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Die Hallertauer Volksbank und die Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte wollen künftig gemeinsame Sache machen. Ein Hintergrundbericht.

Von Tobias Zell

Es ist nicht gerade ein kleiner Stern, der sich da anschickt, auf dem Banken-Himmel aufzugehen. Mit der Verschmelzung von Hallertauer Volksbank und Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte entstünde die drittgrößte Genossenschaftsbank im Freistaat. Addiert man die Bilanz-Summen, ergeben sich knapp vier Milliarden Euro. Das betreute Kunden-Volumen beträgt zusammen fast acht Milliarden Euro. Heute haben die beiden Kreditinstitute offiziell mitgeteilt, dass sie eine Fusion anstreben. Im Juni sollen die Vertreter der beiden Häuser grünes Licht geben. Alle Standorte sollen erst einmal erhalten bleiben; fusions-bedingte Kündigungen schließt man aus.

 

In den vergangenen Jahren war immer wieder über eine möglicherweise bevorstehende Hochzeit der beiden Banken spekuliert worden. Die Gerüchte, die dazu kursierten, waren mal mehr, mal weniger intensiv. Dem Vernehmen nach war der Gesprächsfaden auch in stilleren Zeiten nie abgerissen. Doch so weit, wie jetzt, war man noch nie. Die Aufsichts-Gremien beider Geldinstitute, so wurde heute erklärt, „haben erst vor wenigen Wochen die Vorstände beauftragt, Verschmelzungs-Verhandlungen mit dem Ziel einer Fusion zu führen“. 

Inzwischen sind die Hallertauer Volksbank mit Sitz in Pfaffenhofen und die Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte mit Sitz in Ingolstadt nach eigener Mitteilung auch bereits in die Sondierungs-Runden eingestiegen. Und die laufen angeblich recht gut. Die bisherigen Gespräche seien „sehr positiv, effektiv und zielführend“ gewesen, bestätigten die beiden Vorstandsmitglieder der Hallertauer Volksbank, Thomas Lange und Andreas Streb, heute. Über die wesentlichen Eckpunkte ist man sich demnach schon einig.

 

Sowohl die Vorstände als auch die Mitarbeiter der beiden Banken sähen sich täglich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert, heißt es in der heutigen Pressemitteilung. Jetzt strebe man den Zusammenschluss an, „um diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern“. Für die Mitglieder und Kunden werde „eine leistungsstarke, stabile und zukunftsfähige Genossenschaftsbank“ entstehen, so das Ziel. Die Stichworte dazu lauten: „Mehr Leistung, mehr Stärke, mehr Chancen.“ 

„Wir wollen unsere Kräfte bündeln. Gemeinsam bewältigen wir die ständig steigenden regulatorischen Anforderungen und die seit Jahren anhaltende Niedrig-Zins-Phase leichter“, sagt Streb. „Eine große Bank schafft den idealen Rahmen für eine noch höhere Spezialisierung.“ Groß wäre das fusionierte Geldinstitut, dessen Name dem Vernehmen nach noch nicht feststeht, allemal. Auf dem genossenschaftlichen Sektor gäbe es in ganz Bayern nur noch zwei größere Häuser: die kirchliche Liga-Bank in Regensburg und die Volksbank-Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee.

 

„Der Zusammenschluss verspricht uns Synergie-Effekte“, versichert Lange. Zum Beispiel seien Investitionen in die Technik für eine große Bank deutlich günstiger als für zwei einzelne Häuser. Diese große Bank, die da entstehen soll, lässt sich rechnerisch wie folgt Einordnen. Addiert man die Bilanz-Summen, so kommt man auf beinahe vier Milliarden Euro. Und das betreute Kunden-Volumen ergibt zusammen fast acht Milliarden Euro. 

Die Hallertauer Volksbank beschäftigte zum Ende vergangenen Jahres 286 Mitarbeiter und zählte 31 426 Mitglieder, die Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte hatte 557 Personen auf der Gehaltsliste und vermeldete 55 714 Mitglieder. Beide Kreditinstitute betreiben aktuell insgesamt 53 Filialen und 13 Selbstbedienungs-Standorte. Im Factory-Outlet-Center „Ingolstadt Village“ ist die Fusion übrigens schon seit Jahren vorweggenommen – dort betreibt man bereits gemeinsam einen Geldautomaten.

 

Die Höhe der von einer Bank maximal ausgegebenen Kredite hängt nicht zuletzt von der Bilanzsumme und vom Eigenkapital ab. Jedes Geldinstitut kann so praktisch an Grenzen stoßen, denn ein regulatorisch vorgegebener Anteil des Kredit-Volumens muss durch Eigenkapital gedeckt sein. „Wir agieren in einer stark prosperierenden Region. Der Kreditbedarf unserer Firmenkunden ist immens. Es wird kräftig investiert – und das ist gut so“, sagt Streb und kündigt an: „Mit der neuen Größe können wir den steigenden Kreditbedarf unseren Privat- und Firmenkunden leichter bedienen.“ 

Und eine Bank dieser Größe böte den Mitarbeitern noch bessere Entwicklung- sowie Karrierechancen, so Streb weiter. Spezialisten könnten seinen Worten zufolge die hohen regulatorischen Anforderungen professionell managen; zudem sollen Arbeitsabläufe standardisiert werden. „Wir optimieren ständig unsere Prozesse und Vorgänge, um noch mehr Effizienz zu erzeugen.“ Man werde Leer- und Wegezeiten deutlich reduzieren. „Der Kunde soll bei uns nur noch für Leistungen bezahlen, die für ihn einen spürbaren Mehrwert bringen.“

 

Die aktuellen Standorte der beiden Banken „ergänzen sich gut“, heißt es in der Pressemitteilung. Von Weißenburg im Norden bis Moosburg/Isar im Süden sowie von Pappenheim (im Westen) bis Langquaid im Osten biete man ein dichtes Filial-Netz – das wäre grob die Ausdehnung des Geschäftsgebiets nach der Fusion.

Lediglich an zwei Orten, in Pfaffenhofen und Kösching, sind auch heute schon beide Geldinstitute vertreten. „Diese Überschneidung lässt sich gut lösen. Durch die Zusammenlegung an einen Standort entsteht ein klassisches Zwei-Gewinner-Modell“, erklärt Lange. „Unseren Kunden steht weiterhin eine leistungsfähige Bank mit persönlicher Beratung zur Verfügung und wir sparen die Kosten für die zweite Filiale.“ 

Spannend dürfte freilich im Falle der Fusion die Antwort auf die Frage werden, wie das am Pfaffenhofener Hauptplatz dann freiwerdende Bank-Gebäude künftig genutzt werden soll. Das lässt viel Raum für Fantasie und könnte die Innenstadt zusätzlich beleben. Das Fusions-Konzept sieht laut heutiger Mitteilung vor, dass alle anderen Standorte „bis auf Weiteres erhalten bleiben“. Lange betont: „Solange unsere Kunden unseren Filialen nutzen, bleiben wir gerne in der Region präsent.“

Erstmeldung zum Thema:

Hallertauer Volksbank und VR Bayern-Mitte streben Fusion an


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