Landesamt für Umwelt: Nachweis durch genetische Proben. Tiere legen am Tag mitunter mehr als 70 Kilometern zurück.
(ty) Im Landkreis Freising war ein Wolf unterwegs und hat Damwild gerissen. Das wurde laut heutiger Mitteilung des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) offiziell nachgewiesen. Wie es heißt, war am 25. Oktober in einem Damwild-Gehege ein weibliches Tier tot aufgefunden worden. Ein Experte vom "Netzwerk Große Beutegreifer" habe die Situation vor Ort begutachtet und genetische Proben genommen. Erste Ergebnisse bestätigen laut LfU einen Wolf als Verursacher. Behörden, Interessen-Verbände und Vertreter von Nutztier-Haltern seien informiert. Eine weitergehende Analyse des gewonnenen Genmaterials solle nun Aufschluss über Geschlecht und mögliche Herkunft des Wolfs bringen.
"Zur Vermeidung erneuter Übergriffe auf Weidetiere wird die Förderkulisse zum Herdenschutz in Bayern umgehend auf die Gemeinde-Gebiete im Umfeld des Ereignisses ausgeweitet", erklärte das LfU in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung. "Nutztier-Halter, deren Weiden innerhalb der Kulisse liegen, können sich Herdenschutz-Maßnahmen fördern lassen." Anträge können den Angaben zufolge ab sofort bei den zuständigen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) gestellt werden. Weitere Informationen zu Fördermöglichkeiten sowie Anträge gibt es online unter diesem Link.
Schäden, die Nutztier-Haltern durch Wolfsrisse entstehen, können nach Angaben des LfU durch den "Ausgleichsfonds Große Beutegreifer" kompensiert werden. Weitere Informationen dazu bietet das Internet-Angebot des bayerischen Landesamts für Umwelt unter diesem Link. Hinweise zu Wolf, Luchs oder Bär kann man unter folgenden Kontakt-Daten bei der Behörde einreichen: Fachstelle Große Beutegreifer, Telefonnummer (0 92 81) 1 80 0 - 46 40, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Weitere offizielle Informationen dazu finden Sie auch hier.
Dieses Bild wurde im Mai von einer Fotofalle im Kreis Eichstätt gemacht.
Das Vorkommen von Wölfen in einem bestimmten Gebiet löst bei Menschen immer wieder Ängste aus. "Wie bei anderen Wildtieren auch, sollte man dem Tier mit Respekt begegnen – Abstand halten, nicht hinterherlaufen oder füttern. Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten", heißt es dazu vom LfU. Ein Wolf reagiere auf den Anblick von Menschen vorsichtig, ergreife aber nicht immer sofort die Flucht – meistens ziehe sich das Tier eher langsam und gelassen zurück.
Streifgebiete von Wölfen mit einer Fläche von bis zu 350 Quadratkilometern seien aus der Literatur bekannt, berichtete ein Wildnis-Pädagoge aus dem Kreis Pfaffenhofen im Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei schon deshalb nicht unwahrscheinlich, dass das im Kreis Freising bestätigte Tier auch im Landkreis Pfaffenhofen oder Kelheim auftauchen könnte. "Wölfe sind sehr anpassungsfähig, man sollte sich daher nicht täuschen lassen, wenn es etwa an großflächigen Wäldern mangelt", so der Fachmann. "Sofern genügend Nahrung zur Verfügung steht und ein passender, insbesondere ruhiger Aufzuchtort für die Jungtiere, ist ein dauernder Aufenthalt in einer Region nicht unwahrscheinlich."
Mit Erreichen ihrer Geschlechtsreife verlassen seinen Worten zufolge in der Regel die jungen Wölfe ihr elterliches Rudel spätestens als Zweijährige und machen sich dann auf die Suche nach einem eigenen Territorium und einem Geschlechtspartner. "Wölfe haben ein sehr breites Nahrungs-Spektrum, das von Aas bis hin zu großen Huftieren reicht", erklärt der Fachmann: "Darunter vor allem Rehe, Rotwild und Wildschweine, aber zum Leidwesen der Landwirte auch Nutztiere." In Deutschland unterliege der Wolf dem Naturschutz-Recht, er sei hier eine besonders und streng geschützte Tierart.
Standorttreue Wölfe leben im Freistaat nach Angaben des Landesamts für Umwelt im Nationalpark Bayerischer Wald, auf dem Truppen-Übungsplatz in Grafenwöhr, im Veldensteiner Forst und in der Rhön. "Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium sehr weite Strecken von täglich 50 bis 70 Kilometern oder mehr", erklärte ein LfU-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Demnach seien Beobachtungen von Wölfen in der freien Natur auch überall im Freistaat Bayern möglich.
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