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Groß angelegte Durchsuchungs-Aktion in Niederlanden und Belgien. Mehr als 50 Straftaten, auch in der hiesigen Region, werden den Verdächtigen zugeordnet. 

(ty) Seit mehr als einem Jahr ermitteln die Staatsanwaltschaft Bamberg, das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg nach eigenem Bekunden gegen eine Gruppe von Geldautomaten-Sprengern, denen mehr als 50 Straftaten zugeordnet werden – darunter einige in der Region. In einer groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungs-Aktion, die am Montag in den Niederlanden und in Belgien stattfand gelang es nach offiziellen Angaben, insgesamt neun Haftbefehle zu vollziehen. Außerdem seien 16 Objekte durchsucht worden. Es handelt es sich dabei laut LKA um eine der größten Aktionen gegen Geldautomaten-Sprenger in den Niederlanden. Zugeschlagen haben sollen diese unter anderem in Kinding, Denkendorf, Lenting, Odelzhausen, Regensburg und Landshut. Das LKA registrierte im vergangenen Jahr allein in Bayern 37 versuchte und vollendete Sprengungen von Geldautomaten. Der dabei entstandene Sachschaden wird auf über vier Millionen Euro beziffert. Erbeutet worden seien insgesamt zirka 3,1 Millionen Euro.

In einer gemeinsamen Presse-Mitteilung haben die Staatsanwaltschaft Bamberg, das bayerische LKA und das Landeskriminalamtes von Baden-Württemberg am heutigen Donnerstag umfangreiche Details zu der im Raum stehenden Serie von Straftaten sowie Hintergründe zu dem Ermittlungs-Erfolg bekannt gegeben. Nach bisherigem Ermittlungsstand begann die Serie von Geldautomaten-Sprengungen, die alle mit Festsprengstoff begangen wurden, am 5. November 2021.

"In Heimertingen (Landkreis Unterallgäu) brachen an diesem Tag kurz vor 3 Uhr morgens mehrere zunächst unbekannte Täter den Geldautomaten der Sparkasse mit Brecheisen auf und setzten Festsprengstoff ein, um den Automaten zu zerstören und an das darin befindliche Geld zu gelangen", wurde dazu erklärt. "Anschließend flüchteten die Täter mit einem dunklen Audi-RS6-Avant und konnten unerkannt entkommen."

Mit dem auffallend gleichen Prozedere gab es den Angaben zufolge alleine in Bayern bislang 34 Geldautomaten-Sprengungen, von denen 31 erfolgreich waren. Dabei verursachten die Täter nach Angaben der Ermittlungs-Behörden einen Schaden in Höhe von mehr als vier Millionen Euro und erbeuteten mehr als 3,4 Millionen Euro. Der aktuellste Fall der Serie habe sich am 19. Januar dieses Jahres in Erkheim (Landkreis Unterallgäu) ereignet. 

Wie ein Sprecher des bayerischen LKA gegenüber unserer Redaktion erklärte, werden der Serie auch mehrere Taten aus der Region zugeordnet. Genannt werden Taten in Kinding (12. November 2021), Denkendorf (4. Februar 2022), Lenting (22. März 2022), Regensburg (8. Juli 2022), Landshut (4. August 2022), Essenbach bei Landshut (18. November 2022) und Odelzhausen im Landkreis Dachau (29. Dezember 2022). 

Um die Verfolgung der Täter möglichst effizient zu gestalten, führe die Staatsanwaltschaft Bamberg unabhängig von der Tatörtlichkeit zentral die Ermittlungen in all den Fällen. Für die polizeiliche Arbeit richtete das bayerische Landeskriminalamt eine Ermittlungs-Gruppe im Bereich der organisierten Kriminalität ein. In dieser waren an der Spitze über 15 Ermittlerinnen und Ermittler beschäftigt, wurde heute erklärt.

