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Markus Käser (41) aus Pfaffenhofen kandidiert für den Vorsitz der bayerischen SPD – "Gegen diese organisierte Insolvenz-Verwaltung unserer Partei"

Video: So will Käser die Herzen der bayerischen Genossen erobern

(zel/ty) Für die Sozialdemokraten im Freistaat ist Pfaffenhofen durchaus von historischer Bedeutung. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs schlug hier die Geburtsstunde der bayerischen SPD. Im „Moosburger Hof“ kamen hier – ohne Genehmigung der Besatzungsmacht und auf Betreiben des hiesigen Landrats Ernst Vetter – im November 1945 prominente Vertreter der SPD zusammen. Insgesamt um die 70 Leute, darunter der spätere Ministerpräsident Wilhelm Hoegner, reisten aus allen Himmelsrichtungen an und hielten noch vor der offiziellen Lizenzierung des Verbands die erste Tagung der Bayern-SPD ab. 

Nun ist die Kreisstadt erneut in den Fokus der Sozialdemokraten gerückt. Und wieder geht es um einen Neuanfang. Doch während damals die bayerische SPD sozusagen aus der Taufe gehoben wurde, geht es diesmal eher um eine „Wiederbelebung“. So formuliert es Markus Käser, Chef der Sozis in Stadt und Landkreis Pfaffenhofen – und möglicherweise auch bald Vorsitzender der bayerischen SPD. 

"Alle Macht zurück zu den Mitgliedern"

Käser ist 41 Jahre alt, gelernter Erzieher und Inhaber einer Werbeagentur namens Echtland. Das passt irgendwie. Weil er fordert einen „echten Neuanfang“ und will die bayerische SPD tatsächlich ein bisschen erziehen. „Alle Macht zurück zu den Mitgliedern in allen wesentlichen Fragen“, proklamiert er und redet der Trennung von Amt und Mandat das Wort. Am Donnerstag wurde Käser von der Mitgliederversammlung und vom Pfaffenhofener SPD-Ortsvorstand einstimmig für den künftigen Landesvorsitz der Partei nominiert. 

Neben Käser stehen bereits vier weitere Bewerber fest: SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen, der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn und der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel sowie Gregor Tschung, der frühere Sprecher der Bayern-SPD. Noch bis Ende des Monats können Kandidaten für die Nachfolge des bisherigen Landesvorsitzenden Florian Pronold benannt werden. Anschließend sollen bayernweit Vorstellungsrunden stattfinden, ehe die Partei per Mitgliederbefragung abstimmen lässt. 

Der nicht unumstrittene Pronold hat bekanntlich erklärt, nicht mehr für den Posten zu kandidieren. Letztlich entscheidet zwar der Parteitag darüber, wer ihn beerbt. Allerdings soll in dem Fall, dass einer der Bewerber bei der Mitgliederbefragung die absolute Mehrheit erreicht, nur dieser beim Parteitag zur Wahl stehen. Erreicht keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit, sollen die beiden mit den meisten Stimmen, gegeneinander antreten. 

"Zeit für die Mutigen"

Käsers Kandidatur, wenngleich von seinem Ortsverband offiziell besiegelt, steht in Verbindung mit der Basis-Initiative „Zeit für die Mutigen“, in der er einer der führenden Köpfe ist. Dieses Engagement geht auch zurück auf den SPD-Parteitag von 2015. Damals trat der im Grunde völlig unbekannte Walter Adam aus Abensberg gegen Pronold an und erhielt knapp ein Drittel der Stimmen. Für Pronold ein Denkzettel, Adam gilt seither als Rebell und als Frontmann dieser Mutigen. „Ich kandidiere, weil ich miterlebt habe, wie mit der Kandidatur von Walter Adam die eingeschlafene Bayern-SPD überraschend wieder Leben gezeigt hat“, sagt Käser im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

Walter Adam (links) beim Dreikönigstreffen des Pfaffenhofener SPD-Kreisverbands in Wolnzach, im Hintergrund Markus Käser.

