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Azubi aus Pfaffenhofen hat es in die deutsche Nationalmannschaft geschafft. Der Schlachtruf ertönt nächstes Jahr in Sacramento.

Von Alfred Raths

Der Schlachtruf ertönt nächstes Jahr im kalifornischen Sacramento. Irgendwo auf der Welt trifft sich alle zwei Jahre die Elite der Metzger zur "World Butchers' Challenge". Mit dabei sein wird nächstes Mal auch der 17-jährige Thomas Schranz aus Pfaffenhofen. Der Azubi, der beim renommierten Krammer-Metzger sein Handwerk erlernt, hat es sozusagen in die deutsche Nationalmannschaft der Metzger geschafft. 

Handwerkliche Fähigkeiten, aber auch Kreativität und Teamwork rund ums Fleisch sind bei der "World Butchers' Challenge" gefragt. Die Mannschaften haben dabei exakt drei Stunden und 15 Minuten Zeit, um jeweils ein halbes Rind und Schwein sowie ein ganzes Lamm und fünf Hähnchen kunstvoll zu veredeln. Der Verein "Fleisch-Sommelier Deutschland" stellt für die Bundesrepublik das "Butcher-Wolf-Pack"-Team zusammen. Qualifiziert hat sich in der Kategorie "Auszubildende" der 17-jährige Thomas Schranz, der bei der Pfaffenhofener Krammer-Metzgerei gerade im zweiten Lehrjahr steht.

"Ich will das deutsche Metzger-Handwerk würdig und so gut wie möglich vertreten – aber auch den Leuten zeigen, dass wir nicht den ganzen Tag im Blut planschen, wie mache vielleicht meinen", antwortet der junge Mann im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Frage nach seiner Motivation. Auf die beste Platzierung komme es ihm dabei gar nicht an. 

Seine Bewerbung um die Teilnahme an dem Wettbewerb war übrigens etwas holprig. Nachdem den jungen Mann plötzlich der Mut verlassen hatte, habe er die Bewerbung erst zurückgezogen. Dann aber konnte ihn seine Tante Christine Regler-Krammer – Catering-Chefin bei der Krammer-Metzgerei – doch noch zur Teilnahme an der Vorauswahl überreden; sie meldete ihn kurzerhand wieder an.

"Wir haben für das Casting ein Konzept-Papier geschrieben und fünf Hähnchen-Produkte mit sehr viel Lokalkolorit kreiert. Darunter fliegende Holledauer mit Hopfenschokolade und Biermarinade oder weiß-blaue Brezn-Brüste", erzählt sie lachend und ergänzt: "Dann haben wir auch praktisch geübt, in der Familie verkostet, ein bisschen optimiert – und schließlich für gut befunden."

Ludwig Krammer (von links), Christine Regler-Krammer, Thomas Schranz und Martin Krammer.

In der vergangenen Woche stellten sich dann – nach einer Vorauswahl unter zahlreichen Bewerbern – insgesamt 30 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet in der Augsburger Fleischerschule, dem verbandseigenen Bildungs-Zentrum des Fleischer-Handwerks, der Qualifizierungs-Aufgabe in der Kategorie "Auszubildende". Thomas Schranz setzte sich dabei zusammen mit weiteren sieben Teilnehmern durch. Darunter ist auch ein Mädchen aus Nürnberg.

"Ich freue mich wahnsinnig, mit dabei zu sein. Diese Chance ist einmalig", sagt der 17-Jährige. "Thomas hat damit die Chance seines Lebens, er lernt in kürzester Zeit unglaublich viel, muss aber auch unfassbar viel üben und an der Geschwindigkeit arbeiten", bekräftigt Christine Regler-Krammer, die hofft, dass er mindestens unter die Top-Drei kommt. 

Das Metzger-Image sei nicht das Beste, was sich aber durch so einen Wettbewerb ändern könne. "Ich finde, dass dieser Wettbewerb dazu beiträgt, das Berufsbild in neuem Licht erscheinen zu lassen. Besser kann man dieses Handwerk nicht repräsentierten", sagt Regler-Krammer. Andere sollten sich motiviert fühlen: "Wir suchen noch bis zu zwei Azubis in diesem Jahr."

Thomas' Vater, der Pfaffenhofener Unternehmer und CSU-Stadtrat Florian Schanz, findet zusammen mit seiner Frau Heidi den Erfolg seines Sohnes super. "Mehr kann man sich nicht wünschen, als dass sich so eine Möglichkeit für seine Kinder eröffnet", sagt er – und verrät: Seit Kindergartenzeiten habe Thomas schon Metzger werden wollen.

"Der Krammer-Metzger ist mein Schwiegervater und deshalb war Thomas schon von Kindesbeinen an im Betrieb mit dabei", berichtet der stolze Vater. Die Eltern haben ihrem Sohn freie Hand bei der Berufswahl gelassen. "Wir freuen uns, wenn jemand noch was fürs Handwerk übrig hat", sagt Florian Schranz. "Das Metzger-Handwerk ist wichtig, jeder möchte doch gutes Fleisch und Wurst haben."

Thomas' Opa Ludwig Krammer, sein Onkel Martin Krammer und Tante Christine Regler-Krammer fungieren nun in den kommenden Monaten auch als Trainer im heimischen Metzgerei-Betrieb. "Wir müssen noch bis zum Wettkampf trainieren und dazulernen", berichten sie. Geübt werde zunächst in Augsburg, Nürnberg oder Landsberg am Lech mit so genannten Team-Kapitänen in deren Metzgereien beziehungsweise an der Fleischerschule bis zu zwei Mal im Monat.

Thomas Schranz wird als Mitglied der deutschen Metzger-Nationalmannschaft kommendes Jahr Berufskollegen aus 15 Nationen, darunter Titelverteidiger Irland, kennenlernen und sich mit ihnen austauschen – aber natürlich auch gegen sie antreten. Einen Schlachtruf gebe es bereits, sagt er: "Für unser ehrbares Handwerk – der Metzger."


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