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Bei einer Presse-Konferenz wurden heute Details zum Einbruch ins Kelten-Römer-Museum bekannt gegeben. Verbindung zu herbeigeführten Internet- und Telefon-Ausfall laut LKA "naheliegend". Wir fassen zusammen, was bislang bekannt ist.

(ty) Das Kelten-Römer-Museum von Manching ist in der Nacht zum gestrigen Dienstag seiner wertvollsten Artefakte beraubt worden. Unbekannte drangen in das Gebäude ein, brachen die Vitrine auf, in der sich der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts befand. Sie schnappten sich diesen Schatz sowie aus einer weiteren Vitrine noch drei Münzen und verschwanden mitsamt der Beute von Millionenwert. Gedauert hat der filmreife Einbruch gerade einmal neun Minuten. Das wurde heute bei einer Presse-Konferenz vor Ort erklärt, in der auch weitere Details genannt wurden. Die Alarm-Anlage des Museums löste zwar aus. Doch weil nur einige Minuten zuvor ein Sabotage-Akt für einen Telefon- und Internet-Ausfall im Raum Manching gesorgt hatte, wurde dieser Alarm nicht übermittelt. Ein Zusammenhang der beiden Taten sei "naheliegend", heißt es aus dem bayerischen Landeskriminalamt (LKA). Wir fassen zusammen, was bisher offiziell bekannt ist.

Im Rahmen einer Presse-Konferenz im Ausstellungs-Gebäude des Museums informierten hochrangige Vertreter von LKA, Staatsanwaltschaft und der archäologischen Staatssammlung am heutigen Nachmittag über den Einbruch, der mittlerweile bundesweit für Schlagzeilen sorgt. Aus dem bayerischen Landeskriminalamt war dessen Vize-Präsident Guido Limmer angereist. Für die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft aus Ingolstadt sprach deren Chef, der leitende Oberstaatsanwalt Nicolas Kaczynski. Das Kelten-Römer-Museum in Manching ist ein Zweig-Museum der archäologischen Staatssammlung. Deren leitender Sammlungs-Direktor, Professor Rupert Gebhard, war ebenfalls gekommen.

Presse-Konferenz am Tatort: Im Vordergrund die zertrümmerte Scheibe, unter der der Goldschatz lag.

"Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang", erklärte Kaczynski. Er und Limmer informierten über die bisherigen Ermittlungen. Diese ergaben, dass sich die unbekannten Täter in der Nacht zum gestrigen Dienstag gegen 1.26 Uhr durch das Aufhebeln einer Fluchttür den Zutritt zu dem Museums-Gebäude verschafft sowie dann gezielt die Vitrine mit dem Goldschatz – bestehend aus 483 Goldmünzen und einem so genannten Gold-Gusskuchen – aufgebrochen haben. Außerdem seien aus einer weiteren Vitrine drei Münzen entwendet worden. Das Gebäude sei von den Tätern schon um 1.35 Uhr wieder verlassen worden. Der eigentliche Einbruch-Diebstahl dauerte somit nur um die neun Minuten. 

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Wie heute dargelegt wurde, hatte die automatisierte Alarm-Anlage des Kelten-Römer-Museums auch einen Alarm ausgelöst. Dieser sei allerdings wegen des Ausfalls der Telefon- und Internet-Versorgung nicht an die Sicherheits-Zentrale der Wach-Firma übermittelt worden. Der Ausfall der Telefon- und Internet-Versorgung ist bekanntlich auf eine Sachbeschädigung an einer Glasfaser-Verteilerstelle der deutschen Telekom in Manching zurückzuführen. Diese Tat wurde in derselben Nacht, gegen 1.17 Uhr, von ebenfalls unbekannten Tätern begangen – also kurz vor dem Einbruch ins Museum. "Aufgrund der zeitlichen und örtlicher Nähe dieser Beschädigung mit dem Einbruch ist ein Zusammenhang naheliegend", teilte das LKA heute in einer Presse-Erklärung mit.

Das Archivfoto zeigt den gestohlenen Goldschatz.