„Da hat sich endlich jemand gegen diese organisierte Insolvenz-Verwaltung unserer Partei auflehnt.“ Immer wieder machte in der Folge bei den „Mutigen“ angesichts der Unzufriedenheit mit den SPD-Oberen ein Schlagwort die Runde: „Wir müssen selbst die Alternative sein, die wir fordern.“ Diese Alternative könnte nun ein Gesicht aus Pfaffenhofen kommen. „Jetzt schreiben alle Mitglieder die Geschichte der bayerischen Sozialdemokratie selbst“, sagt Käser angesichts der bevorstehenden Mitgliederbefragung.

„Wer konsequent den Neuanfang fordert, der muss auch bereit sein, mit anzupacken“, so Käser weiter. Für ihn persönlich bedeute das: „Ich will deshalb selbst die Alternative anbieten, die ich gefordert habe, und anschieben, dass die bayerische SPD wieder werden kann, was 60 000 bayerische Sozialdemokraten verdient haben: Zu einer lebendigen Mitgliederpartei und zu einer ernstzunehmenden politischen Alternative in Bayern.“ 

"Schluss mit diesem Dauerflirt mit der CSU"

Es müsse jetzt konsequent weitergehen mit der Wiederbelebung der Partei, fordert Käser. Und: „Schluss mit diesem Dauerflirt mit der CSU.“ Die SPD sei selbst in der Lage, ein „umfassendes Führungskonzept für Bayern“ zu entwickeln und damit auch wieder eine echte politische Alternative zu werden. Für Käser steht fest: „Keine Koalition, solange wir am Ende nur die Brosamen abbekommen.“

Unabhängig von den jeweiligen Qualitäten und Kompetenzen – er gehe davon aus, dass Glaubwürdigkeit „ein ganz entscheidender Faktor“ sein wird. „Und wenn es jetzt um den Neuanfang in der bayerischen SPD geht, dann könne nicht allzu viele behaupten, sie hätten den schon immer gewollt.“ Am Ende, da ist sich der 41-Jährige sicher, sei es die Basis-Initiative, die den Neuanfang ermöglicht habe.

 

Der Unterstützung seines eigenen Ortsvereins kann sich Käser schon mal gewiss sein. Man schicke mit ihm „einen Kommunalpolitiker mit Tatkraft und nachweisbaren Erfolgen ins Rennen für einen wirklichen Neubeginn der Bayern-SPD“, heißt es in einer Pressemitteilung der Pfaffenhofener Genossen. Und man freue sich, dass nun „ein echter Wettbewerb verschiedener Richtungen und Personalvorschläge“ eröffnet sei. Mit Käser „nominieren wir einen erfahren und aktiven Kommunalpolitiker außerhalb der verkrusteten Zirkel der Mandatsträger, der weiß, wo den bayerischen Kommunen der Schuh drückt, und der in der Lage ist, die Bayern-SPD neu zu beleben“, erklärten Roland Leonhart und Johannes Gold für den SPD-Ortsverein. 

"Einsatzbereitschaft, Mut und Standhaftigkeit"

"Einen Neuanfang kann man nicht anordnen“, weiß Käser. „Den müssen wir schon selbst machen.“ Dazu brauche es aber viel mehr, als nur eine Person an der Spitze auszuwechseln. Es brauche dazu die ganze Basis. „Gemeinsam durchbrechen wir verkrustete Machtstrukturen und sorgen für zeitgemäße Mitgliederbeteiligung bei allen großen Entscheidungen. Alle Macht der Basis. Dafür will ich mich einsetzen“, verspricht Käser. Vorsitzender der bayerischen SPD zu sein, das ist aus seiner Sicht auch „nicht mit einem Teilzeitjob nach Feierabend im Parlament“ möglich, sondern nur mit ganzer Kraft.

Die Menschen im Freistaat „haben Sehnsucht nach politischer Alternative, nach Ideen für ein zukunftsgewandtes Bayern und für eine bessere Welt“, sagt Käser. Die SPD müsse eben deshalb wieder ein umfassendes Führungskonzept für Bayern entwickeln. „Ich weiß: Gegen das Bestehende neue Ideen durchzusetzen, braucht viel Kraft, gute Nerven und vor allem Rückgrat.“ Doch wer in Bayern künftig die SPD wähle, „der soll sich sicher sein, dass seine Stimme nicht am Ende als Steigbügelhalter bei Seehofer, Herrmann oder Söder landet“. Er selbst habe kein Landtagsmandat und kein Jura-Studium, sagt Käser. „Und manche sagen, ich habe auch keinen Hals. Aber ich habe das, was die SPD in Bayern jetzt am dringendsten braucht: Einsatzbereitschaft, Mut und Standhaftigkeit.“

