Unter anderem geht es um die rasche Erkennung von Besorgnis erregenden Virus-Varianten und weitere Standorte für Abwasser-Monitoring.
(ty) Der bayerische Gesundheits-Minister Klaus Holetschek will das Corona-Frühwarn-System für den Herbst und Winter weiter ausbauen. Er besuchte am heutigen Freitag die "Bay-VOC"-Zentrale am Gen-Zentrum an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. "Wir müssen zum Schutz der Menschen vor einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst und Winter die virologische Überwachung deutlich ausbauen", so Holetschek. "Ein breit aufgestelltes Frühwarn-System ermöglicht uns, die Entwicklung des Infektions-Geschehens noch besser zu prognostizieren und vor allem auch die Ausbreitung Besorgnis erregender Virus-Varianten noch schneller zu erkennen."
"Bay-VOC" ist ein bayerisches Netzwerk, in dem die Expertise der gesamten bayerischen Universitäts-Medizin sowie des öffentlichen Gesundheits-Dienstes zur Früherkennung Besorgnis erregender Virus-Varianten ("Variants of Concern", VOC) gebündelt werden soll. "Mit dem Netzwerk konnte das Auftreten der Delta-Variante im April 2021 und der Omikron-Variante im November 2021 frühzeitig erkannt werden", fasst Minister Holetschek zusammen. Der Ausbau des Corona-Frühwarn-Systems gilt auch als Teil des so genannten Fünf-Punkte-Plans der bayerischen Staatsregierung für den Corona-Herbst.
"Wir setzen bei der Überwachung der Virus-Varianten in Bayern auf drei Säulen", erklärt Holetschek. "Wir bauen das Verbund-Projekt Bay-VOC der bayerischen Universitäts-Medizin und des öffentlichen Gesundheits-Diensts zur Sequenzierung von Sars-CoV-2-Varianten aus. Wir erweitern das Netz ausgewählter Arzt-Praxen, die die Verbreitung von Atemwegs-Infektionen beobachten – so genannter Sentinel-Praxen. Und: Wir erweitern das Abwasser-Monitoring um weitere Standorte." Mit diesen drei Modulen, so Holetschek, "haben wir ein breit aufgestelltes System, um die Dynamik des Infektions-Geschehens frühzeitig zu erkennen".
Die Daten-Basis von "Bay-VOC" soll nach Angaben des bayerischen Gesundheits-Ministeriums in Zukunft deutlich erweitert werden: DasVerbund-Projekt solle dabei mit den Sentinel-Praxen und dem Abwasser-Monitoring verzahnt und alle Daten sollen auf der Plattform von "Bay-VOC" gebündelt werden. Zudem sollen, so heißt es weiter, in Zukunft auch die Daten der Großlabore in "Bay-VOC" einfließen.
Abwasser-Untersuchungen sind nach den Worten von Holetschek ein wichtiges Frühwarn-System. "Sie sind eine ideale Ergänzung, um die Dynamik der Pandemie frühzeitig zu erkennen." Derzeit werden laut heutiger Mitteilung des Ministeriums in Bayern an zehn Standorten Projekte zum Abwasser-Monitoring durchgeführt: in München, Ebersberg, Altötting, Weiden, Hof, Schweinfurt, Würzburg, im Berchtesgadener Land sowie in der Stadt und im Landkreis Augsburg.
"Im Freistaat läuft mit dem im April 2020 in München begonnenen Abwasser-Monitoring-Projekt eine der ersten und längsten Untersuchungen in ganz Deutschland – und sogar weltweit", betont Holetschek. "Neu ist, dass wir die Daten nun auf der Plattform in Bay‑VOC integrieren wollen." Zudem solle die Abwasser-Untersuchung auf weitere Standorte ausgeweitet werden, um eine ausgewogene regionale Verteilung zu erreichen.
Professor Oliver T. Keppler, Vorstand des Max-von-Pettenkofer-Instituts an der LMU und Sprecher des "Bay-VOC"-Verbund-Projekts, ergänzte: "Weiterhin soll auch die Überwachung für Influenza-Viren intensiviert werden, da wir für diesen Erreger auch ein erhöhtes Infektions-Geschehen im kommenden Herbst erwarten." Die etablierten Strukturen können seinen Worten zufolge in Zukunft für eine Vielzahl von Infektions-Erregern ein mehrschichtiges Frühwarn-System ermöglichen und so spezifische Risiko-Bewertungen für die Gesundheit der Bevölkerung unterstützen.
Auch die Sentinel-Praxen tragen laut bayerischem Gesundheits-Ministerium dazu bei, wichtige Eckdaten über akute Atemwegs-Erkrankungen und die Verbreitung von Atemwegs-Infektionen zu erfassen. "Die teilnehmenden Praxen entnehmen von den Patientinnen und Patienten, die Symptome für akute Atemwegs-Infekte haben, Abstriche aus dem Nasen-Rachenraum", erklärt Holetschek. "Wir wollen die Zahl der bayernweit teilnehmenden Praxen von 80 auf etwa 150 erhöhen und auch die Anzahl der Proben-Einsendungen soll gesteigert werden." Auch diese Daten sollen in Zukunft in die Daten-Plattform von "Bay-VOC" einfließen.