Wie berichtet, waren nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in der Nacht zum gestrigen Dienstag bislang unbekannte Täter in Manching in den besagten Technik-Raum der deutschen Telekom eingedrungen und hatten dann – offenbar mutwillig – mehrere Glasfaser-Kabel durchtrennt. Dadurch seien die Telefon- und Internet-Verbindungen für ungefähr 13 000 Privat- und Firmen-Kunden der Telekom in und rund um Manching unterbrochen worden. Nach Polizei-Angaben geht es vor allem um den Vorwahl-Bereich (0 84 59). Allerdings: "Auch im Mobilfunk-Netz der Telekom kommt es im betroffenen Bereich zu Ausfällen", hieß es am gestrigen Vormittag. Heute wurde bekannt, dass auch die Außenstelle des Pfaffenhofener Landratsamts in Vohburg von dem Ausfall betroffen ist und deshalb vorerst geschlossen bleibt.

Techniker waren laut Polizeipräsidium Oberbayern-Nord bereits gestern angerückt und arbeiten seither vor Ort mit Hochdruck an der Instandsetzung der von den unbekannten Tätern beschädigten Leitungen. Bis zur vollständigen Wiederaufnahme des Betriebs könne es nach einer ersten Einschätzung allerdings bis zu drei Tage dauern, hieß es am Dienstagvormittag von der Polizei. Die Einsatz-Zentralen von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr seien "weiterhin voll betriebsfähig", wurde versichert. Notrufe werden den Angaben zufolge priorisiert. Auf Anfrage unserer Redaktion wurde erklärt, dass durch diese Tat auch mehr als ein Dutzend Mobilfunk-Masten außer Betrieb geraten waren. Die deshalb entstandenen Lücken im Mobilfunk-Netz könnten nur teilweise von anderen Masten geschlossen werden.

Aus dieser Boden-Vitrine wurde der Goldschatz gestohlen.

Gegen 4 Uhr habe ein Techniker am Dienstagmorgen den Ausfall der Kommunikations-Leitungen bestätigt und die Polizei informiert, wurde heute berichtet. Daraufhin seien von den Einsatzkräften zunächst einmal mehrere Banken angesteuert worden. Der Einbruch und der Diebstahl im Kelten-Römer-Museum seien vom Museums-Personal erst gegen 9.45 Uhr festgestellt worden. Daraufhin wurde das in Ingolstadt ansässige Polizeipräsidium-Oberbayern-Nord informiert. Mittlerweile werden die Ermittlungen in beiden Fällen vom LKA geführt. Dazu wurde heute offiziell erläutert: "Das bayerische Landeskriminalamt hat unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt die weiteren Ermittlungen sowohl für die gemeinschädliche Sachbeschädigung als auch für den schweren Banden-Diebstahl zentral übernommen."

Die Datenträger der Video-Aufzeichnungen im Museum wurden laut LKA gesichert; diese werden nun ausgewertet. Eine 20 Personen umfassende Sonder-Kommission mit dem Namen "Oppidum" versucht laut heutiger Mitteilung außerdem, unter anderem Werkzeug- und DNA-Spuren oder Fußabdrücke zu sichern. Zudem laufe die Befragung von Zeugen. Die Ermittler überprüfen auch mögliche Zusammenhänge mit einem Aufsehen erregenden Juwelen-Klau aus dem "Grünen Gewölbe" in Dresden sowie einem Münz-Diebstahl aus dem Bode-Museum in Berlin. Sie stehen in Kontakt mit den dortigen Kollegen und Behörden. Parallelen gibt es offenbar. Man könne aber noch nicht sagen, ob es Verbindungen gebe, so Limmer. Klar ist erst einmal: Der keltische Goldschatz von Manching ist verschwunden, die bislang unbekannten Täter sind mit ihm entkommen.

