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Für 2022 betrug der Fehlbetrag wohl um die 13 Millionen Euro. Er läge damit in derselben Größenordnung wie der der Ilmtalklinik-GmbH.

(ty) Das Klinikum von Ingolstadt geht laut heutiger Mitteilung davon aus, dass für das vergangene Jahr ein Defizit in Höhe von 13 Millionen Euro zu Buche steht. Für das laufende Jahr werde mit einem Fehlbetrag in Höhe von 20 Millionen Euro gerechnet. Bis ins Corona-Jahr 2020 habe das Klinikum schwarze Zahlen geschrieben, in den Jahren zuvor zumeist schwarze Zahlen. Mit den Ursachen der jüngsten Entwicklung sowie der weiteren Entwicklung habe sich am gestrigen Dienstag der Aufsichtsrat des Klinikums beschäftigt. Zum Vergleich: Für die Ilmtaklinik-GmbH mit ihrem beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg wird nach neuestem Stand, verkündet am Montag im Pfaffenhofener Kreistag, für das vergangene Jahr mit dem operativen Fehlbetrag in Höhe von knapp 11,9 Millionen Euro gerechnet: Das wäre fast 1,3 Millionen Euro schlechter als im Wirtschaftsplan vorgesehen, aber gut 0,5 Millionen Euro besser als zuletzt prognostiziert.

Zurück zum Klinikum von Ingolstadt. "Aktuell sieht der Wirtschaftsplan ein Defizit von 20 Millionen Euro für das Jahr 2023 vor", erklärt Oberbürgermeister Christian Scharpf als Vorsitzender des Klinikum-Aufsichtsrats und warnt: "Wenn sich die gesetzlichen Vorgaben nicht verbessern und sich eine weitere Verschlechterung der Einflussgrößen ergibt, wäre auch ein weit höheres negatives Jahresergebnis denkbar." Und da sei Ingolstadt kein Einzelfall. "Der Druck auf kommunale Krankenhäuser in Bayern und Deutschland nimmt insgesamt dramatisch zu", so der OB.  Der deutsche und bayerische Städtetag weise seit Längerem energisch auf die finanzielle Schieflage hin.

"Trotz aller Anstrengungen der Beschäftigten sowie der Krankenhaus-Llitungen, insbesondere in der Zeit der Corona-Pandemie, können die Krankenhäuser aufgrund der unzureichenden Finanzierung der stationären Gesundheits-Versorgung kaum noch ihre Kosten refinanzieren", weiß Scharpf. "Als Folge müssen viele Städte als Träger zunehmend ihre Krankenhäuser stützen." Die Landkreis Pfaffenhofen und Kelheim blättern als Gesellschafter der Ilmtalklinik-GmbH bekanntlich zusammen schon seit etlichen Jahren stattliche Millionen-Beträge hin, um das jährliche Defizit aus dem laufenden Betrieb der Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg zu decken.

Der Ingolstädter Oberbürgermeister fasst seinen Appell in deutliche Worte: "Der Reform-Bedarf des bisherigen Systems ist hoch, die Zeit drängt!" Erforderlich ist seiner Ansicht nach in der jetzigen Situation erstens "eine kurzfristige Sicherstellung der Liquidität der bedrohten Krankenhäuser durch den Gesetzgeber". Die hierfür vom Bund angekündigten sechs Milliarden Euro müssten nun schnell und unbürokratisch kommen.

Zweitens brauche es vor allem eine umfassende Reform der Krankenhaus-Finanzierung. Hier gebe es sehr hohe Erwartungen an die Bund-Länder-Gespräche hinsichtlich einer gesetzlichen Krankenhaus-Reform zur Mitte des Jahres. Und drittens, so Scharpf: Die regionale Krankenhaus-Planung müsse der Freistaat aktiv in die Hand nehmen und ein Gesamt-Konzept für die Krankenhaus-Struktur in Bayern entwickeln. "Die Träger in den Städten und Landkreisen dürfen mit dieser Aufgabe nicht alleine gelassen werden."

"Die Vergütung der Krankenhäuser erfolgt über gesetzliche Vorgaben und kann nicht individuell angepasst werden", stellt das Klinikum in einer aktuellen Presse-Mitteilung klar. "Die Fallpauschalen reichen kaum noch aus, um die seit 2022 stark gestiegenen Kosten auszugleichen", sagt Jochen Bocklet, der als Klinikum-Geschäftsführer zuständig ist für Finanzen und Infrastruktur, Personal und das Berufsbildungs-Zentrum. "Das betrifft Ausgaben für relevante Bereiche wie Personal, Energie, Medikamente, Lebensmittel und Technik." Zusätzlich seien in Folge der Corona-Pandemie durch verschiedene Einfluss-Faktoren die Fallzahlen in den Krankenhäusern gesunken – damit öffne sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben.