In Baden-Württemberg habe die Abteilung "Organisierte Kriminalität und Rauschgift-Kriminalität" des dortigen Landeskriminalamts gegen die Gruppierung ermittelt. Dort betrage der Sachschaden rund 2,7 Millionen Euro. Die Tatverdächtigen erbeuteten den Angaben zufolge etwa 1,8 Millionen Euro. Der erste Fall der Tatserie in Baden-Württemberg habe sich am 10. November 2021 in Wolpertshausen (Landkreis Schwäbisch Hall) ereignet: "Gegen 2.30 Uhr morgens gelangten die Kriminellen mit dem gängigen Modus Operandi an das Geld. Auch bei dieser Tat flüchteten sie mit einem dunklen und stark motorisierten Fahrzeug."

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Die Ermittlungen führten – so wurde heute bekannt gegeben – zu einer Gruppierung aus der niederländischen Stadt Roermond (Provinz Limburg) sowie in die Provinz Utrecht. Die Personen seien "dringend verdächtigt, 34 Geldautomaten in Bayern und 17 in Baden-Württemberg sowie einen Geldautomaten in Thüringen gesprengt zu haben". In enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Justiz- und Polizeibehörden sei es gelungen, mehrere Mitglieder dieser Gruppe zu identifizieren.

Die Vorwürfe lauten laut heutiger Mitteilung insbesondere auf schweren Banden-Diebstahl, Herbeiführen einer Sprengstoff-Explosion und Zerstörung eines Bauwerkes in mehreren Fällen. "Aufgrund der Skrupellosigkeit und außerordentlichen Gefährlichkeit bei der Ausführung der einzelnen Taten" ermittle die Staatsanwaltschaft Bamberg in zehn Fällen auch wegen versuchten Tötungs-Delikten. Hier handele es sich jeweils um Fälle, bei denen Menschen in besondere Gefahr gebracht worden seien.

Bei der groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungs-Aktion am Montag seien neben Angehörigen niederländischer und belgischer Behörden auch Ermittlerinnen und Ermittler aus Bayern und Baden-Württemberg im Einsatz gewesen. Insgesamt seien mehr als 270 Einsatzkräfte sowie mehrere Staatsanwälte und Richter an dem Aktionstag beteiligt gewesen.

Bei den neun Festgenommenen handele es sich um Männer im Alter zwischen 25 und 41 Jahren mit Wohnort in den Niederlanden. Sie seien niederländische, marokkanische, afghanische, türkische und rumänische Staatsangehörige mit Aufenthalt in den Niederlanden und Belgien. Nach drei weiteren mutmaßlichen Mittätern werde aktuell noch gefahndet.

In mehreren Durchsuchungs-Objekten seien umfangreiche Tat- und Beweismittel sichergestellt worden – ebenso Gegenstände, die zur Vermögens-Sicherung eingezogen worden seien. Es seien unter anderem mehrere zehntausend Euro Bargeld, Maskierungs-Gegenstände, Luxus-Kleidung und Luxus-Uhren aufgefunden worden. In einer Garage in Roermond seien ein mutmaßliches Tatfahrzeug, ein Audi-RS6, sowie "mehrere vorgefertigte Sprengpacks" sichergestellt worden.

Die festgenommenen Personen werden laut heutiger Mitteilung einem Haftrichter in den Niederlanden und Belgien vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg habe bereits die Auslieferung nach Deutschland beantragt. Auch im präventiven Bereich seien bereits Maßnahmen getroffen sowie Beratungen mit den Banken und Sparkassen geführt worden, um möglichst effektive Maßnahmen zu ergreifen, die weitere Sprengungen verhindern könnten. Dazu finde in einer Woche ein erneutes Treffen mit den Banken-Verbänden im bayerischen LKA statt.

Im vergangenen Jahr kam es laut LKA allein in Bayern zu 37 versuchten und vollendeten Sprengungen von Geldautomaten. Dabei sei ein Sachschaden in Höhe von über vier Millionen Euro entstanden. Erbeutet worden seien insgesamt zirka 3,1 Millionen Euro. Im Jahr davor seien in Bayern insgesamt 17 Geldautomaten gesprengt worden; dabei sei ein Sachschaden in Höhe von mehr als einer Million Euro entstanden. Die Tatbeute habe etwas weniger als eine Million Euro betragen. Im aktuellen Jahr sei es bislang zu zwei Sprengungen von Geldautomaten in Bayern gekommen.


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