Experten sind sich nach Auswertung von Bildern aus dem Kreis Eichstätt sicher. Die Tiere legen am Tag mitunter über 70 Kilometer zurück.
(ty) Im westlichen Landkreis Eichstätt ist am vergangenen Dienstag erneut ein Vierbeiner fotografiert worden, der nach einer mittlerweile erfolgten Auswertung des Bildmaterials durch Experten des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) eindeutig als Wolf identifiziert wurde. In der Region ist also nach wie vor ein Wolf unterwegs. Ob es sich allerdings um dasselbe Tier handelt, bleibt unklar. Wölfe legen mitunter mehr als 70 Kilometer am Tag zurück.
Diese jüngsten Aufnahmen "stammen von einer Privatperson", teilte das LfU heute auf Anfrage unserer Redaktion dazu mit. Anhand dieser Bilder habe das Tier eindeutig als Wolf bestätigt werden können: "Es handelt sich somit um einen C1-Nachweis", so die Behörde. Dieses Kürzel bedeutet nach den Standards für das Monitoring von Wolf, Luchs und Bär in Deutschland, dass es sich um einen eindeutigen Nachweis, sprich um harte Fakten handelt, die überprüfbar die Anwesenheit der entsprechenden Tierart eindeutig bestätigen.
Das Foto sei gegen 21.30 Uhr mit einer Wildkamera aufgenommen worden, so ein Sprecher des LfU. Ob es sich bei dem abgebildeten Wolf um dasselbe Tier handelt, das bereits im Juni im so genannten Saupark, einem weitläufigen Waldgebiet nahe Wasserzell, fotografiert worden war, was ebenfalls als C1-Nachweis gewertet wurde, bleibt unklar. "Eine Individualisierung von Wölfen ist nur anhand genetischer Analysen möglich", heißt es vom LfU. Genetisches Material liegt aber der Fachbehörde bislang nicht vor.
Unbestätigte Hinweise – im Fachjargon C3 genannt – auf einen Wolf im Kreis Eichstätt gibt es seit Mai dieses Jahres bereits insgesamt drei. "Da es sich in keinem dieser Fälle um genetisch verwertbares Material handelt, sondern um Aufnahmen von Wildtierkameras, sind Aussagen über das Individuum und damit auch Aussagen über die Anzahl nicht möglich", bedauert man von Seiten des LfU.
Von einem ständigen Aufenthalt des Wolfes könne "derzeit nicht gesprochen werden", sagt ein Pfaffenhofener Wildnis-Pädagoge, der auch hiesiger Beauftragter des LfU im Netzwerk für so genannte Große Beutegreifer ist, gegenüber unserer Redaktion. "Bis der Wolf oder gar ein Wolfspaar sich in einem bestimmten Lebensraum langfristig etabliert, können mitunter auch schon mal Jahre vergehen", erläutert der Fachmann.
Dieses Bild wurde im Mai von einer Fotofalle im Kreis Eichstätt gemacht.
Allerdings sei das Vorkommen dieser scheuen Wildtierart, nicht, wie oftmals irrtümlich angenommen, ausschließlich auf große Waldgebiete beschränkt, betont er. Auch im Landkreis Kelheim könne es, wie grundsätzlich überall in Bayern, "praktisch jederzeit zu Begegnungen mit einem Wolf kommen".
Lediglich ein ausreichendes Nahrungs-Angebot und ein ruhiger Aufzuchtort für die Jungtiere seien wesentliche Kriterien für einen langfristigen Aufenthalt. Streifgebiete von Wölfen mit einer Fläche von bis zu 350 Quadratkilometern seien aus der Literatur bekannt. Mit Erreichen ihrer Geschlechtsreife verlassen in der Regel jungen Wölfe ihr elterliches Rudel und machen sich dann auf die Suche nach einem eigenen Territorium und einem Geschlechtspartner.
"Wölfe haben ein sehr breites Nahrungs-Spektrum, das von Aas bis hin zu großen Huftieren reicht", erklärt der Wildnis-Pädagoge. "Vor allem Rehe, Rotwild und Wildschweine, aber zum Leidwesen der Landwirte auch Nutztiere zählen zu seiner bevorzugten Beute."
Das LfU empfiehlt, insbesondere Wölfen mit Respekt zu begegnen und zu ihnen Abstand zu halten, ihnen nicht hinterherzulaufen oder sie womöglich auch noch anzufüttern. "Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten", heißt es aus der Fachbehörde. Ein Wolf reagiere auf den Anblick von Menschen vorsichtig, ergreife aber nicht immer sofort die Flucht – meistens ziehe sich das Tier eher langsam und gelassen zurück.
Standorttreue Wölfe leben im Freistaat nach Angaben des Landesamts für Umwelt im Nationalpark Bayerischer Wald, auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr, im Veldensteiner Forst und in der Rhön. "Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium sehr weite Strecken von täglich 50 bis 70 Kilometern oder mehr", erklärte ein LfU-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Demnach seien Beobachtungen von Wölfen in der freien Natur auch überall im Freistaat Bayern möglich. In Deutschland unterliege der Wolf dem Naturschutz-Recht, er sei hier eine besonders und streng geschützte Tierart.
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