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Zahlen und Fakten vom Deutschen Wetterdienst und Fotos aus der Hallertau von Ludwig Schrätzenstaller.

(ty) Der Winter 2020/21 war in Deutschland bei durchschnittlichem Niederschlag und einem deutlichen Sonnenschein-Plus wieder zu warm. Das Klima-Archiv des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt: Es war hierzulande der zehnte zu warme Winter in Folge. Zahlreiche Sturmtiefs, die über Nordeuropa ostwärts zogen, brachten im Dezember und Januar sehr feuchte, oft nasskalte Luftmassen. Das führte im Dezember vor allem in den Alpen, ab Januar häufig auch in den Mittelgebirgen, zu herrlichem Winterwetter.

Anfang Februar stellten sich den nordeuropäischen Sturmtiefs Hochdruckgebiete in den Weg. Über Mitteleuropa bildete sich eine Luftmassen-grenze, die kalte Luft aus dem Norden von milder im Süden trennte und nur langsam südwärts vorankam. An ihrem Übergangs-Bereich traten ungewöhnlich starke Schneefälle mit gebietsweise enormen Schnee-Verwehungen auf. Klare Nächte führten dort zu sehr strengen Frösten. Ab Mitte Februar gab es landesweit schon frühlingshafte Temperaturen. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Mess-Stationen.

Mit 1,8 Grad Celsius lag der Temperatur-Durchschnitt im Winter 2020/21 um 1,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenz-Periode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichs-Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung immer noch plus 0,4 Grad. Im Dezember und Januar wechselten sehr milde und nasskalte Witterungs-Abschnitte häufig einander ab. Von Anfang bis Mitte Februar gelangte vor allem der Norden, später auch das gesamte Land in den Einfluss-Bereich skandinavischer Hochdruck-Gebiete, die es vorübergehend unter eisiger Kälte erstarren ließen.

Gebietsweise trat sehr strenger Frost von unter minus 20 Grad auf. Mühlhausen-Görmar, nordwestlich von Erfurt, registrierte am 10. Februar mit minus 26,7 Grad den tiefsten Wert des Winters. Zwei Wochen später schnellten die Temperaturen allerdings deutlich in die Höhe und erreichten das andere Extrem. Am höchsten kletterte das Quecksilber am 25. Februar in Ohlsbach bei Offenburg auf außergewöhnliche 22,0 Grad. In Deutschland stieg das Thermometer an sechs Tagen in Folge auf über 20 Grad. Seit Messbeginn im Jahre 1881 hatte es dies laut DWD-Angaben in einem Winter maximal nur drei Tage am Stück gegeben, wie zuletzt vom 26. Februar bis 28. Februar 2019.

Der Winter 2020/21 erreichte mit knapp 180 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fast genau seinen Klimawert (1961-1990) von 181 l/m². Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 gab es ein Defizit von knapp zehn Litern auf den Quadratmeter. "Bereits gefallene Schneemengen in den Alpen und später auch den Mittelgebirgen führten Ende Januar mit einsetzendem Tauwetter und kräftigen Regenfällen im Westen und Süden zu großem Hochwasser", fasst der Deutsche Wetterdienst zusammen.

Am 28. Januar fiel in Bernau-Goldbach im Südschwarzwald mit 87,4 l/m² die größte Tagesmenge an Niederschlag. Im Schwarzwald wurde auch mit lokal um die 585 Liter auf den Quadratmeter die deutschlandweit größte Gesamtsumme gemessen. In Teilen von Sachsen, Thüringen und Brandenburg blieb es im ganzen Winter dagegen bei kaum 50 l/m². An einer Luftmassengrenze fielen am 7. und 8. Februar vom Münsterland bis nach Thüringen verbreitet große Schneemengen, die durch den Ostwind gebietsweise zu enormen Schneeverwehungen führten.

 

Mit mehr als 175 Stunden überschritt die Sonnenschein-Dauer im zu Ende gehenden Winter 2020/21 ihr Soll von 153 Stunden (Periode 1961 bis 1990) deutlich. Im Vergleich zur Periode von 1991 bis 2020 lag sie geringfügig über dem Klimawert von 170 Stunden, meldet der Deutsche Wetterdienst. Am meisten zeigte sich die Sonne laut DWD am Alpenrand mit bis zu 285 Stunden, am wenigsten im äußersten Norden, dem Taunus sowie dem Sauerland mit teils weniger als 125 Stunden.

Bayern präsentierte sich im Winter mit durchschnittlich knapp 0,8 Grad als die kälteste Region Deutschlands. Die Niederschlag-Summe lag bei rund 165 l/m². Der Freistaat war mit gut 200 Stunden das sonnenscheinreichste Bundesland. Am Morgen des 13. Februar meldete Bad Königshofen, nordöstlich von Schweinfurt, eisige minus 22,9 Grad. Mitte Januar türmte sich die Schneedecke im Allgäu und den Chiemgauer Alpen örtlich bis zu 100 Zentimeter hoch. "Hier schien die Sonne im Winter 2020/21 mit bis zu 285 Stunden bundesweit am meisten", so der DWD.

Klosterweiher bei Scheyern im Kreis Pfaffenhofen.


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