Logo
Anzeige
Anzeige
zell

Der neue "Hopfenland Hallertau Tourismus e. V." löst die bisherigen drei Organisationen ab und soll Kräfte bündeln: Ein Anfang ist gemacht, doch vor allzu großen Erwartungen sollte man sich aber vorerst hüten

Von Tobias Zell

Wie so oft redet man von „Kräfte bündeln“ und „Synergie-Effekte nutzen“. Wie ernst man es wirklich meint beziehungsweise wie klein oder groß man im vorliegenden Fall denkt, das wird sich noch erweisen müssen. Ein Anfang ist aber gemacht. Der neue Verein „Hopfenland Hallertau Tourismus e.V.“ (kurz HHT) ist inzwischen im Vereinsregister eingetragen, seinen Sitz hat er in der Spitalstraße 7 in Pfaffenhofen. Die Gründung ist somit vollzogen. Aber vor überzogenen Erwartungen sollte man sich vorerst hüten.

Der Verein löst die bisherigen drei Organisationen ab – den „Tourismusverband Hallertau e.V.“, den „Tourismusverein Hopfenland Hallertau e.V.“ und die „Arbeitsgemeinschaft (Arge) Hopfenland Hallertau“. Es habe sich angeboten, die Kräfte zu bündeln, sagt der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), zugleich Vorsitzender des neuen Vereins. Man könnte auch sagen: Dieser Schritt war überfällig. Denn selbst führende Köpfe räumten ein, dass die drei Organisationen oft nebeneinander her oder mitunter sogar doppelt gearbeitet haben.

"Lediglich ein Jahr" hat's gedauert

Jetzt also ein neuer Verein, die drei bisherigen Institutionen werden aufgelöst. Der Prozess hin zur Entwicklung dieser neuen, einheitlichen Organisation dauerte „lediglich ein Jahr“, betont man. Nach zwei Strategie-Workshops mit den politisch und touristisch Verantwortlichen der drei Vorgänger-Organisationen wurde das gemeinsame Ziel formuliert, die drei Organisationsformen in einem neuen Verein zusammenzuführen, „um die Hallertau als Ausflugs- und Freizeitdestination zu stärken und den Tourismus in der Region zu fördern“. Eine wirklich bahnbrechende Erkenntnis ist das nicht, da hätte man freilich auch schon früher draufkommen können. Doch immerhin, jetzt ist etwas passiert. Und wer nur ungefähr weiß, wie langsam die Mühlen in den Gremien oft mahlen, der versteht, was gemeint ist, wenn nun hervorgehoben wird, dass es „lediglich ein Jahr“ gedauert hat.

Jedenfalls ist man jetzt sichtlich bemüht, die Vorzüge dieser Neuaufstellung zu preisen – was eigentlich gar nicht nötig ist, weil sie auf der Hand liegen. Und man stellt heraus, dass es trotz der Neugründung gelungen sei, „die touristischen Aktionen und Kernveranstaltungen der bisherigen Organisationen fortzuführen“, wie es Wolf formuliert. Er sieht den nahtlosen Übergang geglückt, „wir haben touristisch gesehen kein Jahr verloren“.

Selbstverständlichkeiten oder Erfolge?

Neben den kulinarischen Aktionen wie den „Hallertauer Spargelwochen“ oder den „Hallertauer Hopfen- und Bierwochen“, die fortgeführt wurden, erlebte kürzlich das Hallertauer Hopfakranzlfest in Hohenwart seine zehnte Auflage mit gut 5000 Besuchern. Bewährte Print- und Onlinemaßnahmen wie die Veranstaltungsbroschüre „Hopfenland Hallertau schmecken & entdecken“ gab es auch wieder. Das alles wird als Erfolg verkauft und man muss deshalb befürchten, dass die Ziele – zumindest vorerst – nicht allzu hoch gesteckt sind.

So ist man zum Beispiel auch stolz darauf, dass es gelungen ist, eine überarbeitete Auflage der Radkarte „Hallertauer Hopfentour“ herauszubringen. Diese kostenlose Karte stellt eine 170 Kilometer lange, landkreisübergreifende Rundtour vor, die an das Bayernnetz für Radler angebunden ist. Über fünf Querverbindungen kann die Rundtour individuell geändert oder gekürzt werden. Darüber hinaus enthält die Karte neben der genauen Streckenführung auch Infos zu fast 50 Sehenswürdigkeiten entlang der Route. Deshalb ist sie auch für Nichtradler recht nützlich. Eine gute Sache, ohne Frage. Aber dass man das beinahe wie einen Durchbruch feiert, offenbart, dass es in Sachen Tourismus in der Region noch viel zu tun gibt und dass man die Erwartungen wirklich nicht zu hoch ansetzen sollte.