"Aufgrund vieler Unwägbarkeiten können noch keine belastbaren Angaben für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr gemacht werden", so Bocklet. "Wir planen derzeit mit einem Defizit von 20 Millionen Euro." Neben dieser Finanzplanung wurden laut heutiger Mitteilung "alternative Entwicklung-Szenarien im vergangenen Jahr entworfen, die weitere externe Einfluss-Faktoren wie den Fortgang der Corona-Pandemie berücksichtigt haben". Das Worst-Case-Szenario gehe von "gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie im Klinik-Alltag" aus – "zumindest danach sieht es derzeit aber nicht mehr aus".

Hoch sei in den Krankenhäusern der Anteil an fixen Kosten, die unabhängig von der tatsächlichen Nutzung anfielen. "Allein die Personal-Kosten betragen im bundesweiten Schnitt 66 Prozent der Gesamtkosten (Stand 2019)", heißt es weiter. Das Klinikum Ingolstadt halte in vielen Bereichen – wie in der Notfall-Klinik, in den Intensiv-Stationen, im Zentral-OP und in den spezialisierten Einheiten für Schlaganfälle und für Herzinfarkte – rund um die Uhr lebenswichtige Versorgungs-Strukturen vor.

"Vorgaben des Gesetzgebers beeinflussen zusätzlich die wirtschaftliche Entwicklung", heißt es aus Ingolstadt. "Große Anteile der medizinischen Versorgung sollen aus dem stationären in den ambulanten Bereich verlagert werden." Andreas Tiete, ärztlicher Direktor und als zweiter Klinikum-Geschäftsführer zuständig für die Bereich Medizin, Pflege und Informations-Technologie, sagt: "Dieser im Prinzip richtige Ansatz muss jedoch mit Augenmaß und adäquater Finanzierung dieser Leistungen hinterlegt sein." Die Krankenhäuser benötigten Zeit, um sich auf diese neuen Anforderungen baulich und personell einstellen zu können. "Erfolgt diese Leistungs-Verlagerung ohne adäquate Übergangsphase, drohen den Krankenhäusern weitere Erlösverluste."

Verschiedene Maßnahmen sollen nach aktuellen Angaben im Lauf des Jahres die Leistungsfähigkeit des Klinikums von Ingolstadt erhöhen. Auf dem Dach seien zwei Modul-Stationen mit insgesamt 40 Betten geplant, um die Kapazitäten für die stationäre Versorgung auszubauen. Außerdem plane man für dieses Jahr die Inbetriebnahme eines zusätzlichen OP-Saals im Zentral-OP.

Das Klinikum von Ingolstadt verspricht als eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Bayern die Behandlung komplexer Krankheitsbilder in Wohnortnähe. Es fördere außerdem zum Beispiel anwendungsbezogene Forschung in den Bereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen. Über 3800 Mitarbeiter versorgen im Klinikum jährlich rund 100 000 Patienten in 21 Kliniken und Instituten. Zum Klinikum gehört auch eines der größten deutschen Zentren für psychische Gesundheit in einem Allgemein-Krankenhaus.

Bundesweit haben laut Krankenhaus-Barometer die Kliniken im Jahr 2021 insgesamt 6,8 Milliarden Euro investiert, nur 47 Prozent davon wurden öffentlich finanziert. "Zwar unterstützt Bayern im Vergleich mit anderen Bundesländern stärker – trotzdem sind die Fördermittel bei weitem nicht ausreichend", heißt es aus dem Klinikum von Ingolstadt. Es versucht nach eigenem Bekunden aus Mitteln für die Kranken-Versorgung die bestehende Lücke zu füllen und musste einen Drei-Tesla-Magnetresonanztomograph (MRT) über Kredit finanzieren, um eine umfassende und qualitativ hochwertige Gesundheits-Versorgung sicher zu stellen. "Geräte und Umbauten kosteten zirka 2,7 Millionen Euro", heißt es dazu aus Ingolstadt. Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Hirntumore, Demenz, Schlaganfall oder ein Prostata-Karzinom könnten damit schneller und genauer diagnostiziert und damit besser behandelt werden.


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