Mutmaßlicher Enkeltrick-Betrüger wollte ein Ehepaar um dessen Geld bringen, jetzt sitzt er in U-Haft. Aktuell zahlreiche Fälle, Polizei warnt erneut.
(ty) In Ingolstadt ist gestern ein mutmaßlicher Enkeltrick-Betrüger gefasst worden. Der 36-jährige Pole sitzt inzwischen in U-Haft. Wie heute gemeldet wird, hatte es der Mann offenbar auf das Vermögen eines Ehepaars aus Abensberg abgesehen. Die potenziellen Opfer durchschauten die Masche und informierten die Polizei. Niederbayerische Kriminalbeamte schnappten den 36-Jährigen dann mit Unterstützung ihrer oberbayerischen Kollegen sowie dank der Hilfe eines Kurier-Fahrers vor einem Ingolstädter Hotel. Die Polizei warnt einmal mehr vor betrügerischen Anrufern und gibt Verhaltens-Hinweise. In den vergangenen Tagen wurden bei der Kripo zahlreiche Fälle bekannt.
Zur aktuellen Festnahme wird folgendes berichtet: Ein Ehepaar aus dem Gemeinde-Bereich von Abensberg verständigte gestern kurz nach Mittag die Einsatz-Zentrale des niederbayerischen Polizeipräsidiums. Kurz nach 12 Uhr hatte das Ehepaar demnach mehrere Anrufe ihres vermeintlichen Enkels erhalten. Dieser habe darum gebeten, schnellstmöglich für einen Immobilienkauf mehrere zehntausend Euro zu benötigen. "Erfreulicherweise ließ sich das Ehepaar von dem Anrufer nicht täuschen und vereinbarte zum Anschein ein Treffen mit ihrem angeblichen Enkel", so ein Polizei-Sprecher.
Während der 56-jährige Ehemann den Anrufer in der Leitung gehalten habe, kontaktierte die 54-jährige Ehefrau über ihr Mobiltelefon die Polizei. In der Zwischenzeit seien unter Einsatzleitung der niederbayerischen Kripo und durch die schnelle Zusammenführung von Polizeikräften entsprechende Überwachungs-Maßnahmen in die Wege geleitet worden, die schließlich kurz nach 14 Uhr zunächst zur Festnahme des Geld-Abholers führten: Den Angaben zufolge handelt es sich um einen 45-Jährigen aus Ingolstadt.
"Kurioserweise ging der Ingolstädter lediglich seiner beruflichen Tätigkeit als Kurierdienst-Fahrer nach", berichtet ein Polizei-Sprecher. "Wie sich herausstellte, sollte er ein Paket mit dem Bargeld nach vorherigem Auftrag von dem Ehepaar in Abensberg abholen." Mit Hilfe dieses Kurier-Fahrers sei es allerdings den Ermittlern kurze Zeit später gelungen, den tatsächlichen Empfänger des Bargelds – ein 36-jähriger Pole – vor einem Ingolstädter Hotel festzunehmen.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Regensburg sei mittlerweile Haftbefehl gegen den Polen ergangen – wegen des dringenden Tatverdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Der 36-Jährige wurde nach seiner Vorführung beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Regensburg in eine Justizvollzugsanstalt (JVA) eingeliefert.
Aktuell zahlreiche Fälle
In den vergangenen Tagen kam es laut heutiger Mitteilung auch im Zuständigkeits-Bereich der Ingolstädter Kripo zu mehreren Betrugs-Versuchen. Berichtet wird sowohl von der Enkeltrick-Masche als auch von Kriminellen, die sich als Polizeibeamte ausgaben. "Glücklicherweise erkannten alle rund 25 Betroffenen die Betrugs-Absicht, sodass es zu keinen Vermögensschäden kam", heißt es aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord.
Am Dienstag und Mittwoch versuchten Trickbetrüger im Raum Ingolstadt mit der Masche des so genannten falschen Polizeibeamten in mindestens zehn Fällen, an das Geld ihrer Opfer zu gelangen. Das Vorgehen der Betrüger läuft dabei nach ähnlichen Mustern ab. In den meisten Fällen meldet sich ein angeblicher Polizeibeamter und gibt an, Einbrecher festgenommen zu haben, um ins Gespräch mit den Opfern zu kommen. Zusätzlich wird oft eine Rufnummer für einen Rückruf angegeben, die jedoch immer manipuliert ist und über die man wieder bei den Betrügern landet.
Im Laufe des gestrigen Tages seien insgesamt 14 Senioren in Ingolstadt, im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sowie in Vohburg von so genannten Enkeltrick-Betrügern angerufen worden. Die Masche war hierbei immer ähnlich. Die unbekannten Anrufer gaben sich als Verwandte – zum Beispiel Nichte, Neffe, Enkel – aus, mit der Bitte um finanzielle Unterstützung in einer gerade dringenden Angelegenheit, wie etwa einem Immobilienkauf.
"Es ist davon auszugehen", heißt es von der Polizei, "dass die Betrüger auch weiterhin aktiv sein werden". Die Bevölkerung wird deshalb einmal mehr zur Wachsamkeit aufgerufen.
Außerdem gibt die Polizei folgende Ratschläge:
- Seien Sie misstrauisch bei derartigen Anrufen!
- Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen mit anderen Familienangehörigen oder Bekannten Rücksprache!
- Gehen Sie nicht auf Forderungen zur Überweisung oder Übergabe von Geldbeträgen ein!
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen!
- Beenden sie im Zweifelsfall das Gespräch schnellstmöglich, ohne persönliche Daten beziehungsweise Informationen über vorhandene Wertgegenstände oder Bargeld preiszugeben!
- Die echte Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen!
- Rufen Sie im Zweifelsfall die Polizei unter einer dem Telefonbuch entnommenen! Telefonnummer an, in eiligen Fällen auch unter der Notrufnummer 110 – benutzen sie dabei aber nicht die Rückruf-Taste, sonst landen Sie möglicherweise wieder bei den Betrügern!
- Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in Ihre Wohnung!
- Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit: Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen, zum Beispiel Polizisten, den Dienstausweis!
- Sprechen Sie auch mit ihren Angehörigen über das Phänomen und warnen Sie sie vor dem Vorgehen der Täter!