Birgit Rott und Wolfgang Hertlin sollen helfen, ein Nebeneinander von Mensch und Tier zu ermöglichen. Auch Umsiedlung von Ameisen-Völkern kann nötig sein.
(ty) Ab sofort sind so genannte Ameisen-Heger im Kreis Kelheim unterwegs: Landrat Martin Neumeyer (CSU) hat Birgit Rott und Wolfgang Hertlin offiziell eingesetzt. Auf einen öffentlichen Aufruf des Landkreises im Februar dieses Jahres hin hatten die beiden ihre Unterstützung angeboten. Um für ihre ehrenamtliche Tätigkeit gewappnet zu sein, habe Rott im April an einem dreitätigen Ausbildungs-Lehrgang des bayerischen Landesverbands der Ameisen-Schutzwarte teilgenommen und sich damit die Rechts- und Fachkenntnisse auf diesem Gebiet angeeignet. Hertlin sei bereits landkreis-übergreifend im Natur- und Artenschutz als Ehrenamtlicher aktiv; die Ausbildung zum Ameisen-Heger hatte er schon durchlaufen.
Zwar genießen laut Kelheimer Landratsamt alle Ameisen als wild lebende Tierarten einen so genannten Mindestschutz, die Gattung der Waldameisen jedoch, die sich insbesondere durch ihre Hügelbauten auszeichnet, unterliegt darüber hinaus dem "besonderen Schutzstatus". Gemäß Bundesnaturschutz-Gesetz sei es verboten, wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten sowie deren Fortpflanzungs- oder Ruhestätten (Nester) aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. "Jeder Eingriff in die Neststruktur ist strengstens untersagt", wird betont.
"Wenn die Ameisen allerdings an einem unpassenden Ort ihren Hügel bauen, kann es zu Konflikten mit dem Menschen kommen", weiß man bei der Landkreis-Behörde. Eingehende Anfragen von betroffenen Bürgern werden den Angaben zufolge von der Unteren Naturschutz-Behörde aufgenommen und an einen Ameisen-Heger weitergeleitet. Dieser nehme anschließend Kontakt mit der betroffenen Person auf und vereinbare einen Beratungs-Termin vor Ort. Ziel sei es, durch Aufklärung, Beratung und Information "ein Nebeneinander von Mensch und Tier" zu ermöglichen.
Sofern dies nicht möglich sei, weil das Belassen des Nestes an Ort und Stelle nicht zumutbar sei oder ein Bauvorhaben bevorstehe, nähmen Ameisen-Heger mit entsprechender Genehmigung fachgerechte Umsiedlungen von Ameisen-Völkern vor. Daneben gehören nach Angaben des Kelheimer Landratsamt auch die Hege, Pflege und Kontrolle der Bestände sowie deren Entwicklung zu den Aufgaben eines Ameisen-Hegers. Die Verantwortlichen bedanken sich jedenfalls schon mal bei den beiden neu bestellten Ameisen-Hegern für deren ehrenamtliches Engagement und die damit verbundene Unterstützung der Unteren Naturschutz-Behörde.
Bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben wird die Untere Naturschutz-Behörde im Bereich des Arten-Schutzes von ehrenamtlichen Beratern unterstützt. Neben den Arten-Gruppen Biber und Hornissen – für die bereits Berater-Netzwerke am Landratsamt von Kelheim bestehen – war die untere Naturschutz-Behörde Anfang des Jahres auf der Suche nach weiteren Freiwilligen, deren Interesse insbesondere dem Schutz der für das Öko-System Wald bedeutungsvollen Waldameisen dient.