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Gestern Abend wurden die Beschlüsse gefasst. Offiziell tritt der 42-Jährige den Posten schon am Montag an. Für ihn ist es eine Rückkehr, er galt als Wunsch-Kandidat. 

Von Tobias Zell

Nun ist es offiziell: Christian Degen (42) wird der neue Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg – und er tritt diesen Posten auch gleich am Montag an. Der Klinik-Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am gestrigen Abend eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, gleich im Anschluss wurde in der Gesellschafter-Versammlung der Beschluss gefasst. Das wurde heute auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Pfaffenhofener Landratsamt bestätigt. Degen tritt damit die Nachfolge von Peter Lenz an, der nur wenige Monate im Amt war, nicht unumstritten agierte und kürzlich aus gesundheitlichen Gründen um seine Abberufung gebeten hatte. Degen war bereits im Jahr 2018 in der Klinik-Geschäftsführung tätig. Seine Rückkehr kommt nicht ganz überraschend: Er galt als Wunsch-Kandidat.

Wie heute gegenüber unserer Redaktion erklärt wurde, hat das Aufsichts-Gremium der Ilmtalklinik-GmbH um dessen Vorsitzenden, den Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (FW), in seiner Sitzung am gestrigen Abend einstimmig einen Empfehlungs-Beschluss gefasst, wonach Degen der neue Klinik-Geschäftsführer werden soll. Unmittelbar nach der Aufsichtsrat-Sitzung wurde gestern gleich die zweite wegweisende Entscheidung in diesem Zusammenhang getroffen: Die Gesellschafter-Versammlung folgte der Empfehlung des Aufsichtsrats und beschloss, Degen zum Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH zu bestellen. Die Gesellschafter-Versammlung besteht aus dem Pfaffenhofener Landrat Gürter und dem Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (CSU), die dabei im Namen des jeweiligen Landkreise agieren. Die Beschlüsse, die in der Gesellschafter-Versammlung fallen, werden üblicherweise durch entsprechende Beschlüsse in den jeweiligen Landkreis-Gremien legitimiert. Das gilt in dieser Angelegenheit als Formsache.

"Wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen"

Degen soll, so wurde heute auf Nachfrage weiter erklärt, offiziell schon am kommenden Montag, 17. Oktober, seinen neuen Posten als Geschäftsführer der Klinik-Gesellschaft antreten. Wobei er bezüglich seiner bisherigen Tätigkeiten am Pfaffenhofener Landratsamt nicht alles stehen und liegen lassen kann. Deshalb wird es wohl eine gewisse Übergangszeit geben, in der Degen zwar schon als Klinik-Chef agieren, aber auch noch am Landratsamt tätig sein wird. "Ich bedanke mich für das Vertrauen des Aufsichtsrats", erklärte der 42-Jährige heute im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es gilt jetzt erst einmal, die Ilmtalklinik-GmbH wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen." Degen kündigte zugleich an, sich in den anstehenden Betriebs-Versammlungen gegenüber den Mitarbeitern ausführlich zu seinen Plänen und Zielen zu äußern. Klar sei führ ihn: "Mein oberstes Ziel ist es, den Mitarbeiter-Stamm zu halten und auszubauen."

Nach Informationen unserer Zeitung ist die Rückkehr von Degen an die Spitze der Krankenhaus-Gesellschaft von einem breiten Wunsch getragen: Entsprechende Signale beziehungsweise angeblich mitunter sogar Forderungen waren dem Vernehmen nach nicht nur aus dem Aufsichtsrat, sondern eben auch vom Klinik-Personal und aus politischen Kreisen gekommen. Degen ist momentan noch an der Pfaffenhofener Landkreis-Behörde tätig. Er ist deren Pressesprecher, leitet das Büro von Landrat Gürtner und kümmert sich außerdem um das Beteiligungs-Management des Landkreises. Schon in letzterer Funktion hatte er ohnehin intensiv mit der Ilmtalklinik-GmbH zu tun, die bekanntlich von den Kreisen Pfaffenhofen und Kelheim getragen und finanziell ausgestattet wird. Doch Degens Erfahrungen mit und an den Ilmtalkliniken reichen bekanntlich noch deutlich weiter.

Rückkehr in die Chef-Etage

Bereits von September 2013 bis März 2014 hatte er als kaufmännischer Leiter der Klinik-GmbH gewirkt. Damals bewegte sich das jährliche Defizit aus dem operativen Geschäft noch in einer Größenordnung von drei bis vier Millionen Euro – eine Dimension, die viele heute sofort unterschreiben würden. Denn wie berichtet, droht für heuer ein neuerliches Rekord-Minus aus dem laufenden Betrieb in Höhe von rund elf Millionen Euro – Insider befürchten sogar bis zu 15 Millionen Euro. Von Mai 2017 bis Dezember 2017 war Degen, der mittlerweile beim Landratsamt als Kreisrechnungsprüfer tätig war, als Prokurist an die Klinik-GmbH zurückgekehrt. Im Jahr 2018 bildete er anschließend zusammen mit Ingo Goldammer das Geschäftsführer-Duo. Auf Wunsch des damaligen Pfaffenhofener Landrats Martin Wolf (CSU) kehrte Degen 2019 ans Landratsamt zurück. Doch schon Anfang 2021 wurde beschlossen, dass er zur Unterstützung der Geschäftsführung ab April, zumindest tageweise, wieder in der Chef-Etage der Klinik-GmbH mithelfen soll.

Der Aufsichtsrat und die politischen Entscheidungsträger befassten sich derweil – wieder einmal – mit der Frage, wie die Klinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen gebracht werden kann. Gelingen sollte der erhoffte "Turnaround" auf Grundlage einer Analyse der WMC-Healthcare-GmbH aus München. Diese war, so wurde im November 2021 in einer Sonder-Sitzung des Pfaffenhofener Kreistags erklärt, vom damals noch alleinigen Klinik-Chef Goldammer angestoßen worden. Vorgegeben worden war vom Aufsichtsrat, dass beide Krankenhaus-Standorte erhalten bleiben sollen. Am 29. Oktober 2021 war nach offiziellen Angaben schließlich in einer Aufsichtsrat-Sitzung dieses Zukunfts-Konzept verabschiedet worden. In einer weiteren Aufsichtsrat-Sitzung war am 3. November 2021 war über die neue Aufstellung der Klinik-Geschäftsführung zur Umsetzung des Zukunfts-Konzepts und der umfangreichen Sanierungs-Maßnahmen an beiden Standorten diskutiert worden.

"Für einen Geschäftsführer nicht leistbar"

Dabei war man, so wurde damals erklärt, zu dem Empfehlungs-Beschluss gekommen, "dass diese Fülle an Aufgaben für einen Geschäftsführer nicht leistbar ist". Deshalb sollte es eine Verstärkung der Geschäftsführung geben. Für die Umsetzung des medizinischen Zukunfts-Konzepts sollte demnach, zunächst befristet für zwei Jahre, die HMG-Group in Person von Peter Lenz engagiert werden. Er könne auf langjährige Krankenhaus-Erfahrung zurückblicken, hieß es: "So war er über 25 Jahre in Häusern der Barmherzigen Brüder tätig, ehe er auch noch Erfahrung in den kommunal geführten Häusern in Garmisch-Partenkirchen und Rosenheim sammeln konnte." Unterstützt werden sollte Lenz von Ingo Goldammer, dem bisher alleinigen Geschäftsführer. Wobei sich Goldammer seither federführend um die baulichen Sanierungs-Maßnahmen kümmert.

Lenz stieg also Ende 2021 in die Klinik-Geschäftsführung ein – begleitet von höchsten Erwartungen und größten Hoffnungen. Doch die hochdefizitäre Ilmtalklinik-GmbH sollte nicht zur Ruhe kommen. Nicht nur, dass für 2022 ein neuerliches Rekord-Minus droht. Dem Kreis Pfaffenhofen steht bekanntlich, wenngleich mit hohen Zuschüssen zu rechnen ist, mit der Generalsanierung und Erweiterung des Krankenhauses in der Kreisstadt auch ein Mammut-Projekt bevor, das rund zehn Jahre dauern und den Landkreis selbst einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag kosten dürfte. Und ausgerechnet in diesen herausfordernden Zeiten erklärte Lenz im September dieses Jahres, nach nur wenigen Monaten im Amt, dass er seinen Posten als Geschäftsführer aus gesundheitlichen Gründen gerne zum 30. Oktober dieses Jahres oder früher niederlegen würde. Dieses Abberufungs-Gesuch war, wie berichtet, am 16. September auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Pfaffenhofener Landratsamt bestätigt worden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Lenz bereits "bis auf Weiteres" im Krankenstand.

Rückzug aus gesundheitlichen Gründen

Sollte dem Antrag von Lenz auf Niederlegung seines Amts stattgegeben werden, hieß es schon damals, dann werde man sich über die künftige Ausgestaltung der Geschäftsführung unterhalten müssen. Zum formalen Hintergrund wurde dargelegt: Die Ilmtalklinik-GmbH unterhalte mit der HMG-Group einen so genannten Geschäftsbesorgungs-Vertrag. Lenz sei damals von der HMG-Group als Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH vorgeschlagen worden, was Zustimmung gefunden habe. In seiner Sitzung am 28. September dieses Jahres hatte sich der Klinik-Aufsichtsrat aber plötzlich mit dem Rücktritts-Gesuch von Lenz zu befassen. Dass Lenz diese Bitte "aus gesundheitlichen Gründen" geäußert hatte, war offiziell bestätigt worden – deshalb verbietet sich unter Rücksicht auf die Privatsphäre diesbezüglich jede weitere Spekulation. Insider wissen aber auch, dass Lenz als Geschäftsführer nicht unumstritten agierte und dass es intern Kritik gab – angeblich unter anderem, weil die Umsetzung der Punkte aus dem jüngsten Gutachten auf sich warten ließ.

Letztlich beschloss die Gesellschafter-Versammlung – auf Empfehlung des Aufsichtsrats hin – die Abberufung von Lenz zum 30. September. Wie aus dem Pfaffenhofener Landratsamt erklärt wurde, wurde außerdem beschlossen, den Vertrag mit der HMG-Group bezüglich der Klinik-Geschäftsführung zu kündigen. Gestern wurde nun beschlossen, dass Christian Degen der neue Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH werden soll. Er wird demnach ab der kommenden Woche zusammen mit Ingo Goldammer wieder das Geschäftsführer-Duo bilden. Nach Informationen unserer Zeitung soll Goldammer sich auch weiterhin federführend um die umfangreichen baulichen Maßnahmen an den beiden Krankenhaus-Standorten kümmern. Die große Herausforderung für Degen wird es indes sein, das alljährliche Millionen-Minus aus dem operativen Geschäft zu verringern.

Tiefrote Zahlen

Das Defizit aus dem laufenden Betrieb haben bekanntlich die beiden Gesellschafter der Klinik-GmbH, der Landkreis Pfaffenhofen und der Landkreis Kelheim, alljährlich entsprechend ihrer Anteile zu decken. Dabei hatte es 2021, rückwirkend zum Jahresbeginn, eine deutliche Änderung bei der Aufteilung der Gesellschafter-Anteile gegeben. Dadurch verschob sich die Verteilung von 85 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 15 Prozent (Kreis Kelheim) auf jetzt 73 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 27 Prozent (Kreis Kelheim). Angesichts eines operativen Defizits von mittlerweile jährlich um die zehn Millionen Euro ist der Unterschied zwischen der alten und neuen Verteilung bemerkenswert – und auch millionenschwer. Wie massiv sich die finanzielle Situation über die Jahre entwickelt hat, zeigt die nachfolgende Aufstellung der Geschäfts-Zahlen, die auf Anfrage aus dem Pfaffenhofener Landratsamt mitgeteilt wurden. 

Operatives Jahres-Ergebnis der Ilmtalklinik-GmbH in den vergangenen Jahren:

  • 2005: + 500 000 Euro
  • 2006: + 65 000 Euro
  • 2007: + 95 000 Euro
  • 2008: + 170 000 Euro
  • 2009: + 430 000 Euro
  • 2010: + 252 000 Euro
  • 2011: – 480 000 Euro
  • 2012: – 1,6 Millionen Euro
  • 2013: – 4,0 Millionen Euro
  • 2014: – 3,1 Millionen Euro
  • 2015: – 5,2 Millionen Euro
  • 2016: – 4,8 Millionen Euro
  • 2017: – 4,5 Millionen Euro
  • 2018: – 4,2 Millionen Euro
  • 2019: – 4,9 Millionen Euro
  • 2020: – 6,5 Millionen Euro
  • 2021: – 9,6 Millionen Euro
  • 2022: – 10,6 Millionen Euro (Wirtschaftsplan); letzte Prognose (bekanntgegeben im Kreistag): – 10,8 Millionen Euro 

Zum Hintergrund:

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