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Kripo geht von mindestens 86 Fällen aus. Fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 27 und 47 Jahren. Auch zahlreiche Vermögens-Gegenstände sichergestellt.

(ty) Vier Frauen und ein Mann im Alter zwischen 27 und 47 Jahren aus den Landkreisen Pfaffenhofen an der Ilm und Eichstätt stehen im Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs beim Handel mit Hunde-Welpen. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute berichtete, hatte es bereits im vergangenen Jahr Durchsuchungen gegeben. Nun führten die Ermittler erneut Razzien in fünf Objekten durch; dabei wurden unter anderem fünf Fahrzeuge, teure Uhren, Luxus-Handtaschen, Schmuck und Geld sichergestellt. Den Verdächtigen werde vorgeworfen, in über 80 Fällen Hunde verkauft zu haben, die häufig zu jung, teilweise schwer krank und oft nicht reinrassig waren – oder nicht wie vorgegeben aus inländischer Zucht stammten, sondern teils aus weit entfernten Drittländern.

 

Laut aktueller Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord waren die fünf Tatverdächtigen schon im vergangenen Jahr ins Visier der Ermittler gerückt – wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs im Zusammenhang mit dem Handel von Hunde-Welpen. Wie es heißt, seien Beamte von der Ingolstädter Kripo erstmals im Mai vergangenen Jahres auf diese fünf Hunde-Händler – die Zucht finde in der Regel im Ausland statt – aufmerksam geworden.

Hintergrund war ein konkreter Fall: Ein junger Hund war den Angaben zufolge damals kurz nach dem Erwerb an einer schweren Erkrankung gestorben; die Besitzer hatten diesen Vorfall bei einem Veterinäramt gemeldet. Weitere Ermittlungen ergaben nach den Worten einer Polizei-Sprecherin dann, "dass es zu weiteren ähnlich gelagerten Fällen gekommen war, bei denen Welpen der Händler schwer erkrankten und teilweise, nach nur wenigen Tagen bei den neuen Besitzern, verstarben".

 

Im September vergangenen Jahres habe es dann bereits eine erste Durchsuchungs-Aktion – unter Einbindung der jeweiligen Veterinärämter – in mehreren Objekten in den Landkreisen Pfaffenhofen und Eichstätt gegeben. "Dabei wurden neben Beweis-Material in Form von Unterlagen, Handys und Computern auch 16 Hunde-Welpen sichergestellt, die zur weiteren Versorgung an Tierschutz-Organisationen abgegeben wurden", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute dazu mit.

Nach dem derzeitigem Stand der Ermittlungen werde den Tatverdächtigen vorgeworfen, "in mindestens 86 Fällen Hunde verkauft zu haben, die häufig zu jung, teilweise schwer krank und oft nicht reinrassig waren oder nicht wie vorgegeben aus inländischer Zucht stammten, sondern teils aus weit entfernten Drittländern eingeführt wurden". Dadurch entstehe tierseuchen-rechtlich Handlungsbedarf, da diese Hunde gegen Tollwut geimpft sein müssten, um nach Deutschland eingeführt werden zu dürfen. "Darüber hinaus fanden sich Anhaltspunkte für weitere Verstöße nach dem Tierschutz- und dem Arzneimittel-Gesetz."

 

Aufgrund dessen fanden laut heutiger Mitteilung nun kürzlich – am 10. Juni – erneute Durchsuchungen bei den fünf Tatverdächtigen im Alter von 27, 33, 39, 44 und 47 Jahren statt. Zudem seien Beschlüsse des Amtsgerichts in Ingolstadt zu mehreren so genannten Vermögens-Arresten vollzogen worden. Insgesamt seien von den rund 20 Beamten in beziehungsweise an den durchsuchten Objekten fünf Fahrzeuge, vier hochpreisige Armbanduhren, mehrere Luxus-Handtaschen, Schmuck, ein vierstelliger Geldbetrag sowie weiteres Beweis-Material sichergestellt worden. "Des Weiteren befanden sich 19 Hunde in den Objekten, die durch mehrere Polizeihundeführer sowie vom Veterinäramt auf ihren Gesundheits-Zustand überprüft wurden."

Wie eine Polizei-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, gehe es in den bislang bekannten Fällen vorwiegend um die Rassen "Französische Bulldogge" und "Pomeranian Spitz". Die Welpen seien im Durchschnitt für 2300 Euro verkauft worden.

 

Die Kriminalpolizei-Inspektion aus Ingolstadt ermittelt laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft in Ingolstadt gegen die Tatverdächtigen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs sowie von Verstößen nach dem Arzneimittel- und Tierschutz-Gesetz. Zudem werden den Angaben zufolge von den Veterinärämtern in Pfaffenhofen und Eichstätt die jeweiligen Ermittlungen bezüglich von Verstößen gegen das Tierseuchen-Gesetz weitergeführt.

"Wegen der hohen Nachfrage an speziellen Rassen boomt derzeit die Nachfrage an Hunde-Welpen", so eine Polizei-Sprecherin. Welpen-Händler organisieren nach Erkenntnissen der Polizei die Einfuhr und den Verkauf von jungen Tieren, die aus dem Ausland stammen, zu früh vom Muttertier abgesetzt werden, deswegen häufig krank sind und die Tollwut-Einreise-Bestimmungen nicht erfüllen. Man spreche von illegalem Welpen-Handel. Internet-Verkäufe böten illegalen Tier-Händlern ideale Möglichkeiten.

 

Die Kripo und die Veterinärämter raten Kaufinteressenten dringend:

  • Prüfen Sie, ob der Welpe tatsächlich aus der eigenen Zucht des Verkäufers stammt. Besuchen Sie den Züchter (mehrfach) und lassen Sie sich das Muttertier und Wurfgeschwister unbedingt zeigen. Beobachten Sie dabei das Verhalten des Muttertiers zu ihren Welpen.
  • Niedrige Verkaufspreise deuten oft auf einen unseriösen Züchter hin. Aber Vorsicht: Auch Welpen aus illegalem Handel sind inzwischen oft teuer!
  • Seriöse Züchter interessieren sich dafür, in welche familiären und häuslichen Verhältnisse der verkaufte Welpe kommt.
  • Bestehen Sie unbedingt auf einen Kaufvertrag mit Name und Adresse, der auch die Haftung des Verkäufers beinhaltet.
  • Lassen Sie sich nicht auf Verkäufe auf Parkplätzen, Märkten, Hinterhöfen oder zum Beispiel aus einem Kofferraum heraus ein.
  • Achten Sie darauf, dass die Welpen alt genug zum Absetzen sind (mindestens acht Wochen), dass sie gesund sind (nicht dünn oder aufgebläht, keinen Durchfall, kein struppiges Fell haben oder apathisch sind).
  • Unseriöse Züchter bieten oftmals mehrere Rassen an. Bei mehr als zwei Rassen und mehr als vier Würfen im Jahr sollten Sie hellhörig werden.
  • Professionelle Züchter benötigen eine Erlaubnis zum Züchten, die durch das jeweilige Veterinäramt erteilt wird. Lassen Sie sich diese Erlaubnis zeigen!

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