Erst 35 Mitglieder

Doch man blickt entschlossen nach vorn. Was dringend nötig ist, denn der neue Verein zählt aktuell gerade einmal 35 Mitglieder, wie Geschäftsführerin Martina Mayer erklärte. Es ist also längst noch nicht gelungen, die Mitglieder der drei Vorgänger-Organisationen auch für den neuen Verein zu akquirieren. Das mag an der Trägheit der Entscheider liegen, das mag in fehlender Akquise begründet sein, vielleicht sogar in Skepsis – oder in einer Mischung aus alldem. Doch gerade die Mitglieder sind es, die dem Verein seine eigentliche Stärke verleihen – und ihm nicht zuletzt das nötige Budget liefern, um tätig werden zu können. Hier scheint Eile geboten.

Die Mitglieder-Werbung ist denn auch eine erklärte Schwerpunktaufgabe für die nähere Zukunft. Außerdem soll der Verein als neue touristische Organisation, als landkreisübergreifendes Kooperationsprojekt dargestellt werden, um so in den Genuss von Fördergeldern im Rahmen des EU-Programms „Leader“ zu kommen. Hubert Faltermeier (FW), der Vize-Chef des neuen Vereins, hat als Kelheimer Landrat schon ausgiebige, positive Erfahrungen mit „Leader“ gemacht und weiß: Mit bis zu 60 Prozent Fördermitteln sei hier zu rechnen. Das sagt er nicht zuletzt mit Blick auf die dringend notwendige personelle Aufrüstung des Vereins. Denn das Ehrenamt, das fraglos auch künftig unverzichtbar sein wird, in allen Ehren: Aber man werde auf dem hauptamtlichen Sektor etwas tun müssen, wenn man sich weiterentwickeln wolle, weiß auch Martin Wolf.

Überschaubares Budget

Überhaupt Geld: Das zur Verfügung stehende Jahres-Budget ist momentan überschaubar – vor allem im Hinblick auf das vergleichsweise große Gebiet der Hallertau und vor dem Hintergrund, dass sich hier ja praktisch auch vier Landkreise zusammengeschlossen haben: Pfaffenhofen, Kelheim, Landshut und Freising. Von den Kreisen fließen per anno 65 000 Euro, sagt Wolf – insgesamt, wohl bemerkt. Wilde Entschlossenheit sieht sicher anders aus.

Der zur Verfügung stehende Jahres-Etat wird aktuell in einer Größenordnung um die 115 000 Euro angesiedelt – da sind laut Geschäftsführerin Mayer die selbst erwirtschafteten Gelder schon inklusive. Mit selbst erwirtschaftet meint sie zum Beispiel Einnahmen aus Reklame in veröffentlichten Broschüren oder Ähnliches. 4500 Euro seien das heuer. Lobenswert zwar, ohne Zweifel. Aber die finanzielle Liga, in der man 115 000 Euro pro Jahr spielt, lässt realistisch betrachtet noch nicht auf große Spiele hoffen, um im Bild zu bleiben. „Wir wollen organisch wachsen“, erklärt Wolf. Der Etat müsse langsam angepasst werden. „Wir werden uns mit den Wachstums-Schritten sehr intensiv beschäftigen", betont er und verweist darauf, dass die Landkreise ja selbst auch Geld ausgeben, um sich zu vermarkten.

Planungen fürs nächste Jahr

Die Maßnahmen für das nächste Jahr laufen derweil bereits. So sind zum 500-jährigen Bestehen des Reinheitsgebots verstärkt Aktionen zu Hopfen und Bier geplant – zum Beispiel eine Sonderbroschüre mit Infos zu speziellen Angeboten, Führungen, Seminaren und Veranstaltungen. Zudem ist der neue „Hopfenland Hallertau Tourismus e.V.“ auf dem Brauereifestival in München (22. bis 24. Juli 2016) mit einem eigenen Stand vertreten und präsentiert die hiesigen Brauereien. Und auch auf der Reise- und Freizeitmesse „fr.e.e.“ in München sei für nächstes Jahr bereits eine Standfläche gebucht.

Es gibt sicher noch viel zu tun, um dem neuen Verein zur nötigen Schlagkraft zu verhelfen. Doch Vize Faltermeier gibt sich überzeugt davon, dass dieses Kooperationsprojekt dazu beitragen wird, „vorhandene Freizeitangebote auszubauen, neue touristische Produkte zu schaffen, Service und Qualität zu verbessern und dadurch die Vermarktung und Weiterentwicklung der ländlich geprägten Region Hopfenland Hallertau zu forcieren und den Tourismus zu einem nachhaltigen Wirtschaftsfaktor auszubauen“.

Dass davon neben den Gästen auch die einheimische Bevölkerung sowie die Orte in der Hallertau profitieren, steht für ihn außer Frage. Das unterstreicht Wolf: „Es geht auch um die Menschen, die hier leben.“ Der Jurist Faltermeier hält es hier eher mit der Medizin: Die Geburt des neuen Vereins sei erfolgt; jetzt müsse die Familie wachsen und gedeihen.

Weitere Beiträge zum Thema: 

Auf dem aufsteigenden Ästchen

Aus drei wird eins


Anzeige
RSS feed