzyklus WLTP und so viele Anläufe wie nie zuvor stellten Audi aktuell vor große Herausforderungen, sagte er. "Dennoch kann unsere Mannschaft zuversichtlich in die Zukunft blicken: Unser vollelektrischer E-tron feierte vor einer Woche Weltpremiere." Er sei "ein großer Schritt in die Zukunft unserer Mobilität", so Kössler. Er betonte zudem, wie wichtig ihm ein transparentes und wertschätzendes Miteinander sowie eine offene Fehlerkultur seien. "Bei Audi zählt der Beitrag eines jeden Einzelnen", versicherte er.
Insgesamt vier Mal im Jahr finden bei Audi Betriebs-Versammlungen statt, sie sind fester Bestandteil der jährlichen Terminplanung. Die Versammlungen dienen der umfassenden Information der Beschäftigten über die Tätigkeit des Betriebsrats und geben der Belegschaft Aufschluss über die Situation des Unternehmens.