Man könne Anträge schreiben und lebensverlängernde Vorträge halten oder einfach anpacken und seine Welt vor Ort bewegen, sagt der Kommunalpolitiker Käser. „Ich kenne es nicht anders. Ob als Schülersprecher, als Stadtrat oder als Vorsitzender der bayerischen Bürgerenergie: Wenn Du wirklich etwas verbessern willst, dann musst Du selbst aktiv werden.“ Von nichts komme nichts und Praxiserfahrung schlägt seiner Meinung nach die Theorie.  

„Ich war und bin in vielfältiger Weise an der Basis aktiv und habe auf kommunaler Ebene einiges bewirken können. Gemeinsam mit vielen Mitstreitern haben wir bewiesen: Bayern und SPD, das geht“, so Käser weiter. Er verweist darauf, dass es einer bunten Koalition aus SPD, FW, Grünen und ÖDP gelungen ist, die CSU im Pfaffenhofener Stadtrat in die Opposition zu drängen; auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt seit 2008 SPD-Mann Thomas Herker. Und Käser verweist auf die Auszeichnungen, die seitdem eingefahren wurden: Pfaffenhofen wurde zur „lebenswertesten Kleinstadt der Welt“ gekürt und erhielt den deutschen Nachhaltigkeitspreis. 

Zur Person: Markus Käser

Markus Käser, geboren 1975, besuchte die Grund- und Realschule in Pfaffenhofen. Er absolvierte an der Fachakademie für Sozialpädagogik der Stadt München eine Erzieher-Ausbildung und arbeitete ab 1998 als Jugendpfleger und Medienpädagoge bei der Stadt Pfaffenhofen. In dieser Zeit zeichnete er unter anderem für die Gründung des Jugendparlaments, die Einführung des Rufbusses für Jugendliche und für den Aufbau des Jugendkultur- und Medienzentrums „Utopia“ verantwortlich. 2002 wechselte er zu einem international tätigen IT-Unternehmen und leitete dort die Marketing-Abteilung. Seit 2005 arbeitet er als selbstständiger Kommunikations-, Innovations- und Strategieberater. 

Seit 2008 ist Käser Mitglied der SPD. 2009 wurde er zum Vorsitzenden des Ortsvereins Pfaffenhofen und zum Chef des SPD-Kreisverbands gewählt; beide Ehrenämter hat er seither inne. Bei den Kommunalwahlen 2008 wurde er in den Stadtrat gewählt. Er ist Sprecher der SPD-Fraktion und sitzt als Vertreter der SPD im Verwaltungsrat der Stadtwerke sowie im Aufsichtsrat der Gesellschaft, die für die Ausrichtung der heuer in Pfaffenhofen stattfindenden kleinen Landesgartenschau zuständig ist.

 

2013 war Käser SPD-Direktkandidat für den bayerischen Landtag im Stimmkreis Pfaffenhofen, bekam 19,9 Prozent der Stimmen. 2014 wurde er in den Kreistag gewählt. Er ist dort stellvertretender SPD-Fraktionssprecher und sitzt für seine Fraktion im Wirtschaftsbeirat des Landkreises. 

Im Jahr 2008 war Käser Mitbegründer des Pfaffenhofener Energie- und Solarvereins sowie 2012 Gründungsmitglied der Bürgerenergie-Genossenschaft Pfaffenhofen. 2014 gründete er mit anderen Energie-Genossenschaften den Landesverband „Bayerische Bürgerenergie e.V.“, dessen Vorsitzender er seither ist. Käser gilt als Initiator der Pfaffenhofener Kleiderkammer. Im vergangenen Jahr organisierte er das Bündnis „Rückenwind für Pfaffenhofen“ – ein Zusammenschluss von Vereinen, Firmen und Privatpersonen, die sich für saubere Energie aus Windkraft stark machen und eine 100-prozentig saubere Stromversorgung aus lokalen Quellen anstreben.

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