Boot mit Sonar-Gerät, Unterwasser-Drohne, Spürhunde, Überprüfung von Treibgut. Identität des Buben weiter unklar, Abklärung von Vermissten-Fällen dauert an.
(ty) Nach dem Fund einer verpackten Kinder-Leiche am 19. Mai in der Donau zwischen Großmehring und Vohburg führt die Polizei heute erneut Such-Maßnahmen vor Ort durch. Zum einen ist ein Boot mit einem Sonar-Gerät und einer Unterwasser-Drohne auf dem Fluss unterwegs. Zum anderen wird – mit Hilfe von Spürhunden – das Schwemmgut untersucht, das sich über Monate an den Staustufen in Ingolstadt und Vohburg angesammelt hatte. Weiterhin werden Vermissten-Fälle überprüft. Die Ermittlungen laufen nach wie vor auf Hochtouren, denn auf zentrale Fragen gibt es noch keine Antwort: Wer ist der laut Rechtsmedizin etwa vier bis sechs Jahre alte Bub? Wann, wie, wo und unter welchen Umständen starb er? Wann, wo und warum gelangte die Leiche ins Wasser? Die Kripo ermittelt in alle Richtungen, schließt bekanntlich ein Tötungs-Delikt nicht aus.
Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) wird seit dem heutigen Vormittag die Donau zwischen Großmehring und Vohburg erneut unter die Lupe genommen. Wetterbedingt hatte, wie gemeldet, der erste Anlauf am 24. Mai vorzeitig abgebrochen werden müssen. Schuld war damals der einsetzende Regen. "Schwebteilchen-Eintrag und Unterwasser-Verwirbelungen wurden so stark, dass die Technik keine klaren Signale mehr liefern konnte", hieß es dazu von der Polizei.
Heute erfolgt nun die Fortsetzung dieser Aktion. Den ganzen Tag über sei ein Sonar-Gerät im Einsatz, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord am Nachmittag im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Sonar ist laut Polizei-Angaben so ausgerüstet, dass mit Hilfe ausgesandter Schall-Impulse etwaige Gegenstände unter Wasser "geortet und skizziert" werden. Außerdem habe man eine "Unterwasser-Drohne", die mit einer Kamera ausgestattet sei.
Ebenfalls heute untersuche man das Schwemmgut, das sich über die vergangenen Monat hinweg an den Rechen der beiden Stau-Anlagen in Ingolstadt und Vohburg angesammelt habe. Dieses Material, unter anderem viel Totholz, werde von den Ermittlern in Augenschein genommen. Außerdem seien hierbei zwei Spürhunde im Einsatz.
Bislang habe man weder im Wasser noch bei der Untersuchung des Schwemmguts für den vorliegenden Fall relevante Spuren gefunden, so der Polizei-Sprecher gegen 15.45 Uhr gegenüber unserer Zeitung. Mit den heutigen Aktionen seien die Absuch-Maßnahmen im Bereich der Donau dann vermutlich vorerst abgeschlossen, wurde auf Anfrage erklärt. Neue Erkenntnisse oder neue Hinweise könnten freilich zu weiteren Such-Aktionen auf, in oder an der Donau führen.
Im Fokus der Beamten von der eigens gebildeten Ermittlungs-Gruppe namens Fluvius (Lateinisch für "Fluss") steht – wie mehrfach berichtet – vor allem auch die Klärung der Identität des toten Buben. Die Bewertung von aktenkundigen Vermissten-Fällen sei in diesem Zusammenhang eine "tragende Säule". Zunächst war gemeldet worden, dass bei derzeit insgesamt 16 offenen Vermissten-Fällen im Freistaat, die laut Polizei für diesen Fall bedeutsam sein könnten, "jeweils die näheren Umstände des Verschwindens und damit mögliche Zusammenhänge" geprüft werden. Heute wurde dazu ergänzt, dass diese 16 Fälle mittlerweile auf neun möglicherweise relevante Fälle eingegrenzt werden konnten.
Diese neun Fälle würden nun von der Ermittlungs-Gruppe weiter abgeklärt, so der Polizei-Sprecher. Über diese bayernweiten Abklärungen hinaus läuft nach Angaben der Polizei parallel und nach wie vor auch ein bundesweiter Abgleich von weiteren, möglicherweise relevanten Vermissten-Fällen. Auch Fälle aus dem benachbarten Ausland werden überprüft. Im Zuständigkeits-Bereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord selbst liegen – wie berichtet – aktuell "keine ungeklärten Vermissungen vor, die mit dem Leichenfund in Verbindung gebracht werden können".
Die im Wasser treibende, verpackte Leiche des Buben im Vorschul-Alter war, wie berichtet, am 19. Mai von einem Kanu-Fahrer in der Nähe von Großmehring – oberhalb der Staustufe Vohburg – entdeckt worden. Zunächst war allerdings nicht einmal klar, dass es sich um menschliche Überreste handelt. Am 21. Mai vermeldete die Polizei dann per Presse-Mitteilung den Fund einer menschlichen Leiche.
Am 23. Mai veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erste Details zu dem Leichnam: "Eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin in München ergab, dass es sich um die Leiche eines Jungen im Vorschul-Alter handelt." Ein Polizei-Sprecher konkretisierte auf Anfrage unserer Redaktion diese Angabe und erklärte unter Berufung auf die vorliegenden rechtsmedizinischen Erkenntnisse, dass davon ausgegangen werde, dass der Bub zum Todes-Zeitpunkt vier bis sechs Jahre alt gewesen sei. Weitere rechtsmedizinische Untersuchungen laufen noch, wurde heute bestätigt.
Aus der Überprüfung der Hinweise, die aus der Bevölkerung eingegangen waren, hat sich bislang offenbar keine heiße Spur für die Ermittler ergeben. Beamte waren auch schon mehrfach entlang des Donau-Ufers zwischen den Staustufen Ingolstadt und Vohburg unterwegs: Sie befragten Spaziergänger und Radler – in der Hoffnung auf Hinweise, die zur Klärung des Falls beitragen könnten. Nach wie vor wird um sachdienliche Angaben gebeten.
"Für die Ermittlungen sind vor allem verdächtige Wahrnehmungen im Bereich zwischen den beiden Staustufen Ingolstadt und Vohburg seit Beginn des Frühjahrs interessant", so das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. "Unter Umständen haben insbesondere Spaziergänger, Wassersportler oder Angler ungewöhnliche Beobachtungen gemacht, die in Zusammenhang mit dem Leichenfund stehen könnten." Hinweise nimmt die Kriminalpolizei-Inspektion in Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 93 43 0 oder jede andere Polizei-Dienststelle entgegen.
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