Das bayerische Landeskriminalamt bittet nach wie vor um Hinweise aus der Bevölkerung und stellt dazu konkret folgende Fragen:

  • Wem sind in den Nachtstunden im Bereich des Kelten-Römer-Museums in Manching verdächtige Personen aufgefallen?
  • Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Einbruch stehen könnten?
  • Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, zu den Tätern oder zu den gestohlenen Goldmünzen geben?
  • Wer hat im Bereich um das Gebäude Grundstraße 1 ½ in Manching verdächtige Personen festgestellt beziehungsweise Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sabotage stehen könnten?

Hinweise nimmt das LKA unter der Telefonnummer (0 89) 12 12 -0, aber auch jede andere Polizeidienststelle entgegen. 

Professor Rupert Gebhard, der leitende Sammlungs-Direktor der archäologischen Staatssammlung, beleuchtete heute den gestohlenen Goldschatz aus historischer und archäologischer Perspektive. Wir fassen zusammen: Im Jahr 1999 war bei Ausgrabungen südlich des antiken Hafens der einstigen Keltenstadt von Manching ein Goldschatz entdeckt worden, der um 100 vor Christus vergraben worden war und 483 so genannte Statere enthielt. Diese Münzen wiegen jeweils etwa 7,2 Gramm. Hinzu kommt ein zurechtgefeilter Gold-Gusskuchen von 217 Gramm, was dem Gewicht von 30 Münzen entspricht. Damit kommt man auf ein Gesamtgewicht von rund 3,7 Kilogramm. Der Schatz war ursprünglich wohl in einem Behältnis aus organischem Material aufbewahrt, das sich nicht erhalten hat – vielleicht ein Sack oder Beutel aus Stoff oder Leder. Hiervon zeugen drei –  laut LKA von den Einbrechern nicht gestohlene – Bronze-Ringe, mit dem das Behältnis wohl einst verschlossen war.

Auch der Manchinger Bürgermeister Herbert Nerb (gestreifte Krawatte) verfolgte die heute Presse-Konferenz.

Die Goldmünzen wurden nach Experten-Erkenntnissen seinerzeit im Siedlungs-Gebiet der keltischen "Boier" im heutigen Tschechien geprägt und gelangten dann wohl über Handels-Kontakte nach Manching. Als unklar gilt, warum der Schatz vergraben und später nicht mehr von seinem Besitzer geborgen worden war. Eine Niederlegung als religiöses Opfer wird als eher unwahrscheinlich angesehen. Durchaus plausibel wäre laut Professor Gebhard folgendes Szenario: Zum Zeitpunkt der Verbergung der Münzen setzte ein Niedergang der Keltenstadt von Manching ein, zu dem auch kriegerische Einfälle germanischer Stämme beigetragen haben dürften. Möglicherweise wollte also der Besitzer seinen Schatz in unruhigen Zeiten in Sicherheit bringen, starb dann aber plötzlich und konnte sein Wissen um den Schatz beziehungsweise das Versteck nicht mehr weitergeben.

Mit dem Diebstahl des keltischen Goldschatzes von Manching droht laut Gebhard nicht nur der dauerhafte Verlust eines absoluten Highlights des Kelten-Römer-Museums, sondern auch eines der größten und bedeutendsten Goldschätze der Keltenzeit überhaupt. Der kulturelle und wissenschaftliche Schaden sei enorm und nicht ersetzbar, der ideelle Wert nicht zu beziffern. Zudem habe er einen hohen Identifikationswert für die Gemeinde Manching, ferner sei er ein Kleinod für die europäische Archäologen-Gemeinschaft. Gebhard veranschlagte heute den reinen Materialwert auf etwa 250 000 Euro, den Handels- beziehungsweise Marktwert schätzt er dagegen auf 1,6 Millionen Euro. Die Archäologen hoffen freilich auf den Erhalt der Münzen. Die schlimmste Befürchtung ist, dass die Verbrecher den Goldschatz einschmelzen.

Spuren des Einbruchs.

Bisherige Beiträge zum Thema:

Keltischer Goldschatz aus Manchinger Museum geklaut: Was bisher bekannt ist

Einbruch ins Manchinger Museum: Täter erbeuten den keltischen Goldschatz